Warren Buffett über Microsoft im Jahre 1997
Diese Woche bin ich per Zufall auf einen Email Verkehr von Warren Buffett und Jeff Raikes, einem ehemaligen Microsoft Manager und engem Verbündeten von Bill Gates, aus dem Jahre 1997 gestoßen. Jeff Raikes versucht darin Warren Buffett von einem Investment in Microsoft zu überzeugen, indem er Vergleiche mit Coca Cola und See’s Candy anstellte und Warren Buffett antwortete ihm, wie Warren Buffett eben antwortet.
Die englische Originalversion findet sich HIER, folgend eine kurze Zusammenfassung des Gedankenwechsels:
Hauptargumente von Raikes (geschrieben aus Sicht der 97er Jahre):
1996 wurden gut 50 Millionen PCs verkauft, davon laufen 80% mit dem Betriebssystem von Microsoft. Mit durchschnittlichen Lizenzgebühren von 45$ ergibt das einen Umsatz von gut 1.8 Milliarden. Dabei laufen auch fast alle restlichen 10 Millionen PCs auf Microsoft, das allerdings illegal, in der Bekämpfung dieser Piraterie liegen also ebenfalls 450 Millionen US-Dollar Umsatz.
Bis 2000 wird es gut 100 Millionen PCs geben, davon werden 90% auf Microsoft laufen, insofern man die Piraterie auf 10% reduzieren kann. Auch hat man, ähnlich wie See’s Candy, eine hohe Preissetzungsmacht bei Microsoft und kann die durchschnittliche Lizenzgebühr bis ins Jahr 2000 auf 80$ anheben, was einen Gesamtumsatz von 7.2 Milliarden US-Dollar entspricht (und damit einer Vervierfachung des Umsatzes in 3 Jahren). Dazu kommt, dass es sich aufgrund der vernachlässigbaren Umsatzkosten sowie der geringen Anzahl an Vertriebsmitarbeitern um ein Geschäft mit Margen von mehr als 90% handelt, wovon man natürlich noch die Forschungs- und Entwicklungskosten abziehen muss, sich alles in allem aber ähnliche Margen wie bei Coca Cola ergeben.
Zu diesem Geschäft kommt das Geschäft mit Softwareprodukten, die über das Betriebssystem hinausgehen, wie bspw. die Office-Programme von Microsoft. 1996 brachten diese Softwares gut 7 Milliarden ein bzw. ca. 140$ pro verkauftem PC.
Alles in allem wächst also der Markt, damit wachsen automatisch die Lizenzeinnahmen von den Betriebssystemen die auf fast jedem PC sind. Dadurch, dass überall das Betriebssystem von Microsoft läuft, kann man auch recht einfach weitere Software-Produkte verkaufen und je weiter sich die Technologie entwickelt, desto höher wird der Bedarf nach Software werden.
Natürlich muss man dafür immer auf dem neusten Stand bleiben und investieren, aber auch Disney muss bspw. in neue Filme investieren.
Schlussendlich muss man natürlich eingestehen, dass sich das Geschäft im Technologiegeschäft viel schneller ändert, als bspw. im Markt der Softdrinks, dennoch sieht es für die nächsten Jahre wirklich gut aus für Microsoft.
Warren Buffetts Argumente:
Microsoft hat ein tolles Geschäft. Es ist also ob man in einem Fluss steht und für jeden Liter der vorbeifließt Geld kassiert. Gleichzeitig wird der Fluss immer größer und es kommen zusätzlich immer mehr Nebenflüsse dazu, durch die man auch Geld verdient.
Coca Cola verdient mit jedem Schluck Geld wobei am Tag wahrscheinlich gut 7.2 Milliarden Schluck an Coca Cola Produkten getrunken werden. Ich bin mir fast 100 Prozent sicher, dass das auch in zehn Jahren noch so sein wird, solange Coca Cola keinen Krebs verursacht.
Bill Gates und Microsoft hat ein mindestens so gutes Lizenzgeschäft wie Coca Cola aber die Sicherheit für die Zukunft, die ich bei Coke habe, habe ich bei Microsoft nicht. Ich kann nicht wirklich sagen, wie es Microsoft in 20 Jahren geht. Wenn ich eine Entscheidung treffen müsste würde ich zwar eher für Microsoft wetten statt dagegen. Das wichtige beim Investieren ist aber, sich bewusst zu machen, dass man diese Entscheidungen nie treffen muss. Viel besser ist es, genau dann zuzuschlagen, wenn das Ziel klar erkenntlich und leicht zu treffen ist, und einfach mal nichts zu tun, wenn das Ziel nicht so klar ist.
Man sollte also beim Investieren nur dort zuschlagen, wo man sich wohlfühlt und dieser Wohlfühlbereich ist für jeden anders.
Eine Anmerkung meinerseits
Die meisten von uns bewerten Entscheidungen auf Basis des Ergebnisses, zu dem die Entscheidungen geführt haben. Investiert man also in ein Unternehmen und die Firma wird insolvent, war die Entscheidung schlecht, investiert man in einen anderen Konzern der nach dem Investment floriert und ordentlich Dividenden ausschüttet, war die Entscheidung gut.
Was Warren Buffett uns aber unter anderem in dieser E-Mail sagen will ist, dass diese Art Entscheidungen zu bewerten falsch ist. Man nehme an, man trifft eine Entscheidung in einem Bereich von dem man wenig Ahnung hat, investiert bspw. als Warren Buffett in ein High-Tech Unternehmen. Schließlich geht das Investment aus irgendeinem, für den Investor unerkenntlichen, Grund gut aus. Traditionellerweise würde man diese Entscheidung zu investieren als richtig erachten.
In Wahrheit aber war die Entscheidung falsch, das gute Ergebnis ist nämlich kein Resultat der Entscheidung, sondern ein Resultat von purem Glück. Eine derartige Entscheidung sollte man deshalb nie wieder treffen, da man sonst einfach nur auf Basis glücklicher Zufälle investiert. Man muss das Investment trotz der positiven Rendite also als Fehler betrachten und entsprechend daraus lernen.
Wenn aber Warren Buffett mit seinem Coca Cola Investment gegen die Wand fährt, weil herauskommt, dass Coca Cola tatsächlich zu Krebs führt, dann ist deshalb die Entscheidung in Coca Cola zu investieren nicht schlecht gewesen. Den Warren Buffett hat auf Basis seines Wissens und unter Betracht aller Fakten eine gut durchdachte Investmententscheidung getroffen. Ein zufälliger Faktor, den man nicht erwarten konnte, hat das Investment aber in den Ruin geführt. Trotz des Verlustes sollte man die Entscheidung nicht als Fehler betrachten, sondern auch in Zukunft versuchen nur dort zu investieren wo man sich enorm gut auskennt und umfassend informiert hat.
Das Resultat einer Entscheidung ist also nicht die wichtigste Messgröße. Im Nachhinein sollte man sich vielmehr ansehen, wie man zur Entscheidung gekommen ist und ob es sich grundsätzlich um die damals bestmögliche Entscheidung gehandelt hätte, insofern der glückliche oder negative Zufall nicht eingetreten wäre.
Zu dem Thema meine Anmerkung kann ich DIESEN Podcast mit einer der weltbesten Poker-Spielerinnen Annie Duke empfehlen. Sie spricht sogar davon, dass in Meetings über schlecht gelaufene Investments viel öfter der Satz „Wir hätten mehr investieren müssen“, fallen müsste, während bei Meetings über erfolgreiche Investments viel öfter der Satz „Wir hätten nicht investieren sollen“, fallen müsste.
Quellen:
https://sriramk.com/memos/BuffettRaikesemails.pdf. (Zugriff: 26.10.2019)
https://raikesfoundation.org/jeff-raikes. (Zugriff: 26.10.2019)
https://web.archive.org/web/20080420111207/http://www.microsoft.com/presspass/exec/jeff/default.mspx. (Zugriff: 26.10.2019)
https://a16z.com/2019/05/07/thinking-in-bets-innovation-uncertainty/. (Zugriff: 26.10.2019)