Daten und Wählen
«Na und, sollen sie meine Gespräche doch aufnehmen. Sollen Amazon, Facebook, Google und der Staat meine Daten sammeln. Ich habe nichts zu verbergen.»
Diese oft genannte Begründung dafür, mit den eigenen Daten sehr leichtfertig umzugehen, würde überraschen, wenn man von einem grundlegenden Technologieverständnis in der Bevölkerung ausgehen würde.
Das weitläufige Verständnis scheint zu sein, dass irgendein Mitarbeiter im Headquarter von Amazon sitzt und sich die Sprachaufnahmen von Alexa anhört. In diesem Fall wäre es tatsächlich egal, was mit den eigenen Daten passiert, insofern man nichts zu verbergen hat.
In der Praxis kommen die Daten allerdings in große Datenbanken, mit den Daten von Millionen anderen Nutzern. Diese Daten kann man zum Training von verschiedensten Applikationen künstlicher Intelligenz nutzen. Diese Applikationen sind enorm mächtig, können uns und unser Verhalten mit mehr und mehr Daten immer besser verstehen.
Es geht also wie in der Demokratie, wie bei den Klimademonstranten- und Aktivisten, nicht darum, wie viel Effekt das eigene Handeln tatsächlich auf das Klima hat, wie viel Einfluss die eigene Stimme tatsächlich auf das Wahlergebnis hat. Es geht darum, wie stark sich das kollektive Handeln auswirkt und für dieses kollektive Handeln muss jeder bei sich selbst anfangen.
Genau gleich ist das mit den Daten. Es ist vollkommen egal, ob man Facebook, Amazon oder Google die eigenen Daten gibt. Mit dem Datensatz einer Person können sie nichts anfangen, bekomme sie noch keine Macht. Es ist aber nicht egal, ob das Kollektiv diese Plattformen mit Daten versorgt, denn durch große Datenmengen werden sie mächtig.
Zum Weiterlesen und Empören:
Mitchell, Melanie: Artificial Intelligence. A guide for thinking humans. New York: 2019.
Berg, Sibylle: GRM. Brainfuck. Köln: 2019.