Antizipativ oder Versprechensbasiert
In der Demokratie gibt es einen inhärenten Interessenskonflikt zwischen langfristig orientierten Entscheidungen und den periodisch wiederkehrenden Wahlen, in denen vor allem die kurzfristige Popularität und Mobilisierung die entscheidende Rolle spielt.
Genau wie den Populismus kann man auch dieses Phänomen durch die Brille politischer Repräsentation betrachten.
Antizipative Repräsentation verfolgt den Ansatz als Politiker nicht jene Maßnahmen zu setzen, die man im vorangegangenen Wahlkampf versprochen hat, sondern jene Maßnahmen, die bei der nächsten Wahl zu möglichst guten Ergebnissen führen werden.
Im Gegensatz dazu verfolgt die versprechensbasierte Repräsentation den Ansatz, jene politischen Maßnahmen umzusetzen, die man im Wahlkampf versprochen hat.
Tendenziell und auch intuitiv ist die versprechensbasierte Repräsentation zu bevorzugen. Versprechen im Wahlkampf und ihre politische Akzeptanz fokussieren sich per Definition auf den längsten Zeitraum – den Zeitraum der gesamten Regierungszeit nämlich. Hier besteht also auch das größte Potential, dass Politiker Maßnahmen setzen, die kurzfristige Kosten aber langfristig umso größere Benefits verursachen.
Alle politischen Maßnahmen mit denen ein Politiker im Zuge seiner Regierungszeit versucht, Popularität für die nächste Wahl zu gewinnen, müssen hingegen immer kurzfristiger orientiert sein. Je später in der Regierungszeit, desto kurzfristiger und irrationaler.
Aus diesem Grund gilt es Rechenschaftsmechanismen für Politiker zu schaffen, die den Wählern transparenter ermöglicht, die Handlungen eines Politikers mit seinen Versprechen im vorangegangenen Wahlkampf zu vergleichen.
Zum Weiterlesen:
https://plato.stanford.edu/entries/political-representation/#DesRep