noah leidinger

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„Die von uns, die AFD wählen“ – das demokratische WIR

“I have tried to say the sentence, ‘Those of us who voted for trump’, which is a very difficult sentence to say.” - Penn Jillette

Filterblasen durch die Algorithmen von Facebook und Twitter, die Radikalisierung der politischen Rechten und Linken sowie eine allgemeine Spaltung der Gesellschaft – all diese Themen stellen eine Gefahr für eine gesunde Demokratie dar. Doch man darf nicht übertreiben und wenn man es ernst meint gilt es, bei der eigenen Sprache anzusetzen.

Die Diskussion zwischen verschiedenen politischen Lagern ist in den letzten Jahren wohl tatsächlich schwerer geworden. Aus den USA gibt es schon Meldungen, dass so viele Familienfeiern wie noch nie wegen politischen Meinungsunterschieden ausgefallen sind. Das ist natürlich ein gefährlicher Trend, doch die Gesellschaft ist noch nicht gespalten.

Vielfach ist die Spaltung der Gesellschaft ein Phänomen der Meinungseliten, also von Journalisten und anderen Personen die öffentlich ihre politische Meinung kundtun. Diese Menschen schreiben von der Spaltung, diese Menschen erleben die Spaltung aber auch am stärksten am eigenen Leib.

Wieso?

Bei den Meinungseliten spielt die Politik eine zentrale Rolle, eine divergierende politische Einstellung ist also in ihrem Leben ein sehr wichtiger Faktor bei der Begegnung mit anderen Personen.

Für den durchschnittlich interessierten Bürger ist die politische Einstellung keine derart große Variable. Nur weil die politischen Meinungskluften also größer werden, spalten sich diese Menschen im alltäglichen Leben nicht unbedingt stärker voneinander ab.

Übertreiben wir also nicht.

Dennoch sollte es diese Kluft auch bei Meinungseliten und politisch Interessierten nicht geben. Diese Menschen wirken sich schlussendlich übermäßig auf die Politik aus. Auch sollte es generell nicht sein, dass im Politischen nicht ordentlich diskutiert werden kann. Wenn die andere politische Einstellung zum Todschlagargument für jegliche Diskussion wird, dann ist die Demokratie wirklich gefährdet. An diesem Punkt sind wir vielfach noch nicht, doch Vorsicht ist geboten.

Welcher Journalist, Twitterer oder anderweitiger Meinungsäußerer es ernst meint, mit seiner Sorge um die politische Spaltung, muss bei der eigenen Sprache ansetzen.

Hören wir auf von „den Trump Wählern“, „den AFD Wählern“ und „den Klimaaktivisten“ zu sprechen. Sprechen wir von „denen von uns, die Trump wählen“, „denen von uns, die die AFD wählen“ und „denen von uns, die als Klimaaktivisten aktiv sind“.  

Wir leben in einer Demokratie. Wir alle gehören zu dem Volk, das in der Demokratie der Souverän ist. Es ist an der Zeit, das demokratische WIR stärker zu betonen.

Zum Weiterhören:

https://tim.blog/2020/01/09/penn-jillette/