So gut wie alle Erfolgsratgeber und Biografien außerordentlich berühmter oder reicher Menschen teilen einen entscheidenden Fehler: Silent Evidence beziehungsweise schweigende Beweise.[i]

Denn nur erfolgreiche Menschen schreiben Biografien. Alle Menschen, die mit ihren Projekten gescheitert sind, deren Lebensweg in die Sackgasse geführt hat, hört man in der Regel nicht.

Ein extremes Beispiel: 100 Studenten beginnen mit Bitcoin zu spekulieren. Einer von ihnen hat Erfolg, alle anderen verlieren ihr investiertes Geld. Nun wird aber genau der Eine um die Welt reisen und von seiner Erfolgsstrategie berichten. Von den 99 Verlieren hört man in der Regel nichts.

„There is a vicious attribute to the bias: it can hide best when its impact is largest. Owing to the invisibility of the dead rats, the more lethal the risks, the less visible they will be, since the severely victimized are likely to be eliminated from the evidence.” - Nassim Taleb in seinem Buch “The Black Swan”.

Ein besonders bösartiger Aspekt der schweigenden Beweise: Je höher das Risiko, je geringer die Erfolgschancen, desto stärker wirkt sich der schweigende Beweis aus.

So gibt es beispielsweise viele halbwegs erfolgreiche Buchhalter, Lehrer oder Beamte. Es gibt aber nur wenige halbwegs erfolgreiche Börsen- oder Immobilienspekulanten, die mit hohem Risiko und viel Fremdkapital arbeiten. Entweder sie gewinnen massiv, oder sie gehen Bankrott.

Je risikoreicher der Pfad und je mehr Menschen komplett scheitern, desto stärker die schweigenden Beweise.

Zum Weiterlesen:

Taleb, Nassim Nicholas: The Black Swan. The Impact of the Highly Improbable. London: 2008. [ii]

 [i] Mir scheint diese Übersetzung am passendsten, da sie das Phänomen besser beschreibt als „stille Beweise“.

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