noah leidinger

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Museum oder Blindheit

Bisher fokussierten sich meine Artikel rund um den effektiven Altruismus stets auf verschiedene Optionen zur Leidreduktion.

Soll man 1000 Menschen von ihrer Blindheit befreien oder 500 Menschen vor dem Verhungern bewahren?

Soll man in Europa spenden, oder sind die eigenen Mittel in Entwicklungsländern nicht viel effektiver investiert?

Natürlich kann man aber auch für gänzlich andere Zwecke spenden. Beispielsweise für das neue Gebäude eines Museums, für die Förderung von Künstlern oder Sportlern.

Nehmen wir also an, ich habe 100,000 Euro. Mit diesem Betrag kann ich circa 1000 Menschen in Entwicklungsländern von ihrer Blindheit befreien.

Doch auch ein lokales Museum bittet mich um eine Spende für den Neubau. Der Neubau soll 10 Millionen Euro kosten und für 30 Jahre aktiv sein. Pro Jahr besuchen rund eine Millionen Menschen das Museum.

Mit 100,000 Euro kann ich ein Hundertstel des Neubaus finanzieren. Über 30 Jahre gesehen beschere ich also 300,000 Menschen einen besseren Museumsbesuch.

Was ist also wichtiger? Die Blindheit von Tausend Personen oder die ästhetische Erfahrung von 300,000 anderen?

Der Philosoph Peter Singer geht die Fragestellung mit folgendem Gedankenexperiment an: Nehmen wir an, der Museumsneubau wird von einem bösartigen Dämon bewohnt, der jeden Hundertsten Besucher erblinden lässt. Über 30 Jahre würden also 3000 Besucher aufgrund deiner Spende erblinden.

In Anbetracht dieser Sachlage würden wohl die wenigsten das Museum besuchen, geschweige denn in den Neubau investieren.

Wieso würde man dann aber 1000 Menschen in Entwicklungsländern erblinden lassen? Ist ihre Blindheit weniger wert als die Blindheit der Musemsbesucher?

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.