noah leidinger

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Opportunistisches Denken

“Upton Sinclair said it best of all. He said, “It’s very hard to get a man to believe non-X when his way of making a living requires him to believe X.” On a subconscious level, your brain plays tricks on you and you think [that] what is good for the true little me is what you should believe.” – aus Tren Griffins Buch “Charlie Munger. The complete investor”.

Ein häufiger Denkfehler, ob bewusst oder unterbewusst, ist der Fehler des opportunistischen Denkens. Es lässt sich nur sehr schwer vermeiden und fordert großen Aufwand, die Welt nicht durch die Brille des eigenen kurzfristigen Nutzens zu betrachten.

Dabei ist diese Brille auf lange Sicht schädlich, da sie langfristig orientiertes Denken und Handeln verhindert. Dieser Denkfehler ist die Basis des Unterganges der meisten großen Unternehmen, die es nicht schaffen, sich selbst zu revolutionieren und schlussendlich von außen revolutioniert werden, woran sie dann zugrunde gehen.

Dieser Denkfehler des opportunistischen Denkens unterläuft uns oft unterbewusst, doch auch wer bewusst opportunistisch denkt, wird davon meist nicht profitieren. Grund dafür sind virale Gruppengedanken.

Der erfolgreiche Investor Ben Graham erzählte in Bezug auf virale Gruppengedanken folgende Geschichte:

Ein Ölschürfer ist auf dem Weg in den Himmel und begegnet Sankt Peter, der schlechte Nachrichten für ihn hat. Der Ölschürfer hat sich seinen Platz im Himmel zwar verdient, doch der Himmel für Arbeiter der Ölindustrie ist völlig überfüllt. Nach kurzer Überlegung wandte sich der Ölschürfer mit der Bitte an Sankt Peter, vier Worte an seine Kameraden im Himmel richten zu dürfen. Sankt Peter dachte sich nichts dabei und genehmigte diesen Wunsch. „Öl in der Hölle“, rief der Ölschürfer und sofort stürmten alle anderen Ölschürfer aus dem Himmel und machten sich auf den Weg in die Hölle. Sankt Peter war beeindruckt und bot dem Ölschürfer an, seinen Platz im Himmel nun einzunehmen, da jetzt genug Plätze frei waren. Doch nach kurzer Überlegung lehnte der Ölschürfer das Angebot ab: „Ich werde mich meinen Kameraden anschließen. Vielleicht stimmt das Gerücht ja.“

Gerade wenn man sich in einer Gruppe befindet, in der die kurzfristigen Interessen der Mittglieder übereinstimmen, verbreitet sich ein opportunistischer Denkfehler oft so stark, dass ihn mit der Zeit selbst jene glauben, die den Denkfehler ursprünglich erkannt hatten oder sich ihm bewusst waren.

Hier verstärkt also die Gruppe den Denkfehler, der sich wie ein Feuer in ihr ausbreitet.

Was kann man also tun, um diese Denkfehler zu vermeiden? Ein erster Schritt ist, viel zu diskutieren. Mit Leuten zu diskutieren, die entgegengesetzte Interessen verfolgen, sich beispielsweise als Großkonzern mit jungen Start-Ups zu treffen, die die eigene Branche revolutionieren wollen.

Um den viralen Gruppengedanken zu entkommen, muss man immer vorsichtig sein, sich nicht zu stark in die jeweilige Gruppe zu integrieren. Denn wenn zum unbewussten Gruppendenken auch noch jenes Gruppendenken kommt, dass durch ein Streben nach Ansehen und Anerkennung innerhalb der Gruppe entsteht, geht jegliche individuelle Denkrationalität verloren.

Zum Weiterlesen:

Griffin, Tren: Charlie Munger. The complete investor. New York: 2015.