Soziale Beziehungen - Wissensredundanz
In einem perfekten Arbeitsmarkt bekommen die kompetentesten Bewerber die besten Positionen. In der Praxis ist dieser perfekte Arbeitsmarkt nicht viel mehr als eine nette Idee.
Wie der chilenische Ökonom César Hidalgo in seinem Buch „Why information grows.“ beschreibt, sind oft mehr als 50% aller Arbeitsplätze in einer Stadt oder einem Unternehmen auf soziale Beziehungen zurückzuführen.
Für soziale Beziehungen selbst spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: soziale Zentren, soziale Ähnlichkeit und Homophilie.
Wir haben vor allem Beziehungen mit Menschen, die sich regelmäßig an ähnlichen Orten aufhalten (soziale Zentren), die ähnliche Freundeskreise haben (soziale Ähnlichkeit) und die uns selbst in Bezug auf Interessen und Co. ähnlich sind (Homophilie).
Kurz gesagt: Soziale Netzwerke tendieren zur Homogenität, sie sind Cluster von ähnlichen Menschen.
Eine Firma, die viele Mitarbeiter durch soziale Beziehungen akquiriert, wird ebenfalls zu einem Cluster von ähnlichen Menschen. Ein Cluster von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, ähnlichen Interessen, ähnlichem Wissen.
Das führt zu einer hohen Redundanz an Knowledge und Knowhow.
Gemäß der Firmbyte-Theorie ist die Wissenskapazität jedes Unternehmens begrenzt. An irgendeinem Punkt sind die Kosten der Bürokratie so hoch, dass Outsourcing günstiger ist. Je mehr Redundanz im Wissensschatz der Mitarbeiter vorhanden ist, desto schneller ist dieser Punkt erreicht.
Während soziale Beziehungen in der Mitarbeiteranstellung sicherlich auch Vorteile mit sich bringen – beispielsweise, dass sich die Personen besser ins soziale Gefüge der Firma integrieren können – sind die Nachteile einer unnötigen Nutzung des geistigen Speicherplatzes nicht zu vernachlässigen.
Zum Weiterlesen:
Hidalgo, César: Why information grows. The evolution of order, from atoms to economies. Philadelphia: 2015.