Risikolos und Undifferenziert
Ein entscheidender Nachteil der Digitalisierung besteht in der Einschränkung des Körpers. In meinem Artikel „Denkende Körper“ habe ich bereits erläutert, wie sich diese Einschränkung unter anderem negativ auf unser Lernen, unser Erinnerungsvermögen sowie unsere Kreativität auswirkt.
Darüber hinaus spielt auch der Faktor des Risikos und der Nachahmung in diesem Zusammenhang eine essentielle Rolle – wie die Stanford-Forscher Scott Klemmer, Björn Hartmann und Leila Takayama in ihrem Paper „How Bodies Matter: Five Themes for Interaction Design“ betonen.
Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene lernen eine Menge durch die Nachahmung anderer. Wer als Lehrling jeden Tag von den besten Tischlern, Mechanikern oder Köchen umgeben ist, wird schon allein durch deren Beobachtung und Nachahmung beeindruckende Fähigkeiten aufbauen.
Nur weil ich die Tipp-Bewegung eines erfolgreichen Autors oder Programmierers nachahme, werde ich aber zu keinem Experten auf diesen Gebieten. Nur durch Beobachtung der physischen Handlung kann man in einer digitalen Arbeitswelt wenig bis gar nichts lernen.
Der zweite Aspekt, denn die Digitalisierung vernachlässigt: das Risiko. Wenn ich in der realen Welt arbeite, habe ich immer ein gewisses physisches Risiko. Als Mechaniker kann ich mich selbst verletzen, als Maler ein großartiges Werk mit ein paar falschen Strichen vollkommen verhauen.
Das physische Risiko und die Unmöglichkeit, Dinge rückgängig zu machen, führt zu einem verstärkten Commitment und einem erhöhten Aufmerksamkeitsniveau.
„With the challenges of risk come opportunities for more trusting, committed, responsible, and focused interactions in both social and individual activities.” - Björn Hartmann et al. in ihrem Paper „How Bodies Matter: Five Themes for Interaction Design”
Obwohl nicht zu leugnen ist, dass die Reversibilität digitaler Handlungen enorme Vorteile mit sich bringt, sollte man sich dem potentiellen Verlust an Commitment und Aufmerksamkeit stets bewusst sein.
Zum Weiterlesen:
http://worrydream.com/refs/Klemmer%20-%20How%20Bodies%20Matter.pdf