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Helden, Normen und Tibet

„Die Herrschaft der Mönche in Tibet ist einmalig und läßt sich nur mit einer strengen Diktatur vergleichen. Mißtrauisch wachen sie über jeden Einfluß von außen, der ihre Macht gefährden könnte. Sie sind selbst klug genug, nicht an die Unbegrenztheit ihrer Kräfte zu glauben, würden aber jeden bestrafen, der Zweifel in dieser Richtung äußerte. So waren einige von ihnen mit dem Kontakt, den wir mit der Bevölkerung hatten, durchaus nicht einverstanden. Denn unser Verhalten, das von jedem Aberglauben unbeeinflußt war, mußte ja schließlich den Tibetern zu denken geben. Wir gingen nachts in die Wälder, ohne von den Dämonen bestraft zu werden, wir erkletterten Berge, ohne Opferfeuer zu brennen, trotzdem geschah uns nichts.“ – Heinrich Harrer in seinem Buch „Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama.“

Henrich Harrers autobiografisches Werk über Tibet zeigt unter anderem die unglaubliche Macht von Normen. In Tibet gab es beispielsweise keine traditionelle Polizei, Verbrecher wurden dafür umso härter bestraft – so schlug man besonders gerne Körperteile wie Hände, Füße oder Nase ab und kettete die Verbrecher für den Rest ihres Lebens an eine Fußfessel. Gleichzeitig konnten diese Menschen in der Gefangenschaft ziemlich gut leben – die Tibeter hatten Mitleid und waren sehr spendierwillig, wenn jemand um Almosen ansuchte.

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