resümee der woche #34
Podcasts:
Eine zweiteilige Podcast-Episode über das Leben des Alexander von Humboldt. Ein Forscher, der sich für kein Selbstexperiment zu schade und einer der Vorreiter auf dem Gebiet der Wissenschaftskommunikation war.
Der Albtraum, der Realität ist
Eric Weinstein liest und diskutiert in dieser Portal-Episode den Essay „The Nightmare That Is a Reality“ von Arthur Koestler. Koestler schreibt über den Holocaust. Doch den Begriff Holocaust gibt es zum Zeitpunkt der Publizierung – Januar 1944 in der New York Times – noch nicht. Er publiziert diesen Essay zu einer Zeit, in welcher viele in den USA die Geschichten über die Konzentrationslager und Massenermordung der Juden für Propaganda und Unwahrheiten halten.
Weinstein fokussiert sich auf folgende entscheidende Fragestellung des Essays: Wie groß können das Unheil und die Missstände vor unseren Augen sein, ohne dass wir sie bemerken? Die Antwort: Selbst bei millionenfachem Mord sehen viele die Wahrheit nicht.
Kritische Randnotiz: Gegen Ende des Podcasts wird Weinstein ziemlich anmaßend. Er stellt sich auf die gleiche Stufe mit jenen, die in den 1940er Jahren den Holocaust als erste erkannt haben. Er spricht davon, dass wir im Grunde überall von Unwahrheiten umgeben sind. Vor allem aber zählt er sich zu einer Elite, die uns Unwissende erleuchten will. Abgesehen davon, ob er mit seinen Ideen Recht hat oder nicht, halte ich diese autoritäre Argumentationsweise für gefährlich. Der Podcast ist dennoch hörenswert.
Wer den Essay lieber durch die eigenen Augen lesen und verstehen will, findet den Originaltext unter folgendem Link: https://sandhoefner.com/2019/01/27/on-disbelieving-atrocities/
Über was ich nachdenke: Die Schattenseite von Evidenz und Bestätigung
„Die Grundthese lautet, dass alle Raben schwarz sind. Wenn ich also einen schwarzen Raben sehe, bestätigt das meine These und erhöht die Wahrscheinlichkeit ihrer Richtigkeit.
Wenn aber alle Raben schwarz sind, sind alle nicht-schwarzen Objekte keine Raben. Wenn ich also ein nicht-schwarzes Objekt sehe, das kein Rabe ist, bestätigt das meine These ebenso.
Ergo: Wenn ich einen roten Ferrari oder eine weiße Wand sehe, erhöht das die Validität der These, dass alle Raben schwarz sind.“
Mein Artikel dazu: Hempels Rabenparadox