Einfachste Spieltheorie als Denkwerkzeug – ein kurzer Primer
Dieser Artikel bezieht sich auf meinen gestrigen Beitrag zu einem neuen System der wirtschaftlichen Migration. Heute möchte ich in Bezug darauf auf ein wichtiges Denkkonzept eingehen, welches noch vielen auf dieser Web-Site präsentierten Ideen zu Grunde liegen wird.
Es geht dabei um das spieltheoretische Konzept des Mechanismusdesign, bei welchem man durch sogenannte Institutionen, also spieltheoretischen Anreizmechanismen, die Auszahlungen beziehungsweise Regeln von Spielen so verändert, dass ein gewünschtes Verhalten eintritt.
Dazu folgend eine vereinfachte Darstellung der Migrationssituation als Bimatrix. Die Gesamtheit der Arbeiter und Unternehmer wird auf zwei Spieler reduziert und der Staat wird in dieser Betrachtung außen vor gelassen, es soll ja nur ums Prinzip gehen.
Wie im gestrigen Artikel besprochen, profitieren im Standardmodell nur die Unternehmer von dem Wohlstandsgewinn, der im Heimatland durch die Migration entsteht. Die Summe des Wohlstandes bei Migration ist mit einem Nutzen von 2 auch höher als im Fall ohne Migration. Doch nicht nur der Gewinn des Wohlstandes von 2 fließt in die Taschen der Unternehmer, durch das gesenkte Lohnniveau wird zusätzlich Wohlstand von den Arbeitern auf die Kapitalisten übertragen.
An dieser Matrix kann man ganz klar erkennen, dass die Arbeiter in so einem System niemals einen Anreiz haben sich für die Migration einzusetzen. Es wird also niemals zu einer Koalition von Arbeitern und Unternehmern für Migration kommen, wodurch dem Staat der wohlstandssteigernde Effekt der Migration verwehrt bleibt.[i]
Die Bimatrix ist eine enorm vereinfachte Darstellung der Situation, als Denkwerkzeug aber dennoch sehr hilfreich. Sie schafft es in sehr übersichtlicher Weise die Hauptaspekte der Situation zu illustrieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von einem Ideenmodell, also einem Modell, das die Grundidee eines realen Phänomens verkörpert.
Was passiert nun mit diesem Ideenmodell durch die Einführung des propagierten Lizenzmechanismus?
Durch den Lizenzmechanismus erreicht man eine Aufteilung der Wohlstandssteigerung auf beide Parteien. Sowohl Unternehmer als auch Arbeiter entscheiden sich in diesem Modell für die Migration, dort befindet sich das berüchtigte Nash-Gleichgewicht.
Während die spieltheoretische Darstellung in diesem Fall zu keinem Erkenntnisgewinn geführt hat, hilft sie in vielen Fällen Klarheit zu schaffen. Vor allem auch wenn man beginnt von Grund auf über ein Problem nachzudenken, kann der Rahmen eines so einfachen Modells einen guten Anhaltspunkt bieten von dem aus man das Problem nach und nach aufschlüsseln kann.
Zum Weiterlesen:
Nalebuff, Barry u.a.: Coopetition. 1. A revolutionary mindset that combines competition and cooperation; 2. The Game Theory strategy that’s changing thee game of business. London: 2002.
Napel, Stefan u.a.: Einführung in die Spieltheorie. 8. Auflage. Berlin: 2019.
[i] Es wird in dem Modell angenommen, dass es nur zur Migration kommt, wenn sowohl Arbeiter als auch Unternehmer sich für die Migration entscheiden, es also eine stabile Koalition für die Migration gibt. Sobald eine Partei gegen Migration ist, wird diese nicht stattfinden. Mit Migration ist dabei ausschließlich die wirtschaftliche Migration gemeint.