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Gefahr sozialer Optionalität

Wir Menschen neigen von Natur aus dazu, andere sehr stark auf Basis unseres ersten Eindrucks zu bewerten. Mit erstem Eindruck meine ich in diesem Kontext nicht nur die ersten 3 Minuten einer Bekanntschaft, sondern alle oberflächlichen Aspekte einer Person, die in einem kurzen Smalltalk bald zum Vorschein kommen.

„In different social situations, we have different degrees of social optionality — the ability to freely abandon one person/group for another.” – Taimur Abdaal in seinem Artikel „Against Social Optionality”.

Das ist zum einen effizient – man kann nicht jede neue Bekanntschaft auf einer tiefgründigen Ebene kennenlernen. Zum anderen schränkt dieses Verhalten aber unseren Freundeskreis ein. Denn Bekanntschaften, die im ersten Eindruck nicht überzeugen, werden in der Regel nicht weiterverfolgt. Dabei würde gerade dieses Weiterverfolgen erst die interessanten Aspekte vieler Menschen offenbaren.

Taimur Abdaal nennt in diesem Zusammenhang den Begriff der sozialen Optionalität. Soziale Optionalität beschreibt die Fähigkeit, eine Person ganz einfach durch eine andere Person ersetzen zu können.

Bin ich also auf einem Event mit tausenden Teilnehmern, habe ich hohe soziale Optionalität. Ergo: Sagt mir der erste Eindruck nicht zu, spreche ich einfach die nächste Person an. Hohe Optionalität erlaubt mir, meiner Bewertung auf Basis des ersten Eindrucks freien Lauf zu lassen.

Niedrige soziale Optionalität bietet beispielsweise eine mehrstündige Autofahrt mit einer neuen Bekanntschaft. Selbst wenn mir der erste Eindruck nicht zusagt, kann ich die Person nicht einfach durch eine andere ersetzen.

Wer interessante Menschen kennenlernen will, die den Rahmen des eigenen sozialen Umfeldes um neue Aspekte und Erfahrungen erweitern, sollte sich also aktiv in Situationen mit niedriger sozialer Optionalität begeben. Auf diese Weise kann man den Effekt des ersten Eindrucks zu einem großen Teil umgehen.

Zum Weiterlesen:

https://taimur.me/posts/against-social-optionality/