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Posts tagged Bias
Fehlschluss des Tischlers

Gerade im Zuge der aktuellen Pandemie begegnet man ihm immer wieder – dem Fehlschluss des Tischlers.

Stellen wir uns dazu die Frage, wer sich legitimerweise zur Pandemie, ihren Effekten und potentiellen Gegenmaßnahmen äußern kann. Vor allem einmal Virologen und Ärzte – schließlich sind sie die Experten, wenn es um menschliche Physiologie und Medizin geht.

“If you want to figure out how to gamble, don't talk to the carpenter who built the roulette wheel.” – Russ Roberts in einem Gespräch mit Nassim Taleb.

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Gefahr sozialer Optionalität

Wir Menschen neigen von Natur aus dazu, andere sehr stark auf Basis unseres ersten Eindrucks zu bewerten. Mit erstem Eindruck meine ich in diesem Kontext nicht nur die ersten 3 Minuten einer Bekanntschaft, sondern alle oberflächlichen Aspekte einer Person, die in einem kurzen Smalltalk bald zum Vorschein kommen.

„In different social situations, we have different degrees of social optionality — the ability to freely abandon one person/group for another.” – Taimur Abdaal in seinem Artikel „Against Social Optionality”.

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Geheimnis der Erfolgsgeheimnisse

So gut wie alle Erfolgsratgeber und Biografien außerordentlich berühmter oder reicher Menschen teilen einen entscheidenden Fehler: Silent Evidence beziehungsweise schweigende Beweise.

Denn nur erfolgreiche Menschen schreiben Biografien. Alle Menschen, die mit ihren Projekten gescheitert sind, deren Lebensweg in die Sackgasse geführt hat, hört man in der Regel nicht.

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Lust zur Überraschung

Neugierige Menschen sind weniger stark politisch polarisiert. Ein Hauptgrund für dieses Phänomen: Neugierige Menschen haben Appetit auf Überraschungen.

Das belegen zumindest einige US-amerikanische Forscher in ihrem Paper „Science Curiosity and Political Information Processing“.

Dazu bot man den Studienteilnehmern jeweils 2 Nachrichtenartikel mit unterschiedlichen Überschriften an. Einer der Artikel bestätigte das Phänomen des Klimawandels, der andere Artikel richtete sich gegen die Idee des Klimawandels.

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Positiver Bias

In Studien hat sich gezeigt, dass sehr viele Personen, die oben genannte Aufgabe auf diese Art und Weise lösen würden. Man überlegt zuerst, welche Regel hinter der Reihenfolge stecken könnte und stellt dann 3 weitere Folgen auf, die dieser Regel entsprechen. Wird alles mit „Richtig“ markiert, so glaubt man, die Regel zu kennen.

Eliezer Yudkowsky bezeichnet diese Vorgehensweise als positiven Bias: Wir suchen immer nach positiven Beispielen, die unsere These bestätigen. Dabei wäre es viel sinnvoller, nach negativen Beispielen zu suchen, die der These nicht entsprechen.

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Absurdität – Heuristik oder Bias

Die Abstemplung von absurden Aussagen ist eine hilfreiche kognitive Heuristik. Wenn ein Statement unseren Erfahrungen widerspricht, halten wir es für absurd und müssen uns so nicht länger damit herumschlagen.

In der Regel ist diese Heuristik äußerst nützlich. Unter bestimmten Voraussetzungen wird die Absurditätsheuristik aber zu einem Absurditätsbias.

Wie Eliezer Yudkowsky betont, sind vor allem zwei Faktoren für eine fehlerhafte Anwendung der Absurditätsheuristik entscheidend.

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Planungsfehlschluss – weg mit Details

Im Juli 1997 gab es die erste Kostenprognose für das neue Parlamentsgebäude Schottlands. Bis zu 40 Millionen britische Pfunde sollte der Bau des Gebäudes kosten. Im April 2000 setzten die Gesetzesgeber schließlich eine Obergrenze für die Baukosten fest: 195 Millionen britische Pfund lautete die maximale Kostenprognose. Schlussendlich wurden die Bauarbeiten 2004 finalisiert. Die Kosten: 431 Millionen britische Pfund.

Derartige Planungskatastrophen sind alles andere als eine Seltenheit – man denke nur an das Opernhaus von Sydney oder den Canadian Pacific Railway.

Die Ursache dieser Planungskatastrophen ist das kognitive Phänomen des Planungsfehlschlusses.

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3 Regeln der Heuristiken

In Anbetracht einer diffizilen Entscheidung tendieren viele professionelle Entscheider zu komplexen Modellen, Datenerhebung und Berechnungen. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass derartig komplexe Entscheidungsmechanismen oft gleich gute oder sogar schlechtere Ergebnisse liefern als simple Problemlösungsmethoden.

Denn bis heute beachten nur wenige die drei Regeln der Heuristiken:[i]

1. Je unsicherer die Situation, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

2. Je mehr Optionen und verschiedene Alternativen, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

3. Je kleiner die Datenbasis, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

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Hempels Rabenparadox

«Mehr Evidenz ist immer gut. Je mehr Belege es für die eigene These gibt, desto valider ist die These.»

“Contrary to conventional wisdom, our body of knowledge does not increase from a series of confirmatory observations […].” – Nassim Taleb in seinem Buch “The Black Swan”.

Wie Nassim Taleb richtig anmerkt, ist die weitläufige Glorifizierung von Beweisen und Belegen in einem Großteil der Fälle nicht gerechtfertigt. Denn Millionen Beweise für eine These können von einem einzigen Gegenbeispiel widerlegt werden. Noch mehr Beweise zu sammeln hilft also nicht, hilfreich ist vielmehr die Suche nach Gegenbeispielen und Falsifizierung.

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Bias-Varianz-Dilemma

Mit besser werdender Rechenleistung und größeren Datenzentren erhalten auch Modelle immer mehr Einzug in die Entscheidungsprozesse von Unternehmen und Einzelpersonen. Gerade sehr komplexe Situationen benötigen auch komplizierte und ausgeklügelte Modelle – so die weitläufige These.

Der Fehler dieser weitläufigen These: Sie missachtet das Bias-Varianz-Dilemma.

Denn schlussendlich geht es nur darum, dass die Modelle möglichst wenige Fehler machen.

Ein einfaches Modell macht in komplizierten Situationen unweigerlich Fehler. Denn ein einfaches Modell kann bei Weitem nicht alle Faktoren miteinbeziehen, die in der komplizierten Entscheidungssituation eine Rolle spielen.

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Conjunction-Fallacy & Occams Rasierer

Linda ist eine Kassiererin.

Linda ist eine Kassiererin und in einer feministischen Bewegung aktiv.

Welche der beiden Aussagen ist wahrscheinlicher?

Laut den Studien von Daniel Kahneman halten gut 90% der Menschen die zweite Aussage für wahrscheinlicher. Logisch gesehen ist das natürlich falsch. Denn sobald Linda eine Kassiererin ist, stimmt die erste Aussage. Die zweite Aussage stimmt nur, wenn sie zusätzlich auch noch in einer feministischen Bewegung aktiv ist.

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Risiko VS. Unsicherheit

Der intuitive Umgang mit Risiko und Unsicherheit zählt nicht gerade zu den Stärken des menschlichen Denkapparats. Besonders deutlich wird das in Krisenzeiten - der falsche Umgang mit diesen Thematiken ist aber ein alltägliches Phänomen, das uns ständig begleitet.

Der erste Fehler besteht darin, Risiko und Unsicherheit nicht ordentlich zu unterscheiden.

Risiko: Wenn man die möglichen Gefahren und Bruchstellen kennt, spricht man von Risiken. Gute Entscheidungen in einem risikoreichen Umfeld erfordern Logik und statistisches Denken.

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Subjektiver wissenschaftlicher Konsens

Über wissenschaftlichen Konsens braucht man nicht zu streiten. Wissenschaftlicher Konsens kann zwar sehr wohl falsch sein und man muss mit ihm nicht übereinstimmen. Wie der wissenschaftliche Konsens selbst aber lautet, sollte sich durch hochwertige Umfragen eindeutig ermitteln lassen.

Viele von uns haben eine andere Meinung als der wissenschaftliche Konsens. Menschen am rechten Ende des politischen Spektrums tendieren dazu, den Klimawandel als weniger gravierend einzuschätzen. Menschen am linken Ende des politischen Spektrums tendieren dazu, die Atomkraft als viel gravierender einzuschätzen.

Die Krux an der Geschichte: In diversen Studien zeigt sich, dass die meisten glauben, der wissenschaftliche Konsens sei auf ihrer Seite. In den USA glauben 70% der Demokraten, dass Wissenschaftler die Menschen als Ursache des Klimawandels erachten. Gleichzeitig glauben 49% der Republikaner, dass Wissenschaftler die Menschen nicht als Ursache des Klimawandels erachten.

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Tragödie der Wissenschaftskommunikation

Rationalität hat ein großes Problem. Für eine Person kann es vollkommen rational sein, sich irrational zu verhalten.

Bereits 1968 hat der Mikrobiologe Garrett Hardin dieses Paradoxon als Tragödie des Gemeinguts beschrieben.

Wenn sich mehrere Bauern ein Feld teilen, ist es im Interesse jedes Bauern, das Feld etwas intensiver zu bewirtschaften als die anderen. Dadurch bekommt er höhere Erträge und kann den maximalen Profit aus dem Feld schlagen. Wenn aber alle das tun, wird das Feld binnen einer Saison ruiniert sein.

Der Yale-Professor Dan M. Kahan hat dasselbe Phänomen in der Wissenschaft beobachtet.

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Vorlaufzeitbias - der Diagnosehype

Ich war immer ein großer Freund der Früherkennung. Lieber einen Test mehr als einen Test zu wenig. Die Krankheit lieber vor den Schmerzen diagnostizieren als danach.

Auch die Statistiken scheinen diese intuitive Vorliebe zu bestätigen. So zählt die Prostatakrebsuntersuchung in den USA seit den 1980er Jahren zu einem Routineverfahren. In Großbritannien wird hingegen nur getestet, wenn Symptome auftreten.

Das Resultat: Die Überlebensrate von Prostatakrebs ist in den USA um ein Vielfaches höher als in Großbritannien.

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Fehlschluss der Referenz

Trotz einer kleinen Gruppe an begeisterten Anhängern hat es weder Speed-Reading noch Speed-Listening zum Durchbruch geschafft.

Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Wenn ich mein Lesetempo verdopple, kann ich nicht nur zweimal mehr Bücher lesen – es halbiert sich auch der zeitliche Kostenaufwand eines jeden Buches um 50%.

Bücher, die keine 12 Stunden der eigenen Zeit wert sind, können aber sehr wohl 6 Stunden der eigenen Zeit wert sein. Man vergrößert also die Bandbreite an lesewürdigen Büchern.

Die gleiche Thematik gilt für Podcasts oder Hörbücher. Wer sie mit doppelter Geschwindigkeit hört, kann seinen Wissenszuwachs verdoppeln.

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Kriminalitätsfurcht als Sammelbecken

Während die Bürger vieler westlicher Staaten in einem Umfeld enorm geringer Kriminalität leben, spricht ihre Furcht vor Verbrechen eine ganz andere Sprache. Denn schon lange ist klar: Angst vor Kriminalität ist nicht Angst vor tatsächlicher Kriminalität.

Menschen, die bereits Opfer von Kriminalität wurden oder Kriminalität in ihrem Umfeld erleben mussten, haben nicht unbedingt das stärkste Furchtempfinden. Viele Personen haben sogar Angst vor Kriminalität, obwohl sie persönlich noch nie davon betroffen waren.

Wer ist dann schuld? Natürlich die Medien. Zeitungen und Fernsehen inszenieren die Kriminalität und dramatisieren selbst kleine Verbrechen. Logisch, dass die Bevölkerung ein verzerrtes Bild der Bedrohungslage hat. Diese Schuldzuschreibung klingt erstmal logisch und kommt, wie jeder Rundumschlag gegen die Medien, bei vielen gut an. Doch sie ist falsch.

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Partei-Bias und bezahlte Wahrheit

Politische Umfragen verdeutlichen immer wieder einen starken Partei-Bias im Denken von Bürgern. Wähler der CDU betrachten die Leistungen von Angela Merkel in einem ganz anderen Licht als Wähler der AFD. Innerhalb der ÖVP blickt man weitaus unkritischer auf Sebastian Kurz als aus Perspektive der SPÖ.

Doch das Problem sind nicht nur das Licht und die Perspektive. Der Partei-Bias zeigt sich auch in Bezug auf konkrete Fakten.

Beispiel: In einer Umfrage im Jahre 2010 befragte man verschiedene US-Amerikaner nach dem Geburtsland von Barack Obama. Von den befragten Republikanern gaben 45% an, er sei im Ausland geboren, bei den Demokraten lediglich 8%. Ein gleiches Bild zeigt sich auch bei faktischen Befragungen in Bezug auf ökonomische Entwicklungen oder den Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen.

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Denken gleich Wunschdenken

Gemäß dem Confirmation Bias fokussieren sich Menschen stets auf Informationen, die ihre bestehenden Glaubenssätze bestätigen. Wir lehnen Widersprüchlichkeiten ab und suchen Verifizierung.

Diese Theorie ist weit verbreitet und klingt logisch. Das Problem: der Faktor der Motivation wird vernachlässigt. Denn wie Karl Friston et al. in ihrem Paper „All thinking is ‘wishful’ thinking” klarstellen, kann man Informationsverarbeitung nie unabhängig von den Zielen der jeweiligen Person betrachten.

Die entscheidende Frage ist, ob die bestehenden Glaubenssätze mit den erwünschten Glaubenssätzen übereinstimmen. Ein Beispiel verdeutlicht diesen Zusammenhang: Der Wetterbericht prophezeit regnerisches Wetter für den morgigen Tag. Dadurch entsteht der Glaubenssatz, dass es morgen regnen wird, auch wenn man sich eigentlich Sonnenschein wünscht. Ein paar Stunden später gibt es einen neuen Wetterbericht, der sonniges Wetter vorhersagt. Diese Info widerspricht der bisherigen Meinung. Aber natürlich wird man diese Information nicht ignorieren, sondern sie mit Freude aufnehmen – schließlich führt sie einen näher zum erwünschten Glaubenssatz.

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Goodharts Gesetz & Metriken

Die vielen Schlangen Indiens waren den Briten in der Kolonialzeit ein Dorn im Auge. Also begannen sie, Prämien für leblose Schlangenkörper auszuzahlen. Das Ergebnis: Schlaue Inder begannen, Schlangen zu züchten, um sie dann zu ermorden und Prämien abzukassieren.

Ein derartiges Versagen von Metriken ist kein Einzelfall und wird – in Anlehnung an den britischen Ökonomen Charles Goodhart – als Goodharts Gesetz bezeichnet.

Etwas drastisch formuliert besagt dieses Gesetz: Sobald ein statistischer Zusammenhang für Kontrollzwecke verwendet wird, kollabiert der statistische Zusammenhang.

Allerdings umfasst dieses Gesetz derartig viele Phänomene, dass eine etwas genauere Differenzierung nötig ist. Eine derartige Unterscheidung liefert Scott Garrabrant in seinem Artikel „Goodhart Taxonomy.“

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