Planungsfehlschluss – weg mit Details
Im Juli 1997 gab es die erste Kostenprognose für das neue Parlamentsgebäude Schottlands. Bis zu 40 Millionen britische Pfunde sollte der Bau des Gebäudes kosten. Im April 2000 setzten die Gesetzesgeber schließlich eine Obergrenze für die Baukosten fest: 195 Millionen britische Pfund lautete die maximale Kostenprognose. Schlussendlich wurden die Bauarbeiten 2004 finalisiert. Die Kosten: 431 Millionen britische Pfund.
Derartige Planungskatastrophen sind alles andere als eine Seltenheit – man denke nur an das Opernhaus von Sydney oder den Canadian Pacific Railway.
Die Ursache dieser Planungskatastrophen ist das kognitive Phänomen des Planungsfehlschlusses.
Der Planungsfehlschluss beschreibt, dass Menschen in einem realistischen Plan keine unerwarteten Verzögerungen oder andere Störungen miteinbeziehen.
In einer Studie wurden Teilnehmer nach einem realistischen Best-Case-Szenario und einem erhofften Best-Case-Szenario befragt. Das Ergebnis: Die Teilnehmer produzierten im Schnitt gleiche Ergebnisse. Wenn wir glauben, realistisch zu denken, dann denken wir in überoptimistischen Hoffnungen.
Der Planungsfehlschluss kommt vor allem dadurch zu Stande, dass wir Planungsverfahren in aller Regel mit einem Bottom-Up-Prozess angehen. Wir fokussieren uns auf den spezifischen Einzelfall, auf die spezifischen Details.
In der Praxis zeigt sich aber immer wieder, dass zu viele Details der Planung schaden. Wenn sich Planer nur daran orientieren, wie lange ähnlich Projekte in der Vergangenheit gedauert haben, produzieren sie viel bessere Prognosen. Auch Außenstehende, die über den spezifischen Sachverhalt nur wenig Information besitzen, liefern oft bessere Prognosen als die internen Planer.
Die Lösung für den Planungsfehlschluss: Details ignorieren, den Sachverhalt Top-Down – also im Vergleich mit ähnlichen Situationen – analysieren und außenstehende Berater heranziehen.
Zum Weiterlesen:
Yudkowsky, Eliezer: Map and Territory. Rationality: From AI to Zombies. Berkeley: 2018.
Kahneman, Daniel: Thinking Fast and Slow. New York: 2011.
https://thedecisionlab.com/biases/planning-fallacy/