noah leidinger

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Roboter als Mensch - Gefahr oder Chance

Wenn Soldaten Begräbnisse für Militärroboter organisieren und ihr eigenes Leben riskieren, um Roboter zu retten – dann richtet die Vermenschlichung von Robotern einen relevanten Schaden an.

Wenn Menschen sorgfältiger und rücksichtsvoller mit einem Roboter umgehen der einen Namen hat, als mit einem der einfach irgendeine Maschine ist – dann hat die Vermenschlichung von Robotern einen sehr realen Nutzen.

Genau mit diesen beiden Gegensätzen setzt sich Kate Darling, Forscherin am MIT, in ihrem Paper „Who’s Johnny. Anthropomorphic framing in human-robot interaction, integration, and policy” auseinander.

Tatsächlich zeigt sich, dass die Personifizierung eines Roboters mit Hilfe eines Namens, einer Charakterisierung und einer Hintergrundgeschichte, den Umgang von Menschen mit diesem Roboter verändert.

Das kann sehr hilfreich sein, wenn ein Roboter der im Bereich der Ausbildung oder Pflege eingesetzt wird, dadurch eine bessere Beziehung zu den Menschen aufbauen kann. Das kann auch sehr hilfreich sein, wenn man einen sorgsamen Umgang mit Technologie fördern will. So kann man einen Roboter theoretisch jederzeit physisch verletzen oder verbal beschimpfen – er hat schließlich keinerlei Emotionen – gleichzeitig gibt es gute Gründe genau das zu vermeiden. Gerade bei Kindern will man verhindern, dass sie gewaltsam gegen irgendein Objekt vorgehen – aus Gründen die weit über den Sachwertschaden hinausgehen.

In all diesen Fällen führt die anthropomorphe Darstellung von Robotern zu ganz klaren Vorteilen.

Gleichzeitig ist es weder beim Militär noch in der Industrie hilfreich, wenn Soldaten oder Arbeiter die Roboter als ihre wirklichen Kollegen betrachten. Das kann wie ihm anfänglichen Beispiel dazu führen, dass Menschen sich selbst einer unnötigen Gefahr aussetzen, nur um einen Roboter zu schützen.

Auch ist es nicht immer hilfreich, wenn Roboter eine starke Beziehung zu Menschen aufbauen - gerade, wenn die dahinterstehenden Unternehmen schlussendlich auf Profit aus sind. Man bedenke nur was passiert, wenn eine alte Person im Pflegeheim eine sehr intime Beziehung zu seinem Pflegeroboter aufgebaut hat, das Unternehmen dann aber horrende Summen für das Update des Roboters verlangt, ohne welches selbiger nicht mehr funktioniert.

Auch der Fall, dass Roboter ihre Kunden zu einem Verhalten im Interesse des dahinterstehenden Unternehmens bringen, zu dem die Kunden ohne eine Beziehung zum Roboter niemals eingewilligt hätten, ist nicht zu verachten.

Abschließend gibt es also Fälle, in denen die Vermenschlichung von Robotern eine ganz klare Chance darstellt und viel Potential birgt. Begleitet werden muss das aber mit sinnvollen Regulierungen, die einen Missbrauch wie in den letzten beiden Beispielen verhindern. Schlussendlich macht die Vermenschlichung in manchen Fällen schlicht und ergreifend keinen Sinn, sondern ist kontraproduktiv – so ist es für alle Beteiligten besser den nächsten Militärroboter mit X22323 zu bezeichnen als mit Charles.

Zum Weiterlesen:

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2588669