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Posts tagged Philosophie
Palliativgesellschaft - Bucheinblick

Wir leben in einer Gesellschaft der Algophobie – der Schmerzangst.

Die Gesellschaft der Algophobie – die Palliativgesellschaft - ist Resultat des Leistungsgedanken. „Die Palliativgesellschaft fällt mit der Leistungsgesellschaft zusammen.“

Byung-Chul Han ist mit seinem Essay „Palliativgesellschaft: Schmerz heute“ ein sehr anregendes Werk gelungen. Anregend im wahrsten Sinne des Wortes – die 87 Seiten des Textes sind voll von prägnant formulierten und provokativen Ideen.

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Kompetente Anarchie

In den letzten Wochen und Tagen habe ich viele Gedanken des Philosophen Vilém Flusser veröffentlicht. Sehr augenscheinlich ist dabei immer wieder sein Hass gegenüber Nationalismus und Patriotismus. Man kann es sogar noch allgemeiner formulieren. Er hat eine Abneigung gegenüber angeborenen Bindungen, weil er in seinem eigenen Leben erfahren hat, dass Wahlbeziehungen weitaus fruchtbarer sind.

Nun stellt sich natürlich die Frage – wenn nicht Nation, wenn nicht angeborene Beziehungen, was dann?

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Einfachheit ungleich Verfügbarkeit

Vor Kurzem diskutierte ich über folgendes Thema: Wie soll man einen Freund beraten, der um einen Ratschlag bittet.

Für mich lag die Antwort recht schnell auf der Hand. Ich gebe keine konkreten Ratschläge. Ich frage nach, fasse zusammen und versuche so herauszuholen, was der Freund ohnehin schon unterbewusst weiß.

Soweit so gut. Nun kam aber ein durchaus berechtigter Kritikpunkt an meiner Vorgehensweise auf: Der Freund fragt mich als Freund um einen Ratschlag. Ist es also nicht auch meine Pflicht, mir als Freund Platz in der Entscheidung zu nehmen – also meine Emotionen und Gedanken miteinfließen zu lassen?

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Patriotismus – ästhetische Krankheit

In meinem Artikel „Wohnung nicht Heimat“ erläutere ich, wieso die Wohnung viel essentieller ist als die Heimat. Kurz gesagt: Der Mensch kann heimatlos sein, er braucht aber immer eine Wohnung – einen Ort des Gewohnten, der ihm erlaubt, neue Informationen wahrzunehmen und das Alltägliche auszublenden.

Patrioten begehen den Fehler, Heimat und Wohnung zu verwechseln. Für sie ist nicht die Wohnung der Ort der Gewohnheit, sondern die Heimat. Laut Vilém Flusser führt diese Verwechselung zu einer ästhetischen Störung:

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Wohnung nicht Heimat

In den Ohren der meisten Menschen hat der Begriff Heimat eine viel höhere Bedeutung und Wichtigkeit als der Begriff der Wohnung. In den Augen des Philosophen Vilém Flusser ist das ein Fehler.

„Man kann die Heimat auswechseln oder keine haben, aber man muß immer, gleichgültig wo, wohnen.“ - Vilém Flusser in seinem Text „Wohnung beziehen in der Heimatlosigkeit“.

Denn der Mensch braucht keine Heimat, der Mensch kann frei herumreisen, ohne irgendeiner Nation, irgendeiner Heimat, anzugehören. Der Mensch braucht aber immer eine Wohnung, um zu überleben.

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Patriotismus - auferlegte Beziehung

In den Augen George Orwells ist Patriotismus ein harmloses Phänomen. Patriotismus ist lediglich die Liebe zum eigenen Vaterland, zur eigenen Lebensweise. Anders als der Nationalist will der Patriot seinen Lebensstil aber keinen anderen Menschen aufzwingen.

Orwell hat mit der Harmlosigkeit des Patriotismus insofern recht, dass Patriotismus kein konkretes Leid verursacht. Anders als der Nationalismus, der in seiner Expansionslust immer auch mit Gewalt verbunden ist.

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Migrant – ein Egoist

In meinem Artikel „Altlasten von Beziehungen“ habe ich mich damit beschäftigt, wie Migration die Fesseln von Charakteraltlasten lösen kann. Man befindet sich in einem vollkommen neuen Umfeld, kann die Klischees in bestehenden Beziehungen hinter sich lassen und authentische neue Beziehungen aufbauen.

Es handelt sich hierbei um einen Aspekt der migrantischen Freiheit. Denn der Migrant löst sich von vielen Ketten der Heimat, von Gewohnheiten und Traditionen und wird dadurch freier als der Einheimische.

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Sprache – Schönheit im Vergleich

Welchen Regeln folgt die Konjugation der Verben? Wie bildet man die diversen Zeitformen? Wie dekliniert man die Nomen?

Diese Fragen stellt sich jeder Lernende auf dem Weg zur Beherrschung einer neuen Sprache. Das Absurde daran: Die meisten Muttersprachler können diese Fragen nicht beantworten.

Man muss sich als Muttersprachler nie Gedanken über die grammatikalischen Merkmale der eigenen Sprache machen – man beherrscht sie ohnehin nahezu perfekt.

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Fitnesspunkte & Variationen

In meinem Artikel „Fitness - eine umfassende Perspektive“ habe ich bereits erläutert, dass evolutionäre Fitness nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene betrachtet werden muss.

Ein weiterer Aspekt, der in Bezug auf evolutionäre Fitness gerne missachtet wird: Fitnesspunkte hängen von der aktuellen Verfassung des jeweiligen Lebewesens ab.

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Perspektive des Spendens

Die Welt ist voll von dringlichen Problemen – reichend vom Klimawandel über Armut bis hin zu tödlichen Krankheiten. Das wirft natürlich die Frage auf, welche dieser Probleme man selbst in Angriff nehmen soll.

Soll ich mein Geld lieber in den Kampf gegen den Klimawandel investieren, oder für Menschen in absoluter Armut spenden?

Zur Beantwortung dieser Frage scheint es sehr naheliegend, die Wichtigkeit der verschiedenen Probleme abzuwägen.

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Nationalismus und Machtsucht

Für George Orwell zeichnen sich Nationalisten dadurch aus, dass sie immer nach dem Triumph der eigenen Gruppe streben – diesem Triumph ordnen sie alles unter, sogar ihre moralischen Grundwerte.[i]

Ist Nationalismus in Orwells Augen also nicht viel mehr als eine krankhafte Siegessucht?

Nein. Der Nationalist richtet seine Fahne nicht einfach nach dem Wind des Sieges. Er wählt also nicht unbedingt die siegesreichste Gruppe aus und er verlässt sie auch nicht im Fall einer Niederlage.

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Lebenssinn, Durst und Wasser

„Durst, so zitiert Viktor Frankl gerne, ist der beste Beweis dafür, daß (sic) es so etwas gibt wie Wasser. Das Bedürfnis nach Sinn, das wir verspüren, ist der Beweis dafür, daß (sic) es »draußen« in der realen Welt so etwas gibt wie Sinn – […]“ – Franz Kreuzer in seinem Vorwort zu Frankls Buch „Die Sinnfrage in der Psychotherapie“.

Der Fakt, dass wir Durst empfinden ist ein Beweis für die Existenz von Wasser. Wenn es kein Wasser gäbe, hätten wir kein evolutionäres Grundbedürfnis nach diesem Gut. Dieselbe Logik überträgt Viktor Frankl nun auf den Sinn: Wenn es keinen Sinn gäbe, so hätten wir kein Grundbedürfnis nach dieser Idee.

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Nationalismus und Patriotismus

Nationalismus und Patriotismus sind zwei oft verwendete aber selten definierte Begriffe.

Glücklicherweise hat uns George Orwell in seinem 1945 verfassten Essay „Notes on Nationalism“ eine Definition hinterlassen, die noch aus heutiger Sicht äußerst nützlich erscheint.

„By ‘patriotism’ I mean devotion to a particular place and a particular way of life, which one believes to be the best in the world but has no wish to force upon other people.“ – George Orwell in seinem Essay „Notes on Nationalism“.

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Epistemische Ungerechtigkeit – Kinder

Der Begriff der epistemischen Ungerechtigkeit stammt ursprünglich von der britischen Philosophin Miranda Fricker. Diese Form der Ungerechtigkeit kommt dann zum Tragen, wenn Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe weniger Glaubwürdigkeit zugesprochen wird.

Damit ist die epistemische Ungerechtigkeit eine sehr fundamentale Form der Diskriminierung: Der Mensch wird in seiner essentiellen Fähigkeit, zu wissen, diskriminiert.

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Reiche Altruisten

Die mitunter kontraintuitivste Idee des effektiven Altruisten ist das Maximieren des eigenen Einkommens.

Robert verbringt einen Großteil seiner Lebenszeit damit, das Leid anderer Menschen zu reduzieren.

Option A: Robert arbeitet bei einer Investmentbank und bezieht ein Millionengehalt.

Option B: Robert arbeitet bei einer wohltätigen Organisation und verdient nicht viel mehr, als er zum Leben benötigt.

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Leid abwägen - ein Unterschied

Das Abwägen von Leid, die zahlenmäßige Bewertung von Leben – all das ist Teil des effektiven Altruismus.

Zwar scheint es intuitiv logisch, dass mehr Leid reduziert wird, wenn man 1000 Kinder in Afrika anstelle von einem Kind in Deutschland rettet. Dennoch wirkt es ethisch gefährlich, Leben auf diese Art und Weise abzuwägen.

Ein häufiges Gegenargument: Wenn ich lieber 100 Kinder als 1 Kind rette, dann sollte ich auch bereit sein, 1 Kind umzubringen, um von dessen Organen ein Dutzend andere zu retten.

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Altruistische Arbitrage

Für denselben Betrag kann man in den USA ein extrem frühgeborenes Kind auf einer Intensivstation behandeln oder aber hunderte Kinder in Entwicklungsländern vor Masern und Malaria retten.

Wer mit seinem Geld das Leid auf der Welt reduzieren und Gutes tun will, muss sich also im Klaren sein, dass er in Entwicklungsländern effizienter spenden kann als in den USA, Europa und anderen wohlhabenden Gebieten dieser Erde.

Es überrascht nicht unbedingt, dass hier Unterschiede zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern bestehen. Dennoch ist das Ausmaß dieser Diskrepanz durchaus erstaunlich.

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Effektiver Altruismus - eine Einführung

Wenn wir etwas Schlimmes verhindern können, ohne dafür etwas mit vergleichbarer Wichtigkeit zu opfern, müssen wir es verhindern. Auf den ersten Blick erregt diese Aussage wenig Aufsehen, die meisten pflichten diesem Statement von Peter Singer wahrscheinlich bei.

Die effektivsten wohltätigen Organisationen können für einen Preis zwischen 20 und 100 US-Dollar verhindern, dass ein Mensch an einem Trachom erblindet. Es kostet circa 50 Cent pro Jahr, um ein Kind zu entwurmen. Für zwischen 900 und 7000 US-Dollar retten effektive Organisationen das Leben eines Menschen.

Plötzlich bekommt das Statement von Peter Singer eine ganz andere Intensität.

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