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Patriotismus - auferlegte Beziehung

In den Augen George Orwells ist Patriotismus ein harmloses Phänomen. Patriotismus ist lediglich die Liebe zum eigenen Vaterland, zur eigenen Lebensweise. Anders als der Nationalist will der Patriot seinen Lebensstil aber keinen anderen Menschen aufzwingen.

Orwell hat mit der Harmlosigkeit des Patriotismus insofern recht, dass Patriotismus kein konkretes Leid verursacht. Anders als der Nationalismus, der in seiner Expansionslust immer auch mit Gewalt verbunden ist.

Das bedeutet aber nicht, dass der Patriotismus keinen Schaden im Sinne von einem Verlust an Glück, Kreativität und Produktivität verursacht.

 „Und so erkannte ich, was den Patriotismus (sei er lokal oder national) so verheerend macht: daß er aufgelegte menschliche Bindungen heiligt und daher die frei auf sich genommenen hintanstellt; daß er die Familienverwandtschaft über die Wahlverwandtschaft stellt, die echt oder ideologisch biologische über Freundschaft und Liebe.“ - Vilém Flusser in seinem Text „Wohnung beziehen in der Heimatlosigkeit“.

Wie der Philosoph Vilém Flusser betont, bekräftigt Patriotismus die zufällig auferlegten Ketten der eigenen Geburt. Er stellt Beziehungen, die durch Geburt oder geografische Nähe entstehen über jene, die sich durch gemeinsame Interessen und den freien Willen der Beteiligten entwickeln.

Das bringt einen Verlust an Produktivität und Kreativität, weil Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnissen etwas viel weitsichtigeres Erschaffen können als eine Gruppe homogener Kollaborateure.

Das bringt einen Verlust an Glück, weil frei gewählte Beziehungen oft weitaus bereichernder sind als Beziehungen, die lediglich durch die Ketten der gemeinsamen Herkunft zusammengehalten werden.

Zum Weiterlesen:

Flusser, Vilém: Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalsozialismus. Berlin: 2000. [i]

Orwell, George: Notes on Nationalism. o.O.: 2018. [ii]

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