Betrug & Mord der Courage
Kaum eine menschliche Eigenschaft hat so viele Leben auf dem Gewissen wie die Courage. Genauer gesagt ist es der Mangel an Courage, der nicht nur den Tod von unzähligen Menschen, sondern auch den Tod von revolutionären Ideen und innovativen Gedanken auf dem Konto hat.
“Courage is what it takes to overcome fear. Fear is an emotion appropriate to perceived risk. Thus, to exhibit courage one must both perceive a risk and proceed in spite of it.” – Ivan Sutherland in seinem Essay “Technology and Courage”.
Schlussendlich braucht so gut wie jedes wertvolle Projekt, jede würdige Handlung, jede intelligente Idee einen gewissen Grad an Courage. Denn all diese Dinge sind mit Risiken verbunden und erst die Courage erlaubt uns, trotz der Angst vor diesen Risiken weiterzumachen.
Leider ist Courage eine sehr trügerische menschliche Eigenschaft. Das Problem: Ein Mangel an Courage sieht nicht aus wie ein Mangel an Courage.
Man startet das Unternehmen nicht, weil die Idee unausgereift ausgereift ist, man die perfekten Mitarbeiter noch nicht gefunden hat und weil die finanzielle Lage ohnehin etwas knapp ist.
Niemand würde behaupten, dass ihm ganz einfach die Courage fehlt, um das Risiko einzugehen.
Genauso publiziert man den Artikel nicht, weil die Argumente nicht perfekt sind und die Struktur noch Verbesserung benötigt.
Auch in diesem Fall würde niemand behaupten, dass ganz einfach ein Mangel an Courage das Problem ist.
Trotz der trügerischen Natur der Courage, gibt es durchaus Wege, um einem Courage-Mangel entgegenzuwirken.[i]
Ein besonders eleganter Weg ist die Ignoranz: Courage braucht man, um trotz der wahrgenommenen Risiken weiterzumachen. Wer also die Risiken zu gewissen Teilen ausblendet und sich selbst Sicherheit vortäuscht, der kann auch mit wenig Courage couragiert handeln.
In vielen Fällen versteckt sich der Courage-Mangel hinter Argumenten der Dringlichkeit und Opportunitätskosten. Man hat also zu viele dringliche Kleinigkeiten zu tun, als dass man sich dem großen und ambitionierten Projekt widmen könnte.
Um diese Ausreden zu umgehen, hilft es, regelmäßige Zeitintervalle für große und langfristige Projekte einzuplanen. In diesen Zeitintervallen sind die Argumente der Dringlichkeit oder Opportunitätskosten automatisch entkräftet.
Genau wie sich der Courage-Mangel nie direkt zeigt, sind auch die effektivsten Gegenmittel keine direkten Maßnahmen. Vielmehr geht es darum, ein internes und externes Umfeld zu schaffen, das den Courage-Mangel indirekt bekämpft.
Zum Weiterlesen:
https://arc.cecs.pdx.edu/sites/all/uploads/Talks/Sutherland_TechnologyAndCourage_1996.pdf
[i] Diese Gedanken stammen von Ivan Sutherland und seinem Essay „Technology and Courage“.