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Ängstliche Kinder – behandelt die Eltern!

Laut aktuellen Studien aus den USA sind circa ein Drittel aller Kinder- und Jugendlichen von Angststörungen betroffen. Allerdings sind nicht nur die aktuellen Zahlen, sondern auch die Entwicklungen der letzten Jahre bedenklich. Laut einer Studie stieg der Anteil an Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) mit intensiven depressiven Episoden zwischen 2007 und 2017 von 8% auf 13% an.

Als Behandlungsmethode gegen Angststörungen hat sich in den letzten Jahren immer mehr die kognitive Verhaltenstherapie durchgesetzt, für deren Effektivität es eine recht solide Beweisgrundlage gibt. Besonders entscheidend ist bei dieser Behandlung eine kontinuierliche aber kontrollierte Konfrontation mit dem jeweiligen Angstthema.

Doch die kognitive Verhaltenstherapie hat ein Problem. In vielen Fällen liegt die Ursache der Angststörungen nicht nur am Kind, sondern an der Art der Erziehung. Immer mehr Eltern versuchen, ihre Kinder vor Ängsten zu beschützen. Sie übernehmen das Sprechen für Kinder mit einer sozialen Phobie oder beschwichtigen Kinder mit generellen Angststörungen.

Als Lösung für dieses Problem gibt es unter anderem eine neue Methode namens SPACE, welche Eli Lebowitz von der Yale School of Medicine und Kollegen im Zuge ihres Papers „Parent-based treatment as efficacious as cognitive-behavioral therapy for childhood anxiety: a randomized noninferiority study of supportive parenting for anxious childhood emotions.” untersucht haben.

SPACE (Supportive Parenting for Anxious Childhood Emotions) ist ein Akronym und steht für unterstützende Erziehung für Angststörungen bei Kindern. In einer randomisierten klinischen Studie mit 124 Kindern zwischen 7 und 14 Jahren, haben die Wissenschaftler die Effektivität von SPACE gegenüber kognitiver Verhaltenstherapie untersucht.

Die Kinder hatten dabei ganz unterschiedliche Angststörungen, reichend von der Angst vor sozialer Interaktion bis hin zur Angst vor der Trennung von Eltern. 64 dieser Kinder und Familien wurden einer SPACE-Therapie zugeordnet und 60 Kinder und Familien einer kognitiven Verhaltenstherapie.

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie wurde nur das Kind therapiert, was insgesamt 12 Termine mit je 60 Minuten umfasste. Bei der SPACE-Therapie wurden nur die Mütter (Väter waren nur in 12% der Fälle anwesend) therapiert, ebenfalls in 12 Terminen mit je 60 Minuten.

Bei SPACE lernten die Eltern vor allem, sich nicht so stark an die Angst der Kinder anzupassen. Die Therapie legte dabei den Fokus auf ein spezifisches Verhalten, das bis zum Ende der Therapie reduziert oder ganz gestoppt werden sollte. So ein Verhalten könnte beispielsweise sein, dass ein Kind noch im Bett der Eltern schläft.

Das Ergebnis der Studie war recht erstaunlich. Obwohl bei der SPACE-Therapie kein Kind in direkten Kontakt mit einem Therapeuten gekommen ist, haben sich die Angststörungen in einem gleichen Ausmaß gebessert wie bei der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT).

Tatsächlich ist es unabhängig von der Therapie zu ähnlichen Verhaltensänderungen der Eltern gekommen. Auch Eltern in der CBT-Gruppe haben also ihr Verhalten geändert, aber meist als Reaktion auf das Verschwinden der Ängste. Bei der SPACE-Gruppe hingegen wurde zuerst das Verhalten der Eltern geändert und das ließ die Ängste der Kinder verschwinden.

Während SPACE sicherlich nicht in allen Fällen funktioniert, hat es doch zwei entscheidende Vorteile. Manche Kinder verweigern die Therapie oder sind intellektuell zu schwach, als dass eine kognitive Verhaltenstherapie Sinn machen würde. Dieses Problem kann man mit SPACE beheben. Vor allem kann SPACE aber auch als Präventionsmaßnahme fungieren. Wenn Eltern von Anfang an lernen, was sie in der Erziehung vermeiden müssen, um Angststörungen zu verhindern, kann der aktuelle Negativtrend wieder umgekehrt werden.

Zum Weiterlesen:

https://www.jaacap.org/article/S0890-8567(19)30173-X/fulltext

https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2020/05/childhood-in-an-anxious-age/609079/