Digitalmarketing – ein trügerischer Trend
Die Marketingwelt kennt in den letzten Jahren nur einen Trend. Den Trend zum Internet. Viele Experten gehen von einer weiteren Intensivierung dieses Trends in den nächsten Jahren aus.
Digitale Marketingkanäle rund um Google, Facebook und andere große Plattformen haben den Vorteil einer sehr genauen Messbarkeit. Alles lässt sich in Zahlen messen, jeder Klick, jeder Blick, jeder Kundenkontakt kann quantifiziert werden. Gleichzeitig kann man schon mit kleinsten Budgets beginnen auf diesen Plattformen zu werben.
Gerade in der auf uns zukommenden Wirtschaftskrise mit schmaleren Marketingbudgets werden Werber noch mehr Wert auf Performance und direkte Messbarkeit legen. Auch die Möglichkeit, kleinere Werbekampagnen zu starten, was beispielsweise im TV-Markt nicht möglich ist, scheint den Digitaltrend im Marketing zu begünstigen.
Doch eine Studie der GroupM, einer der weltweit größten Werbeagenturen, die jährlich mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Werbebudget managet, sollte viele Unternehmen bedenklich stimmen. Die Studie umfasst 23 Länder von Singapur über Deutschland bis hin zu Argentinien und Kanada in welchen insgesamt 13.900 18- bis 49-jährige Personen befragt wurden und sie zeigt ein düsteres Bild für digitale Marketingkanäle.[i]
Von den Befragten gaben 39% an durch TV-Werbung ein besseres Bild von einer Marke zu bekommen, bei Werbeanzeigen auf Sozialen Netzwerken nur 24%.
Viel entscheidender ist aber: Bei traditionellen Werbemaßnahmen rund um TV oder Zeitungen sucht man sich als Werbetreibender ganz genau aus, wann, wie und wo die Anzeigen erscheinen. In sozialen Medien regelt das der Algorithmus. Das Problem: laut der Studie verschlechtert sich das Image einer Marke bei 64% der Menschen, wenn die Werbeanzeigen neben unangemessenen Inhalten erscheinen. Genau darüber hat man auf Facebook, Google und Co. aber keine Kontrolle.
Dazu kommt, dass viele Nutzer generell von dem digitalen Werbeumfeld genervt sind. Wie die Studie zeigt ist das Übermaß an Werbeanzeigen einer der entscheidenden Gründe dafür, dass digitale Werbeanzeigen tendenziell zu keiner Verbesserung des Markenimage führen.
Sollte auch noch die These richtig sein, dass der Trend hin zu den Internet-Marketing-Kanälen sich in den nächsten Jahren sogar noch beschleunigen wird, so wird diese Problematik der Redundanz digitaler Werbeanzeigen stark zunehmen.
Vor dem Hintergrund dieser breit angelegten Studie muss man sich als Werbetreibender unweigerlich die Frage stellen, ob die kurzfristigen Vorteile der Quantifizierbarkeit sowie der vergleichsweise geringen Kosten im Verhältnis zu dem langfristigen Verlust an Markenimage stehen, das man über andere Marketingkanäle aufbauen oder zumindest erhalten könnte.
Zum Weiterlesen:
https://groupm-assets.s3.us-east-2.amazonaws.com/s3fs-public/consumer_trust_in_digital_marketing.pdf
[i] Es wurden in allen Ländern mehr als 600 aber immer weniger als 639 Personen befragt. Vom Einkommen handelt es sich um Personen der Mittel- bis zur gehobenen Mittelschicht.