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Optimieren, Maximieren, Satisfizieren

Nachdem ein zweitägiger Streik 171 der 270 Londoner U-Bahnstationen blockiert hat, haben 5% der betroffenen Pendler ihren täglichen Arbeitsweg langfristig geändert. Sie haben also durch ein erzwungenes Experiment einen effizienteren Weg zur Arbeit gefunden. Während die Studie zu diesem Thema und die Macht der Knappheit in einem anderen Artikel bereits ausführlich erläutert wurden, blieb eine entscheidende Frage offen.

Die Frage, warum die Pendler ihren täglichen Arbeitsweg nicht von selbst optimiert haben. Die traditionelle ökonomische Theorie geht schließlich davon aus, dass Menschen ihre Entscheidungen so treffen, dass ihr Nutzen optimiert wird.

Eine Erklärung für dieses Phänomen besagt, dass es mit Kosten verbunden ist, neue Dinge auszuprobieren und bessere Lösungen zu finden. Anstatt also den Nutzen zu maximieren, optimieren wir ihn. Wir optimieren den Nutzen unter einer Abwägung der Kosten und des potentiellen Gewinnes.

Doch die Kosten, den täglichen Weg zur Arbeit immer wieder einmal geringfügig abzuändern, sind im Vergleich zur gemessenen Zeitersparnis enorm gering. Wenn die Pendler also optimiert hätten, wäre niemals ein so drastischer Effekt durch den Streik entstanden.

Die Antwort des Problems liefert der ehemalige Ökonom, Politikwissenschaftler und Psychologe Herbert Alexander Simon in seinem berüchtigten Paper „Rational choice and the structure of the environment.“

Anstatt ums Optimieren oder Maximieren des Nutzens, geht es uns Menschen laut dieser Theorie um das „satisficing“. Wir suchen also eine Entscheidung, die uns ein notwendiges Level an Zufriedenheit in allen Bereichen gibt. Wenn der Pendler also gut mit seiner Zeit auskommt und keinem ständigen unerträglichen Stresslevel ausgesetzt ist, dann wird er sich nicht bemühen, die Situation weiter zu optimieren.

Allerdings darf man „satisficing“ nicht als das einzige Kriterium der menschlichen Entscheidungsfindung betrachten. Auch Optimierung und Maximierung spielen eine Rolle. Es handelt sich bei diesen drei Faktoren um ein Spektrum, das je nach Situation und Persönlichkeit variiert. Viele Künstler maximieren hin zur Perfektion. Viele Manager optimieren hin zu einer pragmatisch sinnvollen Lösung. Gerade wenn es um alltägliche Entscheidungen wie das Mittagessen oder den Arbeitsweg geht, werden viele hingegen lediglich satisfizieren.

Zum Weiterlesen:

https://uk.sagepub.com/sites/default/files/upm-binaries/25239_Chater~Vol_1~Ch_03.pdf

https://www.economics.ox.ac.uk/materials/papers/14046/paper-755.pdf

https://leandroherrero.com/maximising-optimising-satisficing/

https://www.noahleidinger.com/ideenraum/zwang-kreativ-zufriedenheit