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Stillstand – evolutionärer Filter

Stillstand. Pattsituationen. Diese beiden Begriffe sind im gesellschaftlichen Bewusstsein mit einer negativen Konnotation verbunden. Wer will schon stillstehen? Fortschritt und Wachstum sind die Devise.

Doch wie Claudia Winklmayr und Kollegen in ihrem Paper „The wisdom of stalemates: consensus and clustering as filtering mechanisms for improving collective accuracy” erläutern, dienen Pattsituationen in Entscheidungen als eine Art Filter.

In einem komplexen Entscheidungsumfeld kann eine diverse Gruppe nur zu einem Konsens kommen, wenn die Informationslage ziemlich eindeutig in Richtung des Konsenses deutet. Nur wenn also die Beweislage stark auf einer Seite liegt, wird man einen Konsens erreichen.

Der Stillstand greift als eine Art Barriere ein, die verhindert, dass man sich auf etwas einigt, das nur mit geringer Wahrscheinlichkeit richtig ist.

Vor allem evolutionär gesehen ist diese Vorgehensweise in vielen Fällen sinnvoll. Wenn sich eine Gruppe von Tieren in einer Höhle versteckt, und überlegt, in welche Richtung sie vor dem Raubtier flüchten soll, kann Stillstand die beste Option sein. Denn insofern es sich um ein sicheres Versteck handelt, ist Stillstand nur mit geringen Kosten verbunden.

Genau das ist aber der springende Punkt. Stillstand und Pattsituationen sind nicht zwingend schlecht, sondern haben eine sinnvolle Filterfunktion.

Das gilt aber nur so lange die Kosten des Nicht-Entscheidens gering sind. Ein Unternehmen das aber mit enorm schnellen Entwicklungszyklen zu kämpfen hat und immer an der Spitze der Innovation stehen will, kann sich den Stillstand nicht leisten.

Sillstand ist also ein sinnvoller Filter, doch auch sinnvolle Filter haben Opportunitätskosten.

Zum Weiterlesen:

https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.01.09.899054v1