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Posts tagged Evolution
Wir, domestizierte Menschen

In meinem Artikel „Domestikation - eine Wende“ habe ich beschrieben, wie sibirische Wissenschaftler in den 1960er Jahren binnen weniger Jahre wilde Silberfüchse in mehr oder weniger zahme Haustiere verwandelten.

Die Wissenschaftler taten das, indem sie die zahmsten Füchse jeder Generation zu den Eltern der nachfolgenden Generation machten. Spannend dabei: Die zahmeren Generationen unterschieden sich nicht nur im Verhalten, sondern auch im Aussehen von ihren Vorfahren.

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Domestikation - eine Wende

Eine der wichtigsten Innovationen in der Geschichte der Menschheit: Hunde. Vor circa 40.000 Jahren haben wir Menschen es geschafft, Wölfe zu domestizieren und für unsere Zwecke zu nutzen.

Eine faszinierende Studie aus dem Sibirien der 1960er Jahre deutet allerdings darauf hin, dass die Domestizierung der Wölfe nicht nur von uns Menschen, sondern auch von den Wölfen selbst ausging.

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Produzierende Wahrnehmung

Gemäß der Theorie des Psychologen Donald Hoffman existieren weder Raum noch Zeit. Denn die Evolution hat uns nicht darauf trainiert, die Realität wahrzunehmen. Ganz im Gegenteil: Wir nehmen lediglich Fitnesspunkte wahr, die uns helfen mit evolutionärem Erfolg durchs Leben zu schreiten.

Wo ich einen Zug sehe, ist also in Wahrheit gar kein Zug. Kann ich also einfach vor den Zug springen, wenn er gar nicht real ist? Wie in meinem Artikel „Spring nicht – Ernsthaft & Buchstäblich“ erläutert, lautet die Antwort Nein. Ich sollte nicht vor den Zug springen, weil wir im Zuge der Evolution sehr wohl gelernt haben, Gefahren wahrzunehmen. Es gibt also keinen Zug, die Gefahr ist dennoch real.

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Fitnesspunkte & Variationen

In meinem Artikel „Fitness - eine umfassende Perspektive“ habe ich bereits erläutert, dass evolutionäre Fitness nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene betrachtet werden muss.

Ein weiterer Aspekt, der in Bezug auf evolutionäre Fitness gerne missachtet wird: Fitnesspunkte hängen von der aktuellen Verfassung des jeweiligen Lebewesens ab.

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Fitness - eine umfassende Perspektive

Wer an evolutionäre Fitness denkt, denkt im Regelfall an Individuen.

Wer viele Nachkommen zeugt, ist evolutionäre erfolgreich. Wer keine Nachkommen zeugt, wird auf kurz oder lang ausgelöscht.

In der evolutionären Realität ist Fitness aber ein viel bereiteres Phänomen. Es geht nicht nur um die persönliche Fitness, sondern auch um die Gesamtfitness.

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Spring nicht – Ernsthaft & Buchstäblich

Laut dem Psychologen Donald Hoffman sind Raum und Zeit lediglich Produkte unserer eigenen Vorstellungskraft. Die Evolution hat unsere Wahrnehmung nicht dazu trainiert, die wahrhaftige Realität wahrzunehmen – vielmehr nehmen wir evolutionäre Fitnesspunkte wahr.

In meinem Artikel „Flache Erde, Raum und Zeit“ habe ich diese Idee bereits ausführlicher erläutert.

Wo ich einen Tisch sehe, ist in Wahrheit kein Tisch. Wo ich einen Zug sehe, ist in Wahrheit kein Zug.

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Flache Erde, Raum und Zeit

Was damals die Flache Erde war, ist heute das Konzept von Raum und Zeit – so die These des US-amerikanischen Psychologen und Autors Donald David Hoffman.

Evolution hat nicht dazu geführt, dass wir die objektive Realität unserer Umwelt wahrnehmen. Vielmehr hat Evolution uns auf die Wahrnehmung von Fitness-Punkten trainiert. Wo wir also einen Apfel sehen, ist in Wahrheit kein Apfel – wir sehen aber den Apfel, weil sich diese Wahrnehmung als evolutionär vorteilhaft herausgestellt hat.

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Distanz der Schlussfolgerung

Evolutionär gesehen verbrachten wir Menschen den Großteil unserer Zeit in Stämmen mit nicht mehr als 200 Menschen. Die Kultur und das Wissen in diesen Stämmen wurden vor allem durch Sprache und Erinnerung miteinander geteilt.

„In a world like that, all background knowledge is universal knowledge. All information not strictly private is public, period.” - Eliezer Yudkowsky in seinem Buch „Map and Territory”.

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Adverse Selektion – Kinder

Jedes Kind verbraucht Ressourcen – Kinder in Europa, den USA und anderen wohlhabenden Gebieten dieser Welt umso mehr. Das Geld, welches wohlhabende Eltern in ihre eigenen Kinder stecken, könnten sie spenden und so das Leben von weitaus mehr Kindern in ärmeren Staaten retten. Zusätzlich hätten sie auch mehr Geld zum Spenden – denn keine Kinder bedeutet mehr Zeit für Arbeit.

In Anbetracht von Klimawandel und Armut muss man sich also durchaus die Frage stellen, ob es moralisch richtig ist, Kinder zu bekommen.

Während die oben angeführten Argumente durchaus Validität besitzen, wird dabei ein entscheidender Faktor missachtet: Wer stellt sich die Frage, ob es moralisch richtig ist, Kinder zu bekommen?

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Soziales Lernen & Angst

Während Weihnachtsbäume mit brennenden Kerzen die Augen vieler Kinderaugen in Europa zum Leuchten bringen, ist dieser Anblick für die meisten Nordamerikaner mehr als besorgniserregend.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, mit offenem Feuer im eigenen Haus herumzuspielen und das in der Nähe von kleinen Kindern?

Während das Hantieren mit Gewehr und Pistole für viele nordamerikanische Kinder ein Ding der Gewohnheit ist, kennen die meisten Europäer solche Gerätschaften nur aus Film und Fernsehen.

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Biologische Bereitschaft & Angst

Wie alle anderen menschlichen Eigenschaften ist unser Angstmechanismus evolutionär geprägt. Deshalb fürchten sich viele Menschen vor Spinnen, Dunkelheit oder Höhe.

Wie Gerd Gigerenzer erläutert ist diese Furcht aber nicht direkt veranlagt, vielmehr ist das Erlernen der Furcht veranlagt.

In einer Studie zeigte man Affen Videos von anderen Affen, die mit Angst auf die Präsenz von Schlangen reagierten. Nachdem die Affen die Videos gesehen haben, zeigten sie auch selbst Furcht vor Schlangen.

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Genetische Gruppendynamik - Fische

Der Anblick eines Vogelschwarms ist immer wieder beeindruckend. Hunderte Vögel erreichen eine perfekte Koordination und das auf Basis erstaunlich simpler Verhaltensheuristiken. Dasselbe Phänomen lässt sich bei Fischschwärmen beobachten – auch sie erzeugen mit einfachen Regeln ein hohes Maß an Koordination.

Doch nicht nur die Regeln selbst spielen eine Rolle – auch die Genetik beeinflusst die Interaktion der Tiere.

Die Relevanz davon liegt auf der Hand: Schwärme sind im Grunde nichts anderes als eine Form sozialer Interaktion. Auf welche Weise die Genetik das Zusammenleben von Fischen und Vögeln beeinflusst, kann den ein oder anderen Hinweis auf die soziale Interaktion von uns Menschen liefern.

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Befehl, Opfergaben und die Flucht

Das Kommunikationsmittel des Befehls ist älter als die Sprache. Jedes Kind, das der Sprache nicht mächtig ist, aber auch Hunde und andere Lebewesen verstehen Befehle.

Der Befehl leitet sich – so die These von Elias Canetti in seinem Werk „Masse und Macht“ – von der Flucht ab. Ein Tier flüchtet vor dem Feind, weil es bedroht wird. Der Angriff des Feindes ist damit die ursprünglichste Form des Befehls. Dieser Zusammenhang wirkt auf den ersten Blick etwas weit hergeholt, doch tatsächlich hat der Fluchtbefehl viel mit den Befehlen unseres Alltags gemein.

Zum einen gibt es eine klare Hierarchie. Der Feind steht in Sachen Macht ganz eindeutig über seinem potentiellen Opfer. So auch beim Befehl.

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Stillstand – evolutionärer Filter

Stillstand. Pattsituationen. Diese beiden Begriffe sind im gesellschaftlichen Bewusstsein mit einer negativen Konnotation verbunden. Wer will schon stillstehen? Fortschritt und Wachstum sind die Devise.

Doch wie Claudia Winklmayr und Kollegen in ihrem Paper „The wisdom of stalemates: consensus and clustering as filtering mechanisms for improving collective accuracy” erläutern, dienen Pattsituationen in Entscheidungen als eine Art Filter.

In einem komplexen Entscheidungsumfeld kann eine diverse Gruppe nur zu einem Konsens kommen, wenn die Informationslage ziemlich eindeutig in Richtung des Konsenses deutet. Nur wenn also die Beweislage stark auf einer Seite liegt, wird man einen Konsens erreichen.

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Modularität als Entscheidungstool

Die Fähigkeit, sich in großen Gruppen zu organisieren und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, gilt als eine der größten Stärken unserer Spezies. Natürlich habe auch diverse andere Lebewesen die Macht von Gruppen erkannt. Denn Entscheidungen des Individuums sind den Entscheidungen von größeren Organisationen oft weitaus unterlegen.

Dieser Zusammenhang lässt sich auch mathematisch sehr anschaulich darstellen. Beispielweise mit dem Condorcet-Jury-Theorem. Wenn jedes Individuum mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% die richtige Entscheidung trifft, dann trifft eine große Gruppe – gemäß dem Gesetz der großen Zahlen – bei einer Mehrheitsabstimmung mit ziemlicher Sicherheit auch die richtige Entscheidung.

Nach diesem Theorem führt also jedes Individuum zu einem Anstieg der Entscheidungskraft.

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Gang auf heißen Kohlen & Signale

Regionen wie Tamil Nadu im Süden Indiens waren für Evolutionstheoretiker lange Zeit ein großes Mysterium. Zu den üblichen religiösen Praktiken der Männer dieser Region gehört das Laufen auf heißen Kohlen oder das Durchstechen der eigenen Wangen mit Speeren und Messern.

Aus Sicht der evolutionären Fitness sind derartige Verhaltensweisen ziemlich absurd. Dennoch stellen solche Phänomene keine Seltenheit dar. Vielmehr sucht man vergeblich nach Stämmen oder Religionen, die keine evolutionär scheinbar kontraproduktiven Verhaltensmuster aufweisen.

Im Zuge der 1990er Jahre hat sich allerdings eine Erklärung für diese Phänomene etabliert: Derartige Rituale sind Signale, die von Stärke und gutem Charakter zeugen. Ähnlich wie der Pfau, der sich ein extravagantes Gefieder leistet, um den Weibchen seine Stärke zu beweisen.

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Mesa-Optimierer – Gehirn und Evolution

Die natürliche Evolution optimiert nach Fitness, also der Fähigkeit, sich fortzupflanzen und das eigene Erbgut weiterzugeben. Die Evolution ist damit ein System das nach einem bestimmten Kriterium optimiert – ein sogenannter Basis-Optimierer. Im Zuge dieser Optimierung ist unter anderem das menschliche Gehirn entstanden. Doch das menschliche Gehirn ist nicht nur Teil des Basis-Optimierers, sondern versucht selbst zu optimieren. Entscheidend ist, dass das Cerebrum oft ganz andere Ziele verfolgt als Fitness oder Fortpflanzung – es handelt sich um einen Mesa-Optimierer.

Aus Sicht der Evolution – die den menschlichen Denkapparat erschaffen hat, um für Fitness zu optimieren – stellt das ein Problem dar. Das Gehirn war anfangs in Übereinstimmung mit den evolutionären Zielen. Doch es handelte sich dabei lediglich um eine Pseudo-Übereinstimmung, wobei das Gehirn mehr und mehr unabhängig von den evolutionären Richtlinien entscheidet und sich auf ganz andere Faktoren fokussiert.

Ob eine Mesa-Optimierung auftritt, hängt zum einen von der jeweiligen Aufgabe ab. Zum anderen spielt die Art des Basis-Optimierers eine essentielle Rolle.

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Rationalität wenn Rationalität gebührt

Sich mit typischen menschlichen Denkfehlern, Biases und kognitiven Verzerrungen auseinanderzusetzen ist essentiell, wenn man gute, rationale und wahrheitsgetreue Entscheidungen treffen will. Doch man darf nicht den Fehler machen, die eigene Rationalität zu überschätzen und evolutionär entwickelte Denk- und Entscheidungsmuster zu unterschätzen.

Es ist zu einfach, diese menschlichen Biases kategorisch als irrationales Verhalten abzutun. Bei den psychologischen Experimenten mit denen man diese kognitiven Verzerrungen feststellt, handelt es sich nämlich immer um einzelne voneinander unabhängige Entscheidungssituationen. Im echten Leben hingegen handelt es sich bei den meisten Entscheidungen um zusammenhängende Themenkomplexe mit vielen sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren.

Gerade wenn es aber um große zusammenhängende Themenkomplexe geht, sollte man die natürlichen Entscheidungsheuristiken nicht von vornherein als sinnlos abtun, sondern überdenken, ob nicht doch eine gewisse evolutionäre Rationalität hinter ihnen steckt und das Bauchgefühl eine bessere Entscheidung liefert, als die rational durchdachte Strategie.

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Tragödie des guten Gewissens

Ob es um die Ausbeutung natürlicher Ressourcen oder die großen Internetplattformen und ihre Netzwerke geht – es handelt sich um Tragödien des Gemeinguts.

Gerade sehr liberal denkende Menschen, die die Freiheiten der Bürger unter allen Umständen bewahren wollen, appellieren im Kontext solcher Situationen gerne darauf, dass man die Menschen nur dazu bringen muss, nach ihrem besten Wissen und Gewissen zu handeln. Anstatt etwas zu regulieren, appelliert man also an das gute Gewissen der Menschheit.

Doch genau vor diesem Appell an das gute Gewissen warnt der Mikrobiologie und Ökologe Hardin.

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Absolute Moral & Fakultative Einhaltung

Aus evolutionärer Sicht hätten wir im Sinne der ersten Erklärung die Moral aber schon lange aufgegeben. Was dem Eigeninteresse schadet, kann sich evolutionär nicht durchsetzen. Im Sinne der zweiten Erklärung würden sich auf lange Sicht die langfristig orientierten Individuen durchsetzen, was zu einem absoluten Verständnis von Moral und auch einer absoluten Einhaltung der moralische Vorschriften führen würde.

Diese beiden Erklärungen halten einer genauen Überprüfung also nicht stand. Wie kann man nun aber aus evolutionärer Sicht die absoluten Moralvorstellungen gepaart mit einer sehr volatilen Einhaltung der moralischen Regeln erklären?

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