text

Arme Unternehmer

Immer wieder deuten Studien darauf hin, dass Unternehmer im Schnitt weniger verdienen als äquivalente Personen in einem Angestelltenverhältnis. Wie viel Einkommensverlust die Selbstständigen in Kauf nehmen, schwankt je nach Studie und liegt in der Regel zwischen 4 und 15 Prozent.

Und das obwohl Unternehmer Arbeitsplätze schaffen und Innovationen in die Welt setzen, von denen die Restbevölkerung ungemein profitiert. Die Schlussfolgerung scheint eindeutig: Wenn der Unternehmer ökonomisch verliert, während die Gesellschaft davon profitiert, handelt es sich um ein Versagen des Marktes. Der Staat muss also eingreifen und Unternehmer fördern.

Wie der Strategie- und Entrepreneurship-Professor Thomas Åstebro erläutert, ist diese Schlussfolgerung etwas voreilig.

Wieso gründen Menschen Unternehmen, wenn sie dadurch ökonomisch nicht profitieren?

Eine These: Sie tun es gar nicht. So zeigen einige Studien aus den USA und Großbritannien, dass Selbstständige bei ihren Gehaltsangaben oft untertreiben. Einige Forscher gehen sogar davon aus, dass Unternehmer in Wahrheit nicht weniger, sondern zwischen 10% und 40% mehr verdienen als äquivalente Personen im Angestelltenverhältnis.

Allerdings ist die Studienlage auf diesem Gebiet alles andere als eindeutig. Vielleicht verdienen Unternehmer also tatsächlich weniger, haben dafür aber eine höhere Zufriedenheit und entscheiden sich deshalb, selbstständig zu bleiben.

Im Grunde ist es auch gar nicht so wichtig, welche der beiden Thesen stimmt. Vielmehr zeigen die beiden Thesen, dass die Förderung von Unternehmern keinesfalls die offensichtliche Aufgabe des Staates ist.

Bleibt natürlich noch das Argument, dass Unternehmer ein hohes Risiko auf sich nehmen, welches in den Gehaltsangaben nicht berücksichtigt wird. An dieser Stelle verweist Thomas Åstebro auf eine Studie an einer schwedischen Universität: Viele Akademiker kamen nach einem kurzen Ausflug ins Unternehmertum wieder zur Universität zurück. Insgesamt haben sie dabei nicht viel weniger verdient als jene Akademiker, die nie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. Außerdem hatten sie meist keine Probleme dabei, nach der Selbstständigkeit wieder in ein Angestelltenverhältnis einzusteigen.[i]

Zum Weiterlesen:

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2258562

[i] Gerade bei wenig kapitalintensiven Unternehmen im Dienstleistungsbereich ist das Unternehmertum mitunter ein günstiger Weg, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und sich so weiterzubilden.