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Posts tagged Wissenschaft
Gyrus postcentralis und Fußfetisch

Der Gyrus postcentralis ist das Zentrum unserer bewussten Wahrnehmung von Berührungen. Bereits 1937 stimulierte der Neurologe Wilder Penfield verschiedene Bereiche des Gyrus postcentralis mit einer Elektrode.

Setzte er die Elektrode auf die linke Gehirnhälfte, fühlten seine Patienten eine Berührung auf der rechten Seite ihres Körpers. Setzte er die Elektrode in der Mitte des Gehirns an, fühlten die Patienten eine Berührung in den Zehen.

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Neugier und Gruppendenken

Eine politisch verfälschte Wahrnehmung von Realität und Fakten betrifft nicht nur bildungsschwache Schichten unserer Gesellschaft. Ganz im Gegenteil zeigt sich immer wieder: Menschen mit mehr Bildung und höheren mathematischen Fertigkeiten sind oft besonders stark polarisiert.

Der Grund dafür: Eine hohe Intelligenz und Fähigkeit zur Argumentation ermöglichen einem, sich die Fakten und Daten so zurechtzurücken, wie es einem passt.

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Maßstab für Leid - DALY

Ist es besser, 1000 Menschen von ihrer Blindheit zu befreien oder 500 Menschen vor dem Verhungern zu bewahren?

Diese Frage muss sich jeder effektive Altruist in der einen oder anderen Form unweigerlich stellen. Wer möglichst effektiv Leid reduzieren will, braucht Mittel, um unterschiedliches Leid gegeneinander abzuwägen.

Der Philosoph Peter Singer verweist in diesem Zusammenhang auf eine Metrik der WHO: dem DALY.

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Fehlende Fake-News

Unsere Medienlandschaft ist voll von gigantischen Problemen. Reichend von Filterblasen über die negativen Effekte des Mikrotargeting bis hin zu allgegenwärtigen Fake-News.

Mit Filterblasen und dem Mikrotargeting habe ich mich in der Vergangenheit bereits beschäftigt. Die Ergebnisse meiner beiden Artikel „Mikrotargeting - eine Phantasie“ und „Filterblasen – ein Ablenkungsmanöver“ waren allerdings recht ernüchternd.

Denn sowohl Mikrotargeting als auch Filterblasen stellen wissenschaftlich gesehen keine relevanten Problematiken dar. Das geht soweit, dass man ihre negativen Effekte empirisch nur schwerlich nachweisen kann.

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Arme Unternehmer

Immer wieder deuten Studien darauf hin, dass Unternehmer im Schnitt weniger verdienen als äquivalente Personen in einem Angestelltenverhältnis. Wie viel Einkommensverlust die Selbstständigen in Kauf nehmen, schwankt je nach Studie und liegt in der Regel zwischen 4 und 15 Prozent.

Und das obwohl Unternehmer Arbeitsplätze schaffen und Innovationen in die Welt setzen, von denen die Restbevölkerung ungemein profitiert. Die Schlussfolgerung scheint eindeutig: Wenn der Unternehmer ökonomisch verliert, während die Gesellschaft davon profitiert, handelt es sich um ein Versagen des Marktes. Der Staat muss also eingreifen und Unternehmer fördern.

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Absurdität – Heuristik oder Bias

Die Abstemplung von absurden Aussagen ist eine hilfreiche kognitive Heuristik. Wenn ein Statement unseren Erfahrungen widerspricht, halten wir es für absurd und müssen uns so nicht länger damit herumschlagen.

In der Regel ist diese Heuristik äußerst nützlich. Unter bestimmten Voraussetzungen wird die Absurditätsheuristik aber zu einem Absurditätsbias.

Wie Eliezer Yudkowsky betont, sind vor allem zwei Faktoren für eine fehlerhafte Anwendung der Absurditätsheuristik entscheidend.

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Soziales Dilemma des Erfolgs

James Dewey Watson ist einer der erfolgreichsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Mit seiner Entdeckung der Doppelhelix-Struktur der DNA hat er den Grundstein für eine breite Bandbreite an biologischen und medizinischen Entwicklungen gelegt.

Ein Grund für seinen Erfolg: Glück und Zufall.

Wie er selbst im Essay „Succeeding in science: Some rules of thumb.” beschreibt, waren es vor allem zufällige Ereignisse, die ihn zum Forschungsgebiet der Genetik führten. Dennoch forschten auch viele andere Wissenschaftlern zur selben Zeit an derselben Thematik. Viele andere Wissenschaftler mit gutem Timing und hoher Intelligenz.

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Wir, die opportunistischen Fehlinformierer

«Fake News und ein fehlendes wissenschaftliches Verständnis in der breiten Bevölkerung führen dazu, dass wir in demokratischen Abstimmungen keine faktenbasierten Entscheidungen treffen. Das Allheilmittel ist also wiedermal die Bildung. Mehr Wissen gleich bessere Entscheidungen.»

Tatsächlich führt mehr Wissen oft zu schlechteren Entscheidungen. Der Grund: Intelligente Menschen, die argumentieren, logisch denken und mit Zahlen umgehen können, nutzen diese Tools für ihre eigenen Zwecke. In vielen Fällen bewirkt mehr wissenschaftliche Bildung lediglich, dass wir die Fakten besser auf unsere Seite drehen können.

Genau dieses Phänomen haben Paul Slovic und Kollegen in einer Studie mit 1111 US-Amerikanern belegt.

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Subjektiver wissenschaftlicher Konsens

Über wissenschaftlichen Konsens braucht man nicht zu streiten. Wissenschaftlicher Konsens kann zwar sehr wohl falsch sein und man muss mit ihm nicht übereinstimmen. Wie der wissenschaftliche Konsens selbst aber lautet, sollte sich durch hochwertige Umfragen eindeutig ermitteln lassen.

Viele von uns haben eine andere Meinung als der wissenschaftliche Konsens. Menschen am rechten Ende des politischen Spektrums tendieren dazu, den Klimawandel als weniger gravierend einzuschätzen. Menschen am linken Ende des politischen Spektrums tendieren dazu, die Atomkraft als viel gravierender einzuschätzen.

Die Krux an der Geschichte: In diversen Studien zeigt sich, dass die meisten glauben, der wissenschaftliche Konsens sei auf ihrer Seite. In den USA glauben 70% der Demokraten, dass Wissenschaftler die Menschen als Ursache des Klimawandels erachten. Gleichzeitig glauben 49% der Republikaner, dass Wissenschaftler die Menschen nicht als Ursache des Klimawandels erachten.

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Tragödie der Wissenschaftskommunikation

Rationalität hat ein großes Problem. Für eine Person kann es vollkommen rational sein, sich irrational zu verhalten.

Bereits 1968 hat der Mikrobiologe Garrett Hardin dieses Paradoxon als Tragödie des Gemeinguts beschrieben.

Wenn sich mehrere Bauern ein Feld teilen, ist es im Interesse jedes Bauern, das Feld etwas intensiver zu bewirtschaften als die anderen. Dadurch bekommt er höhere Erträge und kann den maximalen Profit aus dem Feld schlagen. Wenn aber alle das tun, wird das Feld binnen einer Saison ruiniert sein.

Der Yale-Professor Dan M. Kahan hat dasselbe Phänomen in der Wissenschaft beobachtet.

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Slow-Motion Multitasking

Wer Höchstleistungen erbringen will, muss sich von Multitasking fernhalten. Multitasking lenkt ab, verwirrt und ist ineffektiv.

In Anbetracht dieser weit verbreiteten These ist es durchaus erstaunlich, wie viele Top-Performer in Wissenschaft und Wirtschaft Multitasking betreiben.

Die erfolgreichsten Wissenschaftler publizieren im Zuge ihrer Laufbahn zu mehr verschiedenen Themen als weniger erfolgreiche. Viele der herausragendsten Unternehmer können es nicht bei einem einzigen Projekt belassen.

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Mittelfristige Künstliche Intelligenz

In einigen Jahrzehnten werden wir es womöglich mit einer Künstlichen Intelligenz zu tun haben, die uns Menschen weit überlegen ist.

Für manche KI-Forscher ist diese Möglichkeit die zentrale Problematik unserer Zeit. Wie können wir eine bösartige KI verhindern? Wie können wir verhindern, dass es zu einer Singularität mit unerwünschten Konsequenzen kommt?

Andere Forscher halten diese Bedenken für vollkommen übertrieben. Ihre These: Nur weil ein Problem in der Zukunft möglicherweise auftreten könnte, sollten wir nicht zu viel Zeit darin investieren. Oder, wie Andrew Ng es formulierte: „Ich mache mir auch keine Sorgen über die Überbevölkerung des Mars.“

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Zensur der Existenz

Traditionellerweise orientieren sich Wissenschaftler bei der Einschätzung von Naturkatastrophen stark an historischen Daten.

Um zu ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer bedrohlichen Asteroiden-Kollision ist, sieht man sich die Größe früherer Einschlagkrater an.

Viele halten die möglichen Risiken von Teilchenbeschleunigern für vollkommen unbedenklich, weil im Umfeld der Erde schon immer hoch energetische Teilchenkollisionen stattgefunden haben und die Erde davon nie zerstört wurde.

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Marktmechanismen der Wissenschaft

Je komplexer wissenschaftliche Probleme, je offener die Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern und je unzähliger die Anzahl an technologischen Hilfsmitteln – desto mehr wird Wissenschaft von Marktmechanismen beherrscht.

Es ist erstaunlich, was Märkte in der Wirtschaft zu Stande bringen. Sie regeln Preise, sorgen für die Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage, bringen Innovationen hervor.

Märkte schaffen das alles ohne einen zentralen Kontrolleur.

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Informell & Unsichtbar - Ökonomie

Eine der großen Stärken der ökonomischen Sicht auf das Weltgeschehen ist das Denken in unsichtbaren Konsequenzen. Schon bald lernt jeder Ökonom, dass er nicht nur die sofortigen Effekte von Handlungen beachten muss, sondern auch die oft sehr weitreichenden verdeckten Folgen.

Trotz dieser hilfreichen Denkweise sind die statistisch getriebenen Ökonomen immer noch sehr schlecht darin, kleine informelle Faktoren zu beachten. Diese informellen Faktoren sind nicht offensichtlich, solange man nur auf die Zahlen blickt. Diese Faktoren werden erst sichtbar, wenn man sich in die Realität der Menschen begibt.

Das Problem: Bei vielen Maßnahmen wird das Informelle missachtet. Dadurch kommt es zu keiner grundlegenden Lösung von Problemen. In manchen Fällen werden Situationen deshalb sogar verschlechtert.

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Asymmetrische Waffen und Wahrheit

„Mit manchen Menschen kann man einfach nicht diskutieren. Solche Personen verschließen sich jeder logischen und rationalen Debatte. Über Fakten braucht man erst gar nicht zu sprechen. Aber Fakten und Logik sind den meisten ohnehin vollkommen egal. Wenn man jemanden überzeugen will, braucht es eine passende Inszenierung sowie gute Werbung.“

Derartige Argumente gegen faktenbasierte Überzeugungsarbeit sind keine Seltenheit. Tatsächlich wirkt es oft zwecklos, mit Menschen zu diskutieren.

Das Problem: Wir versuchen zu überzeugen, anstatt uns auf wirkliche Debatten einzulassen. Eine wirkliche Debatte findet nicht statt, wenn man sich bei Protesten gegenübersteht und sich gegenseitig Parolen ins Gesicht brüllt. Eine wirkliche Debatte findet auch nicht auf Sozialen Medien statt.

Eine wirkliche Debatte nimmt die Form einer adversen Kollaboration an.

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Wilde Probleme – Zahme Probleme

Wieso übernehmen in der Politik nicht endlich die Wissenschaftler? Die Sozialwissenschaften haben in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Aufstieg erlebt – wieso werden unsere gesellschaftlichen Probleme nicht wissenschaftlich und endgültig gelöst?

Man sollte die Probleme unserer Gesellschaft endlich so angehen, wie man auch Probleme im Ingenieurswesen und den Naturwissenschaften angeht. Die Situation analysieren, nachdenken, Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen und Lösungen finden.

Klingt einfach, ist aber unmöglich. In ihrem viel zu wenig beachteten Paper „Dilemmas in a General Theory of Planning“ stellten Horst Rittel und Melvin Webber schon 1973 fest, dass klassische Problemlösungsmethoden bei den komplexen Problemstellungen von Wirtschaft, Politik und Umwelt versagen.

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Künstliche Ratten – ein neuer Windtunnel

In einer Kollaboration mit Harvard hat diese Woche das berüchtigte KI-Unternehmen DeepMind erneut auf sich aufmerksam gemacht. Neben der Entwicklung eines neuen Modells auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz wurden für dieses Projekt sogar zwei Long Evans Ratten seziert.

Für Neurologen ist es schwer, allgemeine Zusammenhänge zwischen der neuronalen Aktivität von Labortieren und ihren Handlungen herzustellen. In Versuchen kann man meist nur eine einzige Aktivität untersuchen und daher lediglich begrenzt allgemeine Schlüsse ziehen. Doch genau das interessiert die Neurologen besonders. Sie interessiert die Frage, in welcher Art und Weise gewisse Bewegungen und Handlungen im neurologischen System von Mensch und Tier abgespeichert werden.

Also haben die Wissenschaftler von Harvard und DeepMind ein virtuelles Rattenmodell geschaffen. Die Ratte wurde nach den genauen Maßstäben der vorher angesprochenen Long Evans Ratten konstruiert und ist neben realitätsgetreuen Gelenken und Sehnen mit einem Sehsinn sowie einem Gefühl für den eigenen Körper – also einer Selbstwahrnehmung – ausgestattet.

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Schnellere Pferde & Funktionsmüdigkeit

“If I had asked people what they wanted, they would have said faster horses.” – vielleicht Henry Ford.

Mit diesem Zitat kommt der Automobilmagnat Henry Ford bis heute in diversen Debatten rund um das Thema der Innovation vor. Abgesehen davon, dass es keine Beweise dafür gibt, dass Ford diese Worte tatsächlich jemals gesprochen hat, steckt in ihnen viel Wahrheit.

Doch meist wird dieses Zitat als ein Anstoß für radikale Innovation verstanden. Meist wird dieses Zitat dahingehend verstanden, dass man den Kunden mehr gibt, als sie verlangen. Ja, dass man den Kunden mehr gibt, als sie sich erträumen können.

Tatsächlich hat dieses Zitat aber noch eine ganz andere Bedeutung: Man muss den Kunden weniger geben, als sie verlangen.

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Freud & Mesmer - Risiken des Bahnbruchs

„Newton made three bets. One of them worked. But they were all risky.” – Paul Graham in seinem Essay “The Risk of Discovery”.

Heute ist Newton für seine Errungenschaften in der Physik bekannt. Ist doch absurd, dass er sich neben der aussichtsreichen Physik auch mit Alchemie und Theologie befasst hat. Aber eigentlich ist es nicht absurd. Zu seiner Zeit war er in allen drei Gebieten ein Außenseiter, ein Querdenker und kein Konformist.

Wenn man sich in Physik und Chemie mit Atomen beschäftigt, kommt unweigerlich der Name des weisen Demokrit auf, der schon in der Antike die Wahrheit der Atomidee erkannt hat. Doch man muss hier vorsichtig sein. Seine damaligen Vermutungen zum Atommodell beruhten ausschließlich auf philosophischer Denkarbeit. Zu seiner Zeit war das Atommodell nicht die offensichtliche Wahrheit, sondern eine Idee, die mit ähnlicher Wahrscheinlichkeit absoluter Schwachsinn war, wie viele der damaligen Ideen, die wir heute als solchen abtun.

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