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Bedingungsloses Grundeinkommen – ein falsches Narrativ

“With the long history of concern about the meaning of work that we have seen here, it seems that it must be that innovations, in the form of different kinds risk management institutions, or of jobs, or of mentorship, may be as important to promoting human welfare in the midst of a technological revolution as any direct government redistribution of income or wealth.” – der Nobelpreisträger Robert J. Shiller in seinem Paper “Narratives about technology-induced job degradations then and now.”

Den Populärphilosophen Richard David Precht, den US-Präsidentschaftskandidat Andrew Yang und den Intellektuellen Thomas Paine verbindet eine Idee. Alle drei setzen sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. Ein universal basic income also. Oder, um im Terminus von Andrew Yang zu bleiben, „1000 Dollar für jeden Amerikaner“.

Und obwohl Thomas Paine im 18. Jahrhundert lebte verbindet die drei Denker nicht nur die Idee des UBI selbst, sondern auch der Hintergedanke. Der Hintergedanke, dass menschliche Arbeit ihren Wert verlieren wird. Bei Paine, weil er dachte, dass Land das einzige knappe Gut sein werde und es Arbeit im Überfluss geben würde, bei Yang und Precht, weil sie die Arbeit durch Maschinen gefährdet sehen.

Weit zurück reichen auch die beiden Argumente die heute in Bezug auf Automatisierung immer wieder aufgebracht werden. David Ricardo schrieb 1821 davon, dass schlussendlich die Kapitalisten von den Maschinen profitieren werden, während die Arbeiter dem Untergang geweiht sind. 1890 schrieb Alfred Marshall erstmals das bis heute weit verbreitete Gegenargument gegen diese These von Ricardo nieder. Seine Idee: Maschinen werden Jobs ersetzen, aber noch mehr Möglichkeiten für neue Jobs schaffen.

Schlussendlich gibt es aber noch eine Idee in Bezug auf Arbeit, die viel weiter zurückreicht, als alles was jemals in Bezug auf Automatisierung geschrieben wurde. Die Idee, dass Arbeit nicht nur einen praktischen, sondern auch einen ideellen Wert hat. Die Idee, dass Arbeit sinnstiftend ist. Die Idee, dass der Mensch vor allem durch seine Arbeit etwas Positives für diese Welt schafft.

Genau diesen entscheidenden Faktor der Sinnkomponente von Arbeit betont auch der Nobelpreisträger Robert J. Shiller in seinem Paper „Narratives about technology-induced job degradations then and now.” vom Februar 2019.

Unabhängig davon, ob Künstliche Intelligenz et al. wirklich zu einer massenhaften Arbeitslosigkeit in der Gesellschaft führen werden, betont Shiller, dass es ohnehin wichtig ist, Arbeitslose mit Maßnahmen zu unterstützen, die nicht nur monetär sondern auch in sozialer Hinsicht helfen.

Doch egal ob Bedingungsloses Grundeinkommen oder Arbeitslosengeld – all diese Maßnahmen sind von einem üblen Beigeschmack begleitet. Dem Beigeschmack, dass irgendjemand das System ausnützt. Dem Beigeschmack, dass die Faulen von den hart Arbeitenden durchgefüttert werden.

Genau diesem Beigeschmack müssen politische Maßnahmen entgegentreten. Und egal ob das Bedingungslose Grundeinkommen eine pragmatisch gute oder schlechte Idee ist, handelt es sich auf jeden Fall um eine Idee, die ein falsches Narrativ verkörpert.

Schon in der Bedingungslosigkeit steckt, dass man nichts dafür tun muss. Viel sinnvoller findet Shiller eine Maßnahme die als Versicherung verkauft und gestaltet wird. Eine Risikoversicherung beispielsweise oder eine Humankapitalversicherung.

Menschen die also in unsichere Ausbildungen investieren, risikoreiche Humankapitalinvestments tätigen, werden durch eine Versicherung vom Staat abgesichert. Das finanzielle Ergebnis ist für Arbeitslose schlussendlich dasselbe, doch auf sozialer und persönlicher Ebene ist es etwas ganz anderes.

Man bekommt kein Geld, nur weil das so üblich ist. Man bekommt Geld, weil man ein Risiko bei der Ausbildung eingegangen ist, weil man sich in einer Arbeit engagiert hat, die durch Unsicherheit geprägt war und der Staat hat einen gegen dieses Risiko versichert.

Schlussendlich muss also eine Maßnahme die versucht mit dem Verlust von Arbeitsplätzen umzugehen immer auch die ideelle Komponente der Arbeit miteinbeziehen. Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens scheitert hier schon an der Semantik.

Zum Weiterlesen:

https://www.nber.org/papers/w25536