Natürliche Frequenzen - Tests
Gerade in der Medizin vergöttern wir Tests und Messinstrumente.
Zuerst die Unsicherheit über unseren Gesundheitszustand und dann plötzliche die Erlösung durch die absolute Sicherheit des Testes. Der Test kann zwar auch schlecht für uns ausgehen, zumindest gibt er uns aber ein sicheres Gefühl.
Nur sehr selten beachtet man, dass so gut wie jeder Test auch fehlerhaft sein kann. Bestes Beispiel: die Mammografie.
Die meisten Frauen sind verständlicherweise absolut schockiert, wenn sich bei einer Mammografie ein positiver Test mit Krebsverdacht ergibt. Tatsächlich hat aber nur eine von 10 Frauen mit einem positiven Test auch tatsächlich Brustkrebs.[i]
Auch in Bezug auf Covid-19 spielt die Unsicherheit der Tests im öffentlichen Diskurs eine vollkommen untergeordnete Rolle. Je mehr Tests, desto besser – so die Haltung vieler Entscheidungsträger.
Ein Grund für die Missachtung dieser Thematik im allgemeinen Bewusstsein: der falsche Umgang mit Zahlen und Wahrscheinlichkeiten.
Nehmen wir dazu das Beispiel der Mammografie. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau Brustkrebs hat beträgt circa 1%. Falls sie Brustkrebs hat, wird dieser in 90% der Fälle identifiziert. Falls die Frau keinen Brustkrebs hat, beträgt die Wahrscheinlichkeit eines positiven Tests 9%.
Das klingt doch nicht so schlecht. 90% aller Frauen mit Brustkrebs bekommen einen positiven Test und lediglich 9% der Frauen ohne Brustkrebs einen falschen Alarm.
Das Problem: Evolutionär sind wir Menschen nicht darauf ausgerichtet, mit gewichteten Wahrscheinlichkeiten zu rechnen. Darum wirken diese Zahlen auf uns recht unscheinbar.
Um dieser Falle zu entgehen, empfiehlt Gerd Gigerenzer sogenannte natürliche Frequenzen. Anstatt mit abstrakten Prozentsätzen zu arbeiten, rechnet man mit Zahlen, die für uns Menschen natürlich sind.
Also - die gleichen Zahlen in anderer Verpackung:
Von 1000 Frauen haben 10 Brustkrebs. Von diesen 10 Frauen, bekommen 9 einen positiven Test. Von den restlichen 990 Frauen bekommen 89 einen positiven Test.
Von den 98 positiven Tests, deuten lediglich 9 richtigerweise auf Brustkrebs hin. Die anderen 89 Tests sind ein falscher Alarm.
Natürlich wirkt es fast schon lächerlich, einfach die Prozentsätze mit 1000 zu multiplizieren. Doch genau dieser kleine Umschwung in der Darstellung des Sachverhaltes hat einen enormen Einfluss auf unsere Denkprozesse.
Gerade wenn das Publikum wie in Radio oder Fernsehen keine Zeit hat, sich die Zahlen genauer anzusehen, ist die intuitive Darstellung mit natürlichen Frequenzen unabdingbar.
Zum Weiterlesen:
Gigerenzer, Gerd: Risk savvy. How to make good decisions. New York: 2014. [ii]
https://sichten.blogspot.com/2020/06/wie-ist-das-ergebnis-von-corona-tests.html
[i] Insofern sie keine Symptome aufweist. Statistiken und Gedanken aus dem Buch „Risk savvy“ von Gerd Gigerenzer.
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