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Passivität ist nicht neutral – keine Erfahrung ist eine Erfahrung

“[…] “risk-neutral” position would look like, which is to say, the properly hedged position one would take if one didn’t have a view of the markets.” – Ray Dalio in seinem Buch Principles.

Während Ray Dalio im Zuge dieses Zitates eine der Investment Strategien seiner Investmentfirma Bridgewater erläutert, hat diese Aussage spannende Implikationen für die Entscheidungsfindung im Allgemeinen.

Wir tendieren fälschlicherweise dazu, die Passivität als eine neutrale Position anzusehen. Wenn man nicht agiert nehmen wir das nicht als Entscheidung wahr. Auf Basis des von Daniel Kahneman beschriebenen Endowment Effektes ist uns die Passivität ohnehin am liebsten, jede Veränderung bedeutet schließlich einen Verlust des Status Quo.

Man muss sich aber immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass jede Passivität eine klare Entscheidung ist. Jede Passivität ist eine Entscheidung mit Konsequenzen. Jede Passivität beinhaltet auch gewisse Annahmen. Die passivste Position ist in den seltensten Fällen die neutralste Position, das gilt auch außerhalb der Märkte von denen Ray Dalio schreibt.

Auch ist die Entscheidung, etwas nicht zu tun, verbunden mit einer ganz konkreten Erfahrung. Beispielsweise wird in Bezug auf Drogenkonsum oft die Frage in den Raum geworfen, ob man denn die Erfahrung missen will, die Droge zumindest einmal auszuprobieren. Sehr selten wird hingegen die Frage gestellt, ob man die Erfahrung missen will, frei von gewissen Erfahrungen zu sein, ein Leben frei von gewissen Erfahrungen zu leben, ist schließlich selbst eine Erfahrung.

Zum Weiterlesen:

Dalio, Ray: Principles. New York: 2017.

Kahneman, Daniel: Thinking Fast and Slow. New York: 2011.