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Personbyte & Firmbyte

Information ist der elementarste Bestandteil unseres Lebens und damit auch der elementarste Aspekt der Wirtschaft. Denn schlussendlich sind die Produkte, die wir produzieren, vor allem Information - die konkreten Atome sind mehr als nebensächlich.[i]

Dementsprechend ist der wichtigste Faktor im Produktionsprozess das nötige Wissen in Form von Humankapital. Bei einfachen Produkten passt dieses Wissen in den Kopf eines einzigen Menschen. Wenn es aber um den Bau eines Autos oder Computers geht, reicht die kognitive Kapazität einer Einzelperson bei Weitem nicht aus.

Der Physiker César Hidalgo beschreibt dieses Phänomen mit dem Begriff des Personbyte. Ein Personbyte ist die Menge an Knowledge und Knowhow, die ein einziger Mensch speichern kann.

Die Produktion der meisten Güter unserer Zeit erfordert weit mehr Wissen als ein Personbyte.

Daraus erklärt sich auch die Entstehung von Firmen und globalen Wirtschaftsnetzwerken. Man muss das notwendige Wissen zur Produktion gewisser Güter auf verschiedene Personen aufteilen. Diese Personen bringen ihre Personbytes in Firmen zusammen, sodass Unternehmen in der Lage sind, Produkte herzustellen.

Viele komplexe Produkte werden aber nicht von einzigen Unternehmen hergestellt, sondern sind das Resultat einer globalen Wertschöpfungskette, an der verschiedenste Betriebe partizipieren.

„Extreme bureaucracy generates large networks connecting many people but few personbytes.” - César Hidalgo in seinem Buch “Why information grows. The evolution of order, from atoms to economies.”

Denn auch Firmen sind in ihrer Speicherkapazität begrenzt. Ab einem gewissen Punkt sind interne Prozesse zu komplex und die Bürokratie verschlingt die Mehrheit an kognitiven Ressourcen. Genau dieser Punkt bildet eine Art natürliche Speichergrenze von Firmen, welche Hidalgo als Firmbytes bezeichnet.

Personbytes und Firmbytes erklären die starke Konzentration wirtschaftlicher Prozesse. Denn so gut wie alle Industrien sind in gewissen Gebieten besonders stark ausgeprägt – reichend von Finanzzentren wie New York bis hin zu Technologiezentren wie dem Silicon Valley.

Der Grund dafür: Wissen ist schwer.

Der Großteil unseres Wissens ist in Netzwerken und Menschen versteckt. Wir können zwar Informationen übermitteln, schlussendlich ist das aber unglaublich aufwändig. Ein einfacher Ingenieur würde Jahre damit verbringen, sein gesamtes Knowhow zu verschriftlichen.

Darum bauen Firmen ihre Produktionsstandorte nicht dort, wo die Rohstoffe sind. Man baut die Fabriken dort, wo das Knowhow ist. Die Ressourcen zu importieren ist weitaus einfacher als der Import von Personbytes.

Zum Weiterlesen:

Hidalgo, César: Why information grows. The evolution of order, from atoms to economies. Philadelphia: 2015.

[i] Damit ist gemeint, dass verschiedene Lebewesen, Produkte und Co. sich vor allem durch die Information unterscheiden. Schlussendlich besteht - vereinfacht gesprochen - aber alles aus Protonen, Neutronen und Co. Diesen Gedanken habe ich in meinem Artikel „Vorstellungsbilanz & Kristalle“ etwas genauer vertieft.