Rache der Technologie
Technologie ist vor allem auch dazu da, unsere Probleme zu lösen und uns das Leben zu vereinfachen.[i]
Allerdings agieren viele unserer Technologien in komplexen Systemen. Und wie es komplexe Systeme nun einmal so an sich haben, ist die Lösung von Problemen alles andere als offensichtlich. Zwar ist es oft nicht schwer, das primäre Problem zu lösen – wer in ein komplexes System eingreift muss aber mit einer breiten Bandbreite an unerwarteten Konsequenzen rechnen.
Edward Tenner spricht in diesem Zusammenhang von den Rache-Effekten der Technologie. Während wir also noch mehr oder weniger weit von der Science-Fiction-Realität bösartiger Maschinen entfernt sind, schlagen viele Technologien bereits heute negativ zurück.
Man kann unter anderen vier Arten der Racheeffekte unterscheiden.
Wiederholende Effekte kommen dadurch zu Stande, dass wir einen Prozess durch Technologien zwar effizienter machen, ihn dafür aber umso öfter durchführen.
Bestes Beispiel: Haushaltsgeräte haben das Reinigen unseres Wohnraums in den letzten Jahrzehnten substantiell verbessert. Gleichzeitig sind dadurch aber auch die Sauberkeitsstandards angestiegen. Wir putzen also effizienter, tun es dafür aber einfach öfter.
Komplizierungseffekte kommen dadurch zu Stande, dass Prozesse komplexer werden, je mehr Technologien sie beinhalten. Das vollautomatisierte Garagentor ist eine tolle Erfindung. Wenn es dann aber plötzlich nicht mehr funktioniert, steht man vor verschlossenen Toren, die man selbst nicht mehr öffnen kann.
Regenerierungseffekte: Ein Problem wird gelöst, dafür entstehen aber neue Risiken. Diesen Effekt kann man vor allem in Bezug auf medizinische Technologien beobachten. Das wohl bekannteste Beispiel dafür sind die negativen Effekte eines übermäßigen Antibiotika-Einsatzes.
Reorganisierungseffekte treten dann ein, wenn das Problem durch Technologien nicht endgültig gelöst, sondern einfach nur geschickt verlagert wird. So mag eine neue Reinigungstechnologie den Dreck entfernen, ohne aber eine Lösung dafür zu haben, was danach mit dem Dreck passiert.
Racheeffekte sind nicht einfach die Nachteile einer ansonsten positiven Technologie. Man spricht erst dann von Racheeffekten, wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen.
Zum Weiterlesen:
https://fs.blog/2020/09/revenge-effects/
[i] Die Gedanken stammen vom Farnam Street Artikel „When Technology Takes Revenge“, welcher sich wiederum auf die Arbeit von Edward Tenner bezieht.