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Rache der Technologie

Technologie ist vor allem auch dazu da, unsere Probleme zu lösen und uns das Leben zu vereinfachen.[i]

Allerdings agieren viele unserer Technologien in komplexen Systemen. Und wie es komplexe Systeme nun einmal so an sich haben, ist die Lösung von Problemen alles andere als offensichtlich. Zwar ist es oft nicht schwer, das primäre Problem zu lösen – wer in ein komplexes System eingreift muss aber mit einer breiten Bandbreite an unerwarteten Konsequenzen rechnen.

Edward Tenner spricht in diesem Zusammenhang von den Rache-Effekten der Technologie. Während wir also noch mehr oder weniger weit von der Science-Fiction-Realität bösartiger Maschinen entfernt sind, schlagen viele Technologien bereits heute negativ zurück.

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Inter- und Intraaufmerksamkeit

In den letzten Jahren hat sich mit dem Medienkonsum auch der präferierte Modus der Aufmerksamkeit verändert. Während in früheren Dekaden das Lesen von Büchern und Artikeln einen großen Anteil des Medienkonsums ausmachte, spielen interaktive Medien wie Computerspiele sowie Videos und Filme eine immer größere Rolle. Soweit nichts Neues. Doch die US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Nancy Katherine Hayles beschreibt in ihrem Essay „Hyper and deep attention: The generational divide in cognitive modes.“ wie dieser Trend einen Umschwung in Denkmustern mit sich bringt.

Mit dem Lesen von langen Texten trainiert man eine Art der Aufmerksamkeit, im Zuge derer man sich lange Zeit sehr intensiv auf eine Sache fokussiert und alle Ablenkungen ausblendet. Hayles bezeichnet das als „Deep Attention“, was durch den Begriff der Intraaufmerksamkeit – also der intensiven Aufmerksamkeit innerhalb einer einzigen Sache – treffend beschrieben wird.

Mit interaktiven Medien hingegen wird die „Hyper Attention“ trainiert – so etwas wie die Interaufmerksamkeit. Interaufmerksamkeit umfasst die Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Fokuspunkten zu wechseln, um so eine möglichst hohe Bandbreite an Information zu verarbeiten.

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Ebenen der Freiheit - Gefängnis

Abgesehen vom harten Gefängnisalltag existiert in Angola eine florierende informelle Wirtschaft. Manche Häftlinge bieten gegrillte Hühnerteile an, andere schneiden ihren Mithäftlingen die Haare. Das ist zwar theoretisch nicht erlaubt, wird von der Gefängnisleitung aber geduldet. Denn in einem Gefängnis gibt es nicht nur ein Level an Macht und Freiheit. Auf dem untersten Level, wenn es um die Interaktion zwischen einzelnen Häftlingen geht, haben auch Gefangene ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Würde man selbst diese Freiheit verbieten, wären Aufstände und Revolten die unvermeidliche Folge. Man gewährt den Häftlingen also Freiheit auf dem untersten Level, umso die Kontrolle auf einer Meta-Ebene zu behalten.

„Der Mensch ist nicht mehr der eingeschlossene, sondern der verschuldete Mensch.“ – Gilles Deleuze in seinem „Postskriptum über die Kontrollgesellschaften“.

Doch diese Ebenen von Freiheit und Macht sind kein Phänomen das nur Gefängnisse betrifft. Ganz im Gegenteil. Das Gefängnis als geschlossenes System ist lediglich leichter zu durchschauen als eine komplexe offene Gesellschaft.

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