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Soziales Lernen & Angst

Während Weihnachtsbäume mit brennenden Kerzen die Augen vieler Kinderaugen in Europa zum Leuchten bringen, ist dieser Anblick für die meisten Nordamerikaner mehr als besorgniserregend.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, mit offenem Feuer im eigenen Haus herumzuspielen und das in der Nähe von kleinen Kindern?

Während das Hantieren mit Gewehr und Pistole für viele nordamerikanische Kinder ein Ding der Gewohnheit ist, kennen die meisten Europäer solche Gerätschaften nur aus Film und Fernsehen.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, im eigenen Haus Waffen herumliegen zu lassen?

Wie Gerd Gigerenzer erläutert sind derartige gesellschaftliche Divergenzen keine Seltenheit. Der Grund: Soziales Lernen.

Evolutionär haben wir gelernt, uns vor den Dingen zu fürchten, vor denen sich unser soziales Umfeld fürchtet. Also fürchten sich Amerikaner vor brennenden Weihnachtsbäumen und Europäer vor Waffen.

In der Medizin kann man genau dasselbe Phänomen beobachten. Während Franzosen schlechte Leberwerte gelassen nehmen, betrachten Deutsche Kreislaufprobleme lockerer als Bürger von anderen Staaten.

„All in all, social learning leads to a paradoxical result. In France, Germany, Italy, the United Kingdom, and the United States, doctors’ beliefs about diet and health—such as taking vitamin supplements or exercising—more closely resemble those of the general public in their country than of doctors in other countries.” – Gerd Gigerenzer in seinem Buch “Risk savvy”.

Die soziale Komponente der Angst beeinflusst nicht nur Laien, auch Experten orientieren ihre scheinbar faktenbasierte Meinung an ihrem sozialen Umfeld.

Zum Weiterlesen:

Gigerenzer, Gerd: Risk savvy. How to make good decisions. New York: 2014. [i]

 

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