Ablösepakete – Absurdität oder Logik
„Speed may be the most important consideration when someone is making decisions which may be losing millions—or even billions—of dollars. Getting that CEO out the door as soon as possible, without either internal battles within the corporation or lawsuits in the courts, may be well worth many millions of dollars.” – der US-amerikanische Ökonom Thomas Sowell in seinem Buch “Economic facts and fallacies”.
Vorstandsgehälter im sechs- und siebenstelligen Bereich sorgen im öffentlichen Diskurs immer wieder für Empörung. Besonders die hohen Ablösesummen für Vorstände, die in ihrer Funktion großen Schaden angerichtet haben, sind für viele unverständlich und ein Zeichen der irrationalen Auswüchse des Kapitalismus.
Wie der US-amerikanische Ökonom Thomas Sowell aber sehr treffend analysiert, bemessen sich Vorstandsgehälter unter anderem an dem Effekt ihrer Entscheidungen. Ein Vorstand verdient also nicht 100-mal so viel, wie seine Angestellten, weil er hundertmal so viel arbeitet. Er verdient unter anderem deswegen so viel, weil seine Entscheidungen eine vielfach größere Auswirkung auf das Unternehmen haben, wie die Entscheidungen von anderen Angestellten.
Dies mag zum Teil auch erklären, wie es dazu kommen konnte, dass der Vorstandsvorsitzende von Merrill Lynch im Jahre 2007 ein Ablösepaket im Umfang von 160 Millionen US-Dollar bekommen hat, nachdem die Bank unter ihm Verluste in Höhe von fast 8 Milliarden US-Dollar verbuchen musste.
In diesem Fall mag die schnelle Kündigung und Neubesetzung des Vorstandspostens das Unternehmen von weiteren schlechten Entscheidungen bewahrt haben, die zusätzliche Verluste in Milliardenhöhe ausgelöst hätten.
Das bedeutet natürlich keinesfalls, dass man solche Exzesse befürworten soll, zeigt aber, dass hinter vielen wirtschaftlichen Phänomenen die auf den ersten Blick absurd scheinen, auf den zweiten Blick eine gewisse Logik steckt.
Das bedeutet auch keinesfalls, dass bei dem einen oder anderen Ablösepaket nicht auch die Verhaberung eine entscheidende Rolle spielt. Dies ist aber vor allem in Betrieben zu beobachten, bei denen, e.g. durch Staatsbeteiligungen, enge Kontakte mit der Politik bestehen. Im rein privatwirtschaftlichen Bereich sind die Beteiligten oft zu gewinnorientiert, als das sie sich so eine Verhaberung leisten würden.
Zusätzlich ist noch zu beachten, dass sich die Vorstandsgehälter schlussendlich auf den Gewinn der Aktionäre auswirken. Die Gesellschaft nimmt also weder an hohen Ablösesummen noch an hohen Vorstandsgehälter einen Schaden, diese wirken sich lediglich auf die Profite der Aktionäre aus. Anders ist die Sache natürlich bei staatlichen Betrieben zu bewerten, oder wenn Geld für die Bankenrettung schlussendlich in den Ablösepaketen von Vorständen landet. In diesen Fällen ist aber entweder der Staat in der Verantwortung, seine Beteiligungen besser zu managen oder monetäre Unterstützung so zu strukturieren, dass sie nicht missbraucht werden kann. (Beispielsweise indem man nicht Banken rettet, sondern die Rettungsmittel verwendet, um die eigenen Bürger direkt zu unterstützen beziehungsweise um das Vermögen der Bürger bei einem Zusammenbruch der Banken zu versichern)
Zum Weiterlesen:
Sowell, Thomas: Economic facts and fallacies. New York: 2011.