Chinas Abhängigkeit bewahren - Chips
China ist das wirtschaftliche Wunderland der letzten Jahrzehnte. Gestartet als billiger Produktionsstandort, ist der Staat heute in manchen Bereichen bereits Innovationstreiber. Die Kommunistische Partei Chinas legt immer mehr Wert auf die eigenen Unternehmen und unterstützt alle Schritte zur chinesischen Unabhängigkeit und Weltführerschaft mit enormen Subventionen.
So auch im Bereich der Computerchips. Bis 2030 will China in dieser Branche unabhängig von anderen Ländern werden und plant dafür in den nächsten zehn Jahren 150 Milliarden US-Dollar zu investieren. Der Effekt dieser Unabhängigkeit ist nicht zu unterschätzen. Modernste Computerchips sind die Grundlage der neusten Innovationen in der Netzwerktechnologie, Applikationen der künstlichen Intelligenz oder auch bei militärischen Systemen.
Doch von dieser Unabhängigkeit ist China heute noch weit entfernt und aktuell führende Nationen sollten sich gut überlegen, ob sie den Ein-Partei-Staat auf diesem Weg unterstützen wollen – so der Grundtenor der beiden Wissenschaftler Saif M. Khan und Carrick Flynn in ihrem Paper „Maintaining China`s dependence on democracies for advanced computer chips.“
Die modernsten aktuell erhältlichen Chips arbeiten mit Transistoren, die gerade einmal 5 Nanometer groß sind. 5 Nanometer entsprechen der Länge, die ein menschlicher Fingernagel in fünf Sekunden wächst. Doch solche Chips können aktuell nur TSMC in Taiwan und Samsung in Südkorea produzieren. Das US-amerikanische Unternehmen Intel wird diese Größe in den nächsten Jahren erreichen.
Der Top-Chipproduzent Chinas SMIC ist lediglich in der Lage, Transistoren mit einer Größe von 14 Nanometern zu produzieren. Dabei ist eine Aufrüstung in diesem Bereich keine Kleinigkeit. Zum einen geht es um Summen, die selbst für große Staaten durchaus relevant sind – eine Chipfabrik auf dem neusten Stand der Dinge kostet heute um die 10 Milliarden US-Dollar.
80% dieser Kosten macht das Produktionsequipment aus. Der Markt für Halbleiterproduktionsequipment wird zu 90% von den USA, den Niederlanden und Japan kontrolliert. Tatsächlich ist es ohne Produkte aus diesen Ländern nicht möglich, modernste Chips zu produzieren. Hier kann China noch so viel Geld investieren – jahrelanges technisches Know-How kann nur mit Kapital nicht eingekauft werden.
Aktuell ist China dennoch der weltweit viertgrößte Chipproduzent mit einem Marktanteil von 15.2%. Doch wenn man den Marktanteil um Qualitätsaspekte anpasst, beträgt der Chinas nur mehr 3.0%. Bei den modernen Chips mit einer Größe bis 14 Nanometer beträgt der Anteil Chinas lediglich 2.6% - ergänzt um Qualitätsaspekte magere 1.1%.
Aktuell kontrollieren also die USA, Taiwan und Südkorea 95.3% des Marktes für hochqualitative und moderne Chips. Also jenen Chips die für neuste Innovationen nötig sind.
Natürlich mag es nicht sonderlich fair scheinen, China den Zugang zu dem eigenen Equipment zu untersagen. Doch China spielt auch nicht mit fairen Karten. Die Kommunistische Regierung unterstützt SMIC mit Subventionen, die 40% des Konzernumsatzes betragen. Im Vergleich dazu bekommen Intel, Samsung oder TSMC nur jeweils Subventionen im Bereich von 1-3% der Umsätze.
Wenn China sich erfolgreich von den führenden Staaten im Bereich der Chipproduktion löst – allesamt Demokratien – dann wird die Verhandlungsposition dieser Demokratien entscheidend geschwächt. Und ob die Kommunistische Partei ihr Ziel der Chip-Unabhängigkeit bis 2030 erreicht, hängt im Grunde ausschließlich von diesen Demokratien ab. Langfristig muss klar sein, dass man hiermit das Tor zu einer enormen wirtschaftlichen und geopolitischen Stärkung Chinas öffnet. Mit einem Blick auf Hong Kong ist fraglich, ob das zielführend ist.
Zum Weiterlesen:
https://cset.georgetown.edu/wp-content/uploads/Khan-Flynn%E2%80%94Maintaining-Chinas-Dependence-on-Democracies.pdf