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Overton-Fenster und Scheindebatten

Alle Drogen verbieten. Alle Drogen legalisieren.

Grenzen für alle schließen. Grenzen für alle öffnen.

Kaum ein Politiker mit realistischen Ambitionen auf ein höheres Amt wird derartig extreme politische Vorschläge liefern. Diese Vorschläge liegen außerhalb des Overton-Fensters. Laut dem US-amerikanischen Anwalt und Ingenieur Joseph Overton umfasst das Overton-Fenster alle politischen Maßnahmen, die vom Mainstream akzeptiert werden.

Dieses Fenster verschiebt sich immer wieder. Es kann sich beispielsweise verschieben, wenn ein neuer und radikalerer Politiker ehemals undenkbare Aussagen trifft. In den meisten Fällen wird das Overton-Fenster aber nicht von Politikern geprägt. Vielmehr sind die Politiker gut darin, das aktuelle Overton-Fenster zu identifizieren. Sehr gute Politiker schaffen es schließlich auch noch, ihre Ziele so zu verpacken, dass sie durch das Fenster passen.

Doch das Overton-Fenster hat noch eine weitere Bedeutung, wie der US-amerikanischen Philosoph Noam Chomsky betont. Dabei ist das Overton-Fenster die einfachste Möglichkeit, die Menschen in eine selbstverschuldete Passivität und Gehorsamkeit zu bringen.

In politischen Debatten und den traditionellen Medien ist relativ klar, was man denken darf und was man nicht denken darf. In politischen Debatten ist das besonders ausgeprägt, weil sich – gemäß dem Overton-Fenster – die Politiker aus Eigeninteresse nur in einem bestimmten Rahmen bewegen.

Für den Zuschauer ist dieser Rahmen allerdings nicht sichtbar. Er sieht eine energische Debatte zwischen ganz gegensätzlichen Positionen. Die freie Sprache gibt dem Bürger den Eindruck, dass auch das Denken frei ist. In Wahrheit ist es aber nur freie Sprache im unfreien Denken.[i]

Zum Weiterlesen:

https://www.perell.com/blog/50-ideas-that-changed-my-life

https://www.mackinac.org/OvertonWindow

[i] Dieses Konzept ergänzt sich sehr gut mit einem Artikel, den ich vor einigen Wochen zum Thema der Kayfabes verfasst habe.