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Reiche Altruisten

Die mitunter kontraintuitivste Idee des effektiven Altruisten ist das Maximieren des eigenen Einkommens.

Robert verbringt einen Großteil seiner Lebenszeit damit, das Leid anderer Menschen zu reduzieren.[i]

Option A: Robert arbeitet bei einer Investmentbank und bezieht ein Millionengehalt.

Option B: Robert arbeitet bei einer wohltätigen Organisation und verdient nicht viel mehr, als er zum Leben benötigt.

Rein intuitiv wird man wohl eher darauf tippen, dass Option B zutrifft. Wenn jemand das Leid anderer reduzieren will, wird er tendenziell auch selbst im Bereich der Leidreduktion arbeiten.

Für viele effektive Altruisten gilt das genaue Gegenteil. Wenn Robert bei einer wohltätigen Organisation arbeitet, ist er wahrscheinlich etwas besser für seinen Job geeignet als der nächstbeste Bewerber. In der Regel ist der Qualitätsunterschied zwischen dem besten und dem zweitbesten Bewerber aber nicht gigantisch.

Nehmen wir hingegen an, Robert arbeitet bei einer Investmentbank und spendet 50% seines Millionengehalts an die wohltätige Organisation. Mit diesem Geld kann die Organisation nun nicht nur einen, sondern gleich drei oder vier neue Mitarbeiter bezahlen.

Der entscheidende Unterschied: Der zweitbeste Bewerber bei der Investmentbank wäre wahrscheinlich auch nicht viel schlechter als Robert. Doch der zweitbeste Bewerber wird wohl kaum 50% seines Einkommens für wohltätige Zwecke spenden.

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.

[i] Es handelt sich hierbei um ein vollkommen fiktives Beispiel.