Robotermissbrauch & Gruppenzwang
In den kommenden Jahrzehnten werden Roboter ein immer wichtigerer Begleiter des alltäglichen Lebens werden. Ob als Kellner in einem Restaurant, als Postbote oder in der Produktionshalle.
Leider läuft die Zusammenarbeit von Robotern und Menschen nicht immer friedlich ab. So häufen sich die Fälle von Robotermissbrauch, im Zuge dessen Roboter beschädigt oder sogar zerstört werden.
Um in Zukunft ein florierendes Zusammenspiel von Mensch und Maschine zu garantieren, muss man Wege finden, Robotermissbrauch zu minimieren.
Einen derartigen Weg haben einige Forscher der Yale Universität im Zuge ihres kürzlich erschienenen Papers „Prompting prosocial human interventions in response to robot mistreatment“ erprobt.
Die Idee dahinter ist recht einfach: Wenn mehrere Roboter in einem bestimmten Umfeld arbeiten, reagieren die anderen Roboter mit negativen Emotionen auf den Missbrauch ihres Kollegen. Durch die negativen Emotionen der Roboter sollen andere Personen dazu angeregt werden, gegen den Missbrauch einzugreifen.
Und tatsächlich konnten die Yale-Forscher diese These in ihrer Studie bestätigen. Wenn die anderen Roboter mit traurigen Emotionen auf den Missbrauch ihres Kollegen reagierten, setzten sich die Studienteilnehmer öfter gegen den Missbrauch des Roboters ein.[i]
Das Interessante daran: In den darauffolgenden Umfragen zeigte sich kein Unterschied in den Empathiegefühlen der Studienteilnehmer. Die traurige Reaktion der Roboter führte also nicht zu einem stärkeren Empathieempfinden der Teilnehmer.
Wieso haben die Teilnehmer in Anbetracht trauriger Roboter dennoch mehr eingegriffen als in Anbetracht von Robotern ohne Emotion?
Eine These dafür ist das Phänomen der Konformität durch Unterlassung. Wenn also die anderen Roboter der Gruppe nichts tun, führt der Gruppenzwang dazu, ebenfalls nichts zu tun. Wenn aber die anderen Roboter negativ auf den Missbrauch ihres Gefährten reagieren, verleitet der Gruppenzwang eher zu einer Reaktion.
Davon abgesehen darf man die Rolle des Unterbewusstseins nicht unterschätzen. Selbst wenn Teilnehmer die intensivere Empathie nicht bewusst fühlen, kann sie sich sehr wohl ins Unterbewusstsein einschleichen.
Zum Weiterlesen:
https://spectrum.ieee.org/automaton/robotics/artificial-intelligence/can-robots-keep-humans-from-abusing-other-robots
https://scazlab.yale.edu/sites/default/files/files/3319502_3374781.pdf
[i] Die Studie wurde mit 30 Teilnehmern durchgeführt, die in zwei Gruppen zu je 15 Personen aufgeteilt wurden. In der einen Gruppe reagierten die Roboter mit traurigen Emotionen auf den Missbrauch ihres Kollegen. In der anderen Gruppe reagierten die Roboter gar nicht auf den Missbrauch. Die Unterschiede waren dabei recht drastisch. Bei der Gruppe mit traurigen Emotionen gab es insgesamt 37 Eingriffe durch die Teilnehmer, bei der Gruppe ohne Emotionen lediglich 13.