Fitnesspunkte & Variationen
In meinem Artikel „Fitness - eine umfassende Perspektive“ habe ich bereits erläutert, dass evolutionäre Fitness nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene betrachtet werden muss.
Ein weiterer Aspekt, der in Bezug auf evolutionäre Fitness gerne missachtet wird: Fitnesspunkte hängen von der aktuellen Verfassung des jeweiligen Lebewesens ab.
Besonders offensichtlich ist das in Bezug auf Grundbedürfnisse wie Hunger oder Durst. Wenn ich Hunger habe, liefert ein Apfel höhere Fitnesspunkte als wenn ich nicht hungrig bin. Wenn ich kurz vorm Verdursten bin, liefert mir auch verschmutztes Wasser positive Fitnesspunkte. Bin ich hingegen nicht durstig, sollte ich das Risiko einer möglichen Vergiftung nicht eingehen.
In den Augen des Psychologen Donald Hoffman hat dieses Konzept der variierenden Fitness-Punkte weitreichende Konsequenzen. Denn seiner Theorie nach, beschreibt unsere Wahrnehmung nicht die Realität, sondern dient zur Darstellung von Fitnesspunkten.
Das bedeutet aber auch: Wenn die Fitnesspunkte von unsere Verfassung abhängen, so auch die Realität, welche wir wahrnehmen.
Laut Hoffman bestätigt dieses Konzept seine These, dass unsere Wahrnehmung nicht viel mehr als Fiktion ist.
Meines Erachtens nach bringt Hoffman hier aber ein potentes Argument gegen seine eigene These vor. Denn, egal ob hungrig oder nicht, ich sehe immer einen Apfel. Würde meine Realität nur von Fitnesspunkten abhängen, würde mein hungriges Ich einen Apfel sehen, mein sattes Ich würde aber nur einen Stein wahrnehmen.
Zum Weiterlesen:
Hoffman, Donald: The case against reality: How evolution hid the truth from our eyes. London: 2019. [i]
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