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Leid abwägen - ein Unterschied

Das Abwägen von Leid, die zahlenmäßige Bewertung von Leben – all das ist Teil des effektiven Altruismus.

Zwar scheint es intuitiv logisch, dass mehr Leid reduziert wird, wenn man 1000 Kinder in Afrika anstelle von einem Kind in Deutschland rettet. Dennoch wirkt es ethisch gefährlich, Leben auf diese Art und Weise abzuwägen.

Ein häufiges Gegenargument: Wenn ich lieber 100 Kinder als 1 Kind rette, dann sollte ich auch bereit sein, 1 Kind umzubringen, um von dessen Organen ein Dutzend andere zu retten.

Die Schlussfolgerung scheint logisch, missachtet aber einen gravierenden Unterschied. Wenn ich 1 Kind töte, um auf diese Weise viele andere zu retten, verletzte ich aktiv moralische Normen und Menschenrechte.

Ein Blick in die Geschichte reicht aber, um zu sehen, dass die Verletzung von grundlegenden Menschenrechten im Namen irgendeines höheren Zieles in der Regel tragische Konsequenzen hat.

Nur weil man die eigenen finanziellen Mittel nach leidtechnischen Effizienzaspekten allokiert, ist man nicht automatisch ein Befürworter davon, aktiv Leid zu produzieren, um an anderer Stelle Leid zu reduzieren.

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.