Staaten als Filterblasen
Vladimir Posner ist der wohl bekannteste russische-US-amerikanische Journalist. In seinem empfehlenswerten Vortrag „How the United States Created Vladimir Putin“ an der Yale University spricht er unter anderem über die Medienlandschaft in Russland und den USA.
In den Mainstreammedien Russlands wird die USA stets negativ dargestellt. Doch das sollte nicht überraschen, denn die Medienlandschaft Russlands ist nicht frei und wird in den wichtigsten Bereichen von Putin und Konsorten kontrolliert.
Allerdings ergibt sich genau das gleiche Bild mit Blick auf die USA. Dort wird Russland in den Mainstreammedien stets negativ dargestellt. Das überrascht, denn in einer freien Presselandschaft erwartet man eine nuanciertere Sichtweise. Auch das Argument, dass es in den USA dafür mehr kritische Medien mit differenzierten Perspektiven abseits des Mainstream gibt ist in diesem Kontext irrelevant, denn was zählt ist der Großteil der Wähler und der wird von den großen Medienhäusern versorgt.
In diesem Zusammenhang denkt man sofort an ein Zitat von Hermann Göring aus der Zeit seiner Gefangenschaft im Zuge der Nürnberger Prozesse.
„Why, of course, the people don't want war. Why would some poor slob on a farm want to risk his life in a war when the best that he can get out of it is to come back to his farm in one piece. Naturally, the common people don't want war; neither in Russia nor in England nor in America, nor for that matter in Germany. That is understood. But, after all, it is the leaders of the country who determine the policy and it is always a simple matter to drag the people along, whether it is a democracy or a fascist dictatorship or a Parliament or a Communist dictatorship.
[…] but, voice or no voice, the people can always be brought to the bidding of the leaders. That is easy. All you have to do is tell them they are being attacked and denounce the pacifists for lack of patriotism and exposing the country to danger. It works the same way in any country."
Während dieses Zitat in vielen Fällen sicherlich falsch ist, hat es doch einen richtigen Teil. Vor allem dann nämlich, wenn es einmal geschafft wurde einen Gedanken fest in der Bevölkerung zu verankern. Diesen Gedanken tragen von den Medien über die Politiker bis hin zu den Wählern alle mit und er kann und wird von innen nie gebrochen werden.
Deshalb ist der Konsum externer Medien, Medien abseits des eigenen Landes, so enorm wichtig. Abseits der modernen Filterblasen auf Twitter und Facebook, gab es nämlich immer schon Filterblasen – die Blasen der Nationen.
Zum Weiterlesen und Weiterhören:
http://www.mit.edu/people/fuller/peace/war_goering.html
https://www.youtube.com/watch?v=8X7Ng75e5gQ