Grün oder Blün – deskriptiver Fehlschluss
“Let’s say that you observe an emerald. It was green yesterday and the day before yesterday. It is green again today. Normally this would confirm the “green” property: we can assume that the emerald will be green tomorrow. But to Goodman, the emerald’s color history could equally confirm the “grue” property. What is this grue property? The emerald’s grue property is to be green until some specified date, say, December 31, 2006, and then blue thereafter. The riddle of induction is another version of the narrative fallacy—you face an infinity of “stories” that explain what you have seen.” - Nassim Taleb in seinem Bestseller “The Black Swan. The impact of the highly improbable”.
Wenn es um wissenschaftliche Modelle geht, kann man das, was Nassim Taleb als narrative Verzerrung beschreibt, als deskriptiven Fehlschluss bezeichnen.
Deskriptiv erfolgreich ist ein Modell dann, wenn es das beobachtete Verhalten beschreiben und im besten Fall auch noch richtige Vorhersagen über das zukünftige Verhalten machen kann. Einige Wissenschaftler, darunter ehemals Milton Friedman, sind der Ansicht, dass die hohe Deskriptivität eines Modells die ultimative Raison d'Être ist.
Allerdings missachtet dieser reine Fokus auf die Deskriptivität den Fakt, dass es meiste eine Vielzahl an Modellen gibt, die bisherige empirische Beobachtungen eines gewissen Phänomens gut beschreiben und das Phänomen in einem begrenzten Zeitraum vorhersagen können. Diese Eigenschaft der Deskriptivität alleine sagt also noch nichts darüber aus, ob das Modell auch die richtige Beschreibung des Phänomens ist oder nur eine zufällig passende Beschreibung.
Dieses Problem ist umso relevanter, je schlechter die empirische Datenlage ist, denn umso wahrscheinlicher ist es, dass ein Modell nur zufällig die bisherigen Beobachtungen beschreibt.
Es ist deshalb essentiell immer ein Bewusstsein dafür zu haben, dass es neben der eigenen Erklärung für ein gewisses Phänomen, neben dem eigenen Modell, meist noch eine Unzahl an anderen Erklärungen gibt, die ebenfalls passen. Aus diesem Grund muss man neben dem Maßstab der Deskriptivität auch immer den Maßstab der Plausibilität und Logik verwenden, wenn man dem deskriptiven Fehlschluss nicht zum Opfer fallen will.
Zum Weiterlesen:
Taleb, Nassim Nicholas: The Black Swan. The Impact of the Highly Improbable. London: 2008. [i]
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ecca.12295
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