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Posts tagged Verzerrung
Intelligentere Babys & Status-Quo-Bias

Fortschritte in der Gen- und Neurotechnik werden uns in Zukunft vermehrt vor die Frage stellen, ob eine künstliche Erhöhung menschlicher Intelligenz wünschenswert ist. Mal angenommen, so ein Eingriff – ob vor oder nach der Geburt – ist technisch einfach machbar und mit keinen medizinischen Nachteilen verbunden.

Selbst unter dieser Annahme gibt es zwei entscheidende Kritikpunkte.

Wenn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Zugang zu solche Maßnahmen bekommt, wird die Gesellschaft nur noch stärker in Ungleichheit versinken. Die Reichen und Intelligenten werden intelligenter und reicher, die Armen werden zur nutzlosen Klasse – wie Yuval Noah Harari es so treffend formuliert hat.

Wenn hingegen alle Menschen ihre Intelligenz erhöhen, ist der Vorteil so eines Eingriffes ziemlich unklar. Er würde keinen Wettbewerbsvorteil bedeuten, da alle anderen auch gescheiter sind. Des Weiteren ist ja gar nicht auszumalen, wie sich ein allgemeiner Intelligenzanstieg auf unsere gesellschaftlichen Strukturen auswirken würde.

Diese Kritik an der Intelligenzsteigerung wirkt durchaus sinnvoll und lässt im Grunde zwei Schlussfolgerungen zu: Erstens sollten wir die Intelligenz der Intelligenten und Reichen senken. Zweitens sollten wir die allgemeine Intelligenz senken.

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Bei hoher Dichte kann Zeit nicht fliegen

Wenn Soldaten über konkrete Kampfhandlungen im Krieg berichten, spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Die Zeit, die in derartig tragischen und intensiven Situationen nicht zu vergehen scheint. Wenn Gefangene über Isolationshaft berichten, spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Die Zeit, die in Phasen der enormen Langeweile nicht zu vergehen scheint.

Eigentlich paradox. Sowohl sehr intensive Momente als auch Momente, die außerordentlich langweilig sind, zeichnen sich dadurch aus, dass unser Empfinden der Zeit sich verlangsamt.

Der US-amerikanische Soziologieprofessor Michael Flaherty beschäftigt sich schon seine gesamte Karriere intensiv mit der menschlichen Zeitempfindung und hat auch eine Lösung für das scheinbare Paradoxon.

Wie wir die Zeit empfinden hängt sehr stark von der Dichte unserer Erfahrungen ab. Die Erfahrungsdichte ist zum einen dann hoch, wenn man viel Neues und Intensives erlebt. Sie ist aber auch dann hoch, wenn man fast gar nichts erlebt. In beiden Fällen setzt man sich sehr intensiv mit der unmittelbaren Umgebung und oder mit sich selbst auseinander.

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Grün oder Blün – deskriptiver Fehlschluss

Wenn es um wissenschaftliche Modelle geht, kann man das, was Nassim Taleb als narrative Verzerrung beschreibt, als deskriptiven Fehlschluss bezeichnen.

Deskriptiv erfolgreich ist ein Modell dann, wenn es das beobachtete Verhalten beschreiben und im besten Fall auch noch richtige Vorhersagen über das zukünftige Verhalten machen kann. Einige Wissenschaftler, darunter ehemals Milton Friedman, sind der Ansicht, dass die hohe Deskriptivität eines Modells die ultimative Raison d'Être ist.

Allerdings missachtet dieser reine Fokus auf die Deskriptivität den Fakt, dass es meiste eine Vielzahl an Modellen gibt, die bisherige empirische Beobachtungen eines gewissen Phänomens gut beschreiben und das Phänomen in einem begrenzten Zeitraum vorhersagen können.

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