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Posts tagged Modelle
3 Regeln der Heuristiken

In Anbetracht einer diffizilen Entscheidung tendieren viele professionelle Entscheider zu komplexen Modellen, Datenerhebung und Berechnungen. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass derartig komplexe Entscheidungsmechanismen oft gleich gute oder sogar schlechtere Ergebnisse liefern als simple Problemlösungsmethoden.

Denn bis heute beachten nur wenige die drei Regeln der Heuristiken:[i]

1. Je unsicherer die Situation, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

2. Je mehr Optionen und verschiedene Alternativen, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

3. Je kleiner die Datenbasis, desto einfacher der Entscheidungsmechanismus.

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Bias-Varianz-Dilemma

Mit besser werdender Rechenleistung und größeren Datenzentren erhalten auch Modelle immer mehr Einzug in die Entscheidungsprozesse von Unternehmen und Einzelpersonen. Gerade sehr komplexe Situationen benötigen auch komplizierte und ausgeklügelte Modelle – so die weitläufige These.

Der Fehler dieser weitläufigen These: Sie missachtet das Bias-Varianz-Dilemma.

Denn schlussendlich geht es nur darum, dass die Modelle möglichst wenige Fehler machen.

Ein einfaches Modell macht in komplizierten Situationen unweigerlich Fehler. Denn ein einfaches Modell kann bei Weitem nicht alle Faktoren miteinbeziehen, die in der komplizierten Entscheidungssituation eine Rolle spielen.

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Zur Hölle mit Nuancen

Der Ideenraum ist voll mit falschen Theorien reichend vom Distributed Idea Supression Complex über Kayfabes bis hin zum Goodharts Gesetz.

All diese Theorien sind überaus interessant, bieten einen hilfreichen Denkrahmen und vereinen verschiedene Phänomene in einem einzigen Konzept. Doch natürlich wird niemand Schwierigkeiten haben, auf die vielen fehlenden Details aufmerksam zu machen. Ein einziges und prägnantes Konzept kann der realen Welt nie gerecht werden.

Doch genau darum geht es auch gar nicht. Diese Theorien haben ja gerade das Ziel, eine gewisse Abstrahierung vorzunehmen. Das Ziel ist also mehrere Phänomene zusammenzufassen, die Gemeinsamkeiten zu erkennen und Details auszulassen.

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Künstliche Ratten – ein neuer Windtunnel

In einer Kollaboration mit Harvard hat diese Woche das berüchtigte KI-Unternehmen DeepMind erneut auf sich aufmerksam gemacht. Neben der Entwicklung eines neuen Modells auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz wurden für dieses Projekt sogar zwei Long Evans Ratten seziert.

Für Neurologen ist es schwer, allgemeine Zusammenhänge zwischen der neuronalen Aktivität von Labortieren und ihren Handlungen herzustellen. In Versuchen kann man meist nur eine einzige Aktivität untersuchen und daher lediglich begrenzt allgemeine Schlüsse ziehen. Doch genau das interessiert die Neurologen besonders. Sie interessiert die Frage, in welcher Art und Weise gewisse Bewegungen und Handlungen im neurologischen System von Mensch und Tier abgespeichert werden.

Also haben die Wissenschaftler von Harvard und DeepMind ein virtuelles Rattenmodell geschaffen. Die Ratte wurde nach den genauen Maßstäben der vorher angesprochenen Long Evans Ratten konstruiert und ist neben realitätsgetreuen Gelenken und Sehnen mit einem Sehsinn sowie einem Gefühl für den eigenen Körper – also einer Selbstwahrnehmung – ausgestattet.

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Geschichten – eine Wirtschaftsmacht

Noch bevor Epidemie-Modelle zum populärsten Gesprächsthema der Medien geworden sind, hat sich der Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller in seinem Buch „Narrative economics“ mit ihnen auseinandergesetzt. Allerdings hat sich Shiller weder mit Viren noch anderen Krankheiten beschäftigt, vielmehr interessiert ihn die virale Verbreitung von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Narrativen.

Die wenigsten Konsumenten sind wirtschaftlich wirklich gut informiert. Dennoch müssen diese Konsumenten Entscheidungen über den Kauf eines neuen Autos, die Hortung von Lebensmitteln oder die nächste Urlaubsreise treffen. In diesen Entscheidungen sind also nicht die wirtschaftlichen Fakten ausschlaggebend, sondern vielmehr Narrative, die Aufmerksamkeit erregen und in der Gesellschaft weit verbreitet sind.

So ein Narrativ kann sich beispielsweise rund um den Zusammenbruch des Währungssystems entwickeln. In intensiven Wirtschaftskrisen kann das Narrativ des Mitleids sehr stark aufblühen, was dazu führt, dass Konsumenten aus Empathie zu verarmten Mitbürgern ihren Konsum reduzieren. Entscheidend ist jedenfalls, dass es sich dabei oft um Geschichten handelt, die vereinfacht sind und eher wegen menschlicher Psychologie als aufgrund ökonomischer Relevanz populär werden.

Was haben diese Geschichten aber mit Epidemie-Modellen zu tun?

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Irrationalität & Inflation

Was spricht eigentlich gegen eine Inflation von 0 Prozent? Ökonomen und Politiker sprechen immer wieder davon, dass man eine Inflationsrate von 2-3% braucht, damit die Wirtschaft perfekt funktioniert.

Dabei sollte die Inflation doch eigentlich gar keine Auswirkung auf die Wirtschaft haben. Die Preise nehmen zwar zu, doch die Löhne und Gehälter müssten auch im gleichen Ausmaß ansteigen.

Denn ein rational agierendes Unternehmen passt Preise und Löhne der Inflation an. Ein rational agierender Arbeiter wiederum verlangt mehr Gehalt, wenn die Inflation zunimmt.

Das Problem: viele Arbeitgeber sind nur fast rational und viele Arbeitnehmer haben ein falsches Verständnis von Inflation.

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Menschen als Turbulente Strömung

Im Zuge der Haddsch, der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka, sind am 12. Januar 2006 mehr als 360 Pilgerer in einer Massenpanik ums Leben gekommen. Das würde erstmal nicht überraschen. Viele Menschen auf engem Raum und irgendwann wird der Druck einfach zu groß. Es überrascht aber, weil es sich im Falle dieser Panik um einen offenen flachen Bereich ohne Gegenströmung handelte.

Doch die Videoanalyse der Wissenschaftler gibt Aufschluss. Sie hat gezeigt, dass sich die Geschwindigkeit der Passanten selbst bei einer enorm hohen Dichte niemals auf null reduzierte. Die Menschen hörten also nie auf, sich zu bewegen. Menschen verhalten sich in einem Massenstrom also nicht wie Autos in einem Stau.

Mit einer immer größer werdenden Dichte an Pilgern hat sich der Fußgängerstrom zuerst von einem durchgehenden Fluss auf eine Art stop-and-go Fluss reduziert. Als der Druck aber schließlich zu hoch wurde, kam es zu starken Koordinationsproblemen innerhalb der Masse. Manche Menschen haben einen Schritt zurück gemacht, während andere nach vorne traten und all die Einzelschritte liefen wie Schockwellen durch die gesamte Menschenmasse.

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Populismus – Delegates VS. Trustees

Populistische Politiker zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht von eigenen Ideen und Idealen getrieben sind, sondern immer die Ideen adaptieren und adoptieren, die aktuell gut bei der Wählerschaft ankommen.

Tatsächlich steckt hinter dieser Frage ob Populismus gut oder schlecht ist aber eine jahrhundertelange Debatte darüber, wie politische Repräsentation in einer Demokratie aussehen soll.

Die entscheidende Frage ist, ob sich gewählte Politiker wie Trustees oder wie Delegates verhalten sollen.

Trustees sind Politiker, die ihrem eigenen Verständnis von der richtigen Vorgehensweise folgen und sich nicht direkt nach dem Willen ihrer Wähler richten. Delegates hingegen folgen einfach den Präferenzen ihrer Wähler.

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Grün oder Blün – deskriptiver Fehlschluss

Wenn es um wissenschaftliche Modelle geht, kann man das, was Nassim Taleb als narrative Verzerrung beschreibt, als deskriptiven Fehlschluss bezeichnen.

Deskriptiv erfolgreich ist ein Modell dann, wenn es das beobachtete Verhalten beschreiben und im besten Fall auch noch richtige Vorhersagen über das zukünftige Verhalten machen kann. Einige Wissenschaftler, darunter ehemals Milton Friedman, sind der Ansicht, dass die hohe Deskriptivität eines Modells die ultimative Raison d'Être ist.

Allerdings missachtet dieser reine Fokus auf die Deskriptivität den Fakt, dass es meiste eine Vielzahl an Modellen gibt, die bisherige empirische Beobachtungen eines gewissen Phänomens gut beschreiben und das Phänomen in einem begrenzten Zeitraum vorhersagen können.

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Ungleichheit und Demokratie - Konkavität

Grundsätzlich kann man von einem demokratischen System erwarten, dass es zu mehr Gleichheit in der Bevölkerung führt als ein autokratisches System. Denn in einer Demokratie, wie wir sie beispielsweise in den meisten europäischen Staaten haben, werden sich die politischen Maßnahmen und Entscheidungen langfristig rund um die Interessen des durchschnittlichen Wählers ansiedeln. Diese Tendenz hat Anthony Downs bereits 1957 in Form des „Medianwählertheorems“ beschrieben.

Im Vergleich dazu entscheiden in einem autokratischen System die Elite und deren Interessen über die politische Agenda.

Wenn sich ein Staat von einer Autokratie in eine Demokratie wandelt, haben die Eliten entsprechend mit Umverteilungsmaßnahmen zu rechnen. Je höher die Ungleichheit in der Gesellschaft, desto stärker werden sie unter diesen Umverteilungsmaßnahmen leiden.

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Fundamentalismus der Messungen

Die Folgen? Optimiert wird nach dem Faktor, den man messen kann, also der Volatilität. Dass eine Reduktion der Volatilität aber nicht automatisch eine Reduktion des Risikos bedeutet, wird nicht beachtet. Eigentlich ist es ja auch egal. Die Zahlen sagen die Wahrheit und wenn die Zahlen Volatilität messen, dann muss man auch die Volatilität optimieren.

Das Muster zeigt sich nicht nur bei der Volatilität, sondern auch bei vielen anderen Phänomenen, vor allem wenn es um Wirtschaft oder Soziologie geht. Als Maßstab für den Wohlstand dient so das BIP, der HDI messt die Entwicklung eines Landes. Kein solcher Maßstab kann die Komplexität der zugrundeliegenden Zusammenhänge so gut beschreiben, dass eine Verbesserung des Maßstabes automatisch zu einer Verbesserung der zugrundeliegenden Tatsache führt.

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Absolute Moral & Fakultative Einhaltung

Aus evolutionärer Sicht hätten wir im Sinne der ersten Erklärung die Moral aber schon lange aufgegeben. Was dem Eigeninteresse schadet, kann sich evolutionär nicht durchsetzen. Im Sinne der zweiten Erklärung würden sich auf lange Sicht die langfristig orientierten Individuen durchsetzen, was zu einem absoluten Verständnis von Moral und auch einer absoluten Einhaltung der moralische Vorschriften führen würde.

Diese beiden Erklärungen halten einer genauen Überprüfung also nicht stand. Wie kann man nun aber aus evolutionärer Sicht die absoluten Moralvorstellungen gepaart mit einer sehr volatilen Einhaltung der moralischen Regeln erklären?

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Chamäleons – die Filtervermeider

Ob ein Modell sinnvoll ist oder nicht, hängt nicht nur vom Modell selbst ab, sondern vor allem auch von der Perspektive. Es kommt ganz darauf an, welchen Zweck ein Modell erfüllen soll.

Problematisch wird es, wenn ein ursprünglich normatives Modell und dessen rein theoretische Ergebnisse, präskriptiv oder deskriptiv verwendet werden, ohne dass man die Annahmen des Modells einer strengen Kontrolle unterzieht. Solche Chamäleons können drastische Konsequenzen haben.

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Mut zum Ungefähr

Doch das Problem, dass wir nur die Fakten oder im besten Fall spezifische Regeln und Gesetze lernen, ist nicht nur auf die Struktur unseres Denkapparats zurückzuführen. Abstrakt denken ist immer unangenehmer und anstrengender, als spezifische Regeln zu lernen oder ganz klare Fakten.

Unsere natürliche Tendenz der Faulheit führt uns dazu, dass wir uns tendenziell eher keine Gedanken um Metaregeln oder abstrakte Zusammenhänge machen. Auch evolutionär war es nie wichtig, die großen Zusammenhänge zu verstehen, wenn ein Raubtier kommt dann läuft man weg und wenn man Hunger hat jagt man – mit sehr spezifischen Regeln konnte man immer gut überleben.

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Als-Ob-Modelle

Jedem ist klar, dass der professionelle Billard-Spieler sich keine Gedanken um physikalische Zusammenhänge macht, wenn er seine Stöße durchführt. Allerdings kann man sein Verhalten und das Verhalten des Balles perfekt mit physikalischen Modellen erklären. Diese Modelle sind also zur Beschreibung des Verhaltens des Spielers geeignet, auch wenn er die Rechnungen nicht tatsächlich anstellt, sondern nur so tut als ob.

Einige Ökonomen, allen voran Milton Friedman, haben nun versucht dieses Als-Ob-Argument auf die Wirtschaftswissenschaften zu übertragen.

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Physik & die Macht der Minderheiten

Auf den ersten Blick wirkt es absurd, die Physik zur Modellierung sozialer Phänomenen zu verwenden. Allerdings ist die Physik sehr gut darin, von einzelnen Partikeln auf größere dynamische Prozesse zu schließen, also statistische Mechanismen zu analysieren. Auch modelliert man in der Physik schon lange Phasenübergänge (beispielsweise von fest auf flüssig) und hat sehr gute Modelle, um diese Phasenübergänge in Abhängigkeit von diversen Faktoren zu beschreiben.

Genau mit solchen Phasenübergängen und dem Rückschließen von einzelnen Akteuren auf große Zusammenhänge beschäftigt sich die Soziophysik. Man schließt von der Meinung und Geisteshaltung einzelner Gruppen auf das Verhalten der Gesamtwählerschaft. Man analysiert wie durch die Interaktion weniger Wähler untereinander massive Bewegungen im gesamten Wählerverhalten entstehen.

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Weg mit den Modellen? Nein!

In vielen Wissenschaften spielen Modelle eine große Rolle, vor allem die mathematischen spieltheoretischen Modelle stehen allerdings oft in der Kritik. Stehen in der Kritik weil sie, genau wie es James Edward Gordon im anfänglichen Zitat beschreibt, nicht alle Aspekte abbilden und die Realität niemals vollständig repräsentieren können.

Viele beachten dabei nicht, dass das Erstellen eines mathematischen Modells nicht bedeutet, dass man sich genau an dieses Modell halten muss. In vielen Fällen ist es vor allem der Prozess der Modelerstellung selbst, der einen großen Mehrwert schafft.

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