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Posts tagged Affekt
Kriminalitätsfurcht als Sammelbecken

Während die Bürger vieler westlicher Staaten in einem Umfeld enorm geringer Kriminalität leben, spricht ihre Furcht vor Verbrechen eine ganz andere Sprache. Denn schon lange ist klar: Angst vor Kriminalität ist nicht Angst vor tatsächlicher Kriminalität.

Menschen, die bereits Opfer von Kriminalität wurden oder Kriminalität in ihrem Umfeld erleben mussten, haben nicht unbedingt das stärkste Furchtempfinden. Viele Personen haben sogar Angst vor Kriminalität, obwohl sie persönlich noch nie davon betroffen waren.

Wer ist dann schuld? Natürlich die Medien. Zeitungen und Fernsehen inszenieren die Kriminalität und dramatisieren selbst kleine Verbrechen. Logisch, dass die Bevölkerung ein verzerrtes Bild der Bedrohungslage hat. Diese Schuldzuschreibung klingt erstmal logisch und kommt, wie jeder Rundumschlag gegen die Medien, bei vielen gut an. Doch sie ist falsch.

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Mitleidsverlust – ein tödlicher Denkfehler

Wenn wir uns nur über eine einzige Person in Not Gedanken machen, ist das für unseren evolutionär gewachsenen Denkapparat sehr leicht zu bewältigen. Wir fühlen einen klaren Affekt, haben Mitgefühl und wollen dem anderen helfen.

Wie Wissenschaftler aber zeigen, nimmt dieses Mitleid schon ab zwei Personen ab.

Ein Grund dafür ist die Aufmerksamkeit. Wenn es zwei oder noch mehr Personen gibt, denen man helfen soll, kann man sich nicht voll auf eine Person konzentrieren. Dabei ist gerade die Aufmerksamkeit ein so entscheidender Faktor bei der Entstehung von Affekten und Emotionen.

Doch neben der Aufmerksamkeit gibt es noch einen weiteren dezisiven Grund, der zum rasanten Mitleidsverlust führt. In unserem Denken und Fühlen stellt eine einzige Person eine psychologisch kohärente Einheit dar. In eine Person kann man sich leicht hineinversetzen, sich die Lage wirklich vorstellen. Sobald man hingegen eine Gruppe betrachtet, löst sich diese Kohärenz in Rauch auf und man beginnt die Sache nur mehr sehr oberflächlich zu betrachten.

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Wieso wir Genozide ignorieren

Ein Toter ist eine Tragödie, Tausend Tote sind eine Statistik. Diesen Satz als Einleitung zu verwenden, ist zugegebenermaßen ziemlich stumpf. Es ist ein Satz der sich enormer Beliebtheit erfreut, ist er doch einfach zu rezitieren und beinhaltet viel Wahrheit. Doch in der Verwendung dieses Zitats steckt auch eine tragische Ironie: Tausendmal gehört, aber tausendmal ist nichts passiert.

„Nie wieder“, schrien und schrieben die Leute nach dem Holocaust. „Nie wieder“, schreien und schreiben die Leute auch heute noch jedes Jahr bei Gedenkfeiern zu diesem schrecklichen Ereignis. Doch aus „Nie wieder“ wurde der Genozid in Kambodscha in den 1970er Jahren. Daraus wurden der Genozid in Ruanda im Jahre 1994, der Genozid in Zimbabwe im Jahre 2000 und der Genozid in Darfur, der im Grunde bis heute nicht beendet ist.

Das Problem: Die Debatte ist mit dem obigen Zitat meist beendet. Niemand denkt weiter, wieso Tausend Tote nur eine Statistik sind. Niemand überdenkt, was man tun kann, damit sie zu mehr als einer Statistik werden.

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