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Posts tagged Bildung
Füllwörter über Zeitformen

Sprache ist eine Sache der Praxis. Das wird nirgends deutlicher als in der Schule, wo die Lernenden oft selbst nach mehreren Jahren der Übung kein ordentliches Gespräch in der jeweiligen Fremdsprache führen können.

Ein Grund dafür ist sicherlich der falsche Fokus des Kurrikulums.

„While the scholastic-minded will memorize declensions, the a-Platonic nonnerd will acquire, say, Serbo-Croatian by picking up potential girlfriends in bars on the outskirts of Sarajevo, or talking to cabdrivers, then fitting (if needed) grammatical rules to the knowledge he already possesses.” - Nassim Taleb in seinem Buch “The Black Swan”.

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KI und die falsche Frage

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis Maschinen uns Menschen in allen Aspekten überlegen sind? Wann wird die erste Künstliche Intelligenz ein Start-Up gründen und auf Basis ihrer eigenen innovativen Ideen ein Milliardenunternehmen aufbauen?

Für Claude Shannon – den Begründer der Informationstheorie – war die Antwort auf diese Frage schon vor einigen Jahrzehnten klar.

„I think that creative stuff is still a long ways off. But in the meantime it can be a boom to humanity. And I´d like to see that happen as soon as possible.” – Claude Shannon.

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Denkende Körper

Ein Faktor, der in der gesamten Debatte rund um die voranschreitende Digitalisierung gerne verloren geht, ist der Körper.

Dabei reicht ein Blick in den Alltag, um zu erkennen, dass wir mehr wissen als wir formulieren können. So kann niemand vollkommen exakt erklären, wie er Rad fährt, schwimmt oder läuft. Wir denken also mit unserem Körper.

Was hat das aber mit Digitalisierung zu tun? Wenn wir am Computer oder dem Smartphone arbeiten, verwenden wir für verschiedenste Aufgaben dieselben Bewegungen. Ob wir schreiben, rechnen oder spielen – wir arbeiten immer mit Maus und Keyboard beziehungsweise einem Touchscreen.

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Grokking und Geschichte

Vor einigen Wochen habe ich das Konzept des Grokking entdeckt. Wer etwas grokt, hat nicht nur ein kognitives Verständnis davon. Wer etwas grokt, hat vielmehr ein Gefühl für die Sache. Eine Mutter weiß, wer ihre Kinder sind. Zusätzlich grokt sie diese Beziehung aber auch – sie fühlt die Beziehung zu ihren Kindern auf einer tiefen emotionalen Ebene.

Das wohl wichtigste Beispiel für fehlendes Grokking ist die Geschichte. In der Regel blicken wir mit denselben Augen auf die Geschichte der Menschheit mit welchen wir auch auf fiktive Geschichten blicken.

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Wissen wiederfinden

Nehmen wir an, du wirst 100, 200 oder 500 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Wie viele Innovationen von heute könntest du in deiner neuen Realität umsetzen?

Könntest du den ersten Fernseher entwickeln? Könntest du den Leuten wissenschaftlich beweisen, wie diverse Gesetze der Physik funktionieren? Könntest du wenigsten den Reißverschluss erfinden?

Aus irgendeinem unerkenntlichen Grund taucht dieses Gedankenexperiment immer wieder in meinen Denkprozessen auf.

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Hypothesen & Passwörter

«Lehrer: Was ist Licht?

Schüler: Licht hat sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften. Man spricht vom Welle-Teilchen-Dualismus.»

In unserem Bildungssystem bekommt der Schüler mit dieser Antwort alle Punkte. In der Realität ist seine Antwort meist wertlos – so die These von Eliezer Yudkowsky.

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Zeit, Beziehung, Filter - die Universität

«Universitäten sind ineffizient, unflexibel und antiquiert. Sie sind ineffizient, weil viele Dinge gelehrt werden, die keinerlei praktische Relevanz haben. Sie sind unflexibel, weil Studenten zur gleichen Zeit am gleichen Ort lernen müssen. Sie sind antiquiert, weil sie immer noch auf Vorlesungen mit Tafel und Kreide beruhen.»

Gerade in Anbetracht von Covid-19 scheint die Zeit reif, die Universitäten vollkommen zu revolutionieren. Alles digital, alles on-demand.

Doch dieser Schein trügt, wie der Ökonom und Politikwissenschaftler Michael Munger betont. Viele der geäußerten Kritikpunkte haben zwar durchaus Validität, verdecken aber die Kehrseite der Medaille.

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Schatten der Bildung

Kaum ein System hält so hartnäckig an veralteten Strukturen fest wie das Bildungssystem. Die faszinierende Eigenschaft des Phänomens der veralteten Schulsysteme ist dessen Internationalität.

So gut wie kein Staat implementiert wahrhaft innovative oder gar revolutionäre Fortschritte. Die Fächerstruktur ändern, den Bildungskanon von Grund auf neu schreiben, Klassen, Schulstufen und Noten neu denken.

Ein entscheidender Grund für dieses Phänomen ist der Schatten der Bildung.

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Intellektuelle Integrität & Dunkle Räume

„I concluded that what we call 'intelligence' is as much about virtues such as honesty, integrity, and bravery, as it is about 'raw intellect’.” – Nabeel Qureshi in seinem Essay “How To Understand Things”

Eine elementare Eigenschaft von intelligenten Menschen ist ihr tiefgründiges Verständnis komplexer Thematiken.

Grundlage dafür sind diverse genetisch angelegte Eigenschaften wie eine schnelle Auffassungsgabe, die Fähigkeit logisch zu denken, …

Mindestens ebenso wichtig ist die Geisteshaltung der intellektuellen Integrität. Intellektuelle Integrität bedeutet, eine Antwort erst dann zu akzeptieren, wenn man sie wirklich versteht.

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Opportunität & Instandhaltung - Bildung

Eine der großen Schwächen unseres Bildungssystems ist der hohe Grad an Diversifizierung. Wie soll ein Schüler jemals zu langfristigem Wissen gelangen, wenn er für mehr als ein Dutzend Fächer auf einmal lernen muss?

Der Kritikpunkt ist durchaus valide, hängt aber stark vom Blickwinkel ab. Wenn die Schule dazu da ist, wirklich langfristiges Wissen zu erlangen, dann versagt das System.

Gerade in der frühen Bildungsphase geht es aber nicht nur um die Tiefe, nicht nur um das Exploitieren eines möglichst großen Wissensschatzes. Vielmehr ist es unabdingbar, dass junge Menschen einer großen Bandbreite an Inhalten ausgesetzt sind, um die eigenen Interessen zu explorieren.

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Die Revolution, die nicht passierte

Im 14. Jahrhundert war China die klare Weltmacht in Sachen technologischer Innovation.

Auf dem Bereich der Landwirtschaft entwickelten die Chinesen enorm fortgeschrittene Pflug- und Saatmaschinen.

Im späten 11. Jahrhundert produzierte China gut 150.000 Tonnen Eisen – was auf einer pro-Kopf-Basis dem fünf- bis sechsfachen der europäischen Produktion entsprach.

In der Textilindustrie arbeiteten die Chinesen bereits im 13. Jahrhundert mit Maschinen, die in Europa erst 400 Jahre später Einzug erhielten.

Im Grunde war das Land damals reif für eine Industrielle Revolution.

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Tauschwert von Bildung

“As a result, educational credentials come to take on a life of their own. Their value derives not from the useful knowledge they symbolize but from the kind of job for which they can be exchanged.” – David Labaree[i]

Die meisten Bildungsinstitutionen der westlichen Welt fokussieren sich auf Noten, Abschlüsse und Zertifikate. Das wird zwar immer wieder kritisiert, im Großen und Ganzen hat sich daran in den letzten Jahrzehnten aber rein gar nichts geändert.

Grundsätzlich entspringt dieses Problem dem Unterschied zwischen dem Tauschwert und dem intrinsischen Wert von Bildung. Kaum jemand macht Matura oder Abitur, weil ihn das dabei erlernte Wissen interessiert.

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Einzigartige Leistungen

Es gibt Menschen, die Nobelpreise gewinnen. Es gibt Menschen, die ihr kleines Start-Up zu einem Milliardenkonzern aufbauen. Solche Menschen vollbringen einzigartige Leistungen.

Der wohl wichtigste Strang der all diese Menschen verbindet, ist der Glaube, einzigartige Leistungen vollbringen zu können. Die meisten von uns wollen zwar etwas Bleibendes auf dieser Welt hinterlassen, die Courage, um wirklich einzigartige Beiträge zu leisten, besitzen aber nur sehr wenige.

“One of the characteristics of successful scientists is having courage. Once you get your courage up and believe that you can do important problems, then you can. If you think you can't, almost surely you are not going to.” – Richard Hamming in seinem Vortrag “You and your research”

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Soziales im MINT-Studium

Das Akquirieren von MINT-Studenten ist eine der größten Herausforderungen, mit denen universitäre Systeme in Europa und Amerika konfrontiert sind. Doch nicht nur die Anzahl neuer Schüler spielt eine Rolle, eine weitere Challenge besteht im Erhalt des bestehenden Aufgebots an MINT-Studenten.

Die beste Metrik zur Vorhersage von Studienabbrechern sind – wer hätte es geahnt – die Noten. Studenten mit überdurchschnittlich guten Noten brechen nur sehr selten ab, Studenten mit schlechten Noten brechen häufig ab. Doch Noten verlieren ihren Informationswert abseits dieser Extreme.

Im Zuge ihres Papers „Educational commitment and social networking: The power of informal networks” haben Justyna P. Zwolak et al. eine Studie mit 273 Studenten der Florida International University durchgeführt. Diese Studenten haben alle einen Einstiegskurs zum Thema Elektrizität und Magnetismus absolviert. Für den darauffolgenden Kurs haben sich nur mehr 212 Studenten angemeldet, der Rest hat abgebrochen.

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Passion-Economy – neue Wirtschaft

Uber, Foodora und Co. haben in den letzten Jahren eine neue Art des Wirtschaftens erschaffen: die Gig-Economy. Die Idee dahinter: man greift auf ungenutzte Ressourcen zurück und verbindet mit Hilfe einer Plattform willige Arbeiter mit den passenden Kunden. Doch obwohl die Individualität im Anstellungsverhältnis eine große Rolle spielt – die meisten Uber-Fahrer und Essenslieferanten arbeiten auf selbstständiger Basis – geht es um einheitliche Dienstleistungen, mit dem Ziel individuelle Besonderheiten zu reduzieren, um ein konsistentes Kundenerlebnis zu erschaffen.

Während Europa noch mit den Neuheiten dieser Gig-Economy beschäftigt ist, entwickelt sich in den USA bereits eine weitere disruptive Wirtschaftswelle: die Passion-Economy.

Der Begriff stammt vom Li Jin, einer Harvard Absolventin und Partnerin bei Andreessen Horowitz. In ihrem Artikel „The Passion Economy and the Future of Work” hat sie erstmals eine Reihe neuer innovativer Unternehmen im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eingeordnet. Zu diesen Unternehmen gehören e.g. Substack, Patreon oder Skillshare.

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Inter- und Intraaufmerksamkeit

In den letzten Jahren hat sich mit dem Medienkonsum auch der präferierte Modus der Aufmerksamkeit verändert. Während in früheren Dekaden das Lesen von Büchern und Artikeln einen großen Anteil des Medienkonsums ausmachte, spielen interaktive Medien wie Computerspiele sowie Videos und Filme eine immer größere Rolle. Soweit nichts Neues. Doch die US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Nancy Katherine Hayles beschreibt in ihrem Essay „Hyper and deep attention: The generational divide in cognitive modes.“ wie dieser Trend einen Umschwung in Denkmustern mit sich bringt.

Mit dem Lesen von langen Texten trainiert man eine Art der Aufmerksamkeit, im Zuge derer man sich lange Zeit sehr intensiv auf eine Sache fokussiert und alle Ablenkungen ausblendet. Hayles bezeichnet das als „Deep Attention“, was durch den Begriff der Intraaufmerksamkeit – also der intensiven Aufmerksamkeit innerhalb einer einzigen Sache – treffend beschrieben wird.

Mit interaktiven Medien hingegen wird die „Hyper Attention“ trainiert – so etwas wie die Interaufmerksamkeit. Interaufmerksamkeit umfasst die Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Fokuspunkten zu wechseln, um so eine möglichst hohe Bandbreite an Information zu verarbeiten.

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Daten und Wählen

«Na und, sollen sie meine Gespräche doch aufnehmen. Sollen Amazon, Facebook, Google und der Staat meine Daten sammeln. Ich habe nichts zu verbergen.»

Diese oft genannte Begründung dafür, mit den eigenen Daten sehr leichtfertig umzugehen, würde überraschen, wenn man von einem grundlegenden Technologieverständnis in der Bevölkerung ausgehen würde.

Das weitläufige Verständnis scheint zu sein, dass irgendein Mitarbeiter im Headquarter von Amazon sitzt und sich die Sprachaufnahmen von Alexa anhört. In diesem Fall wäre es tatsächlich egal, was mit den eigenen Daten passiert, insofern man nichts zu verbergen hat.

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Unnötiges Wissen als Kapazitätsreserve

Es gibt viele Arten von Wissen, die als unnötig betrachtet werden. Genaue Jahreszahlen könne man im Internet suchen, viele mathematische Theoreme hätten keine praktische Relevanz und ein genaues Wissen über die chemischen Reaktionen, die im menschlichen Körper stattfinden, seien mehr als überflüssig.

Ohne auf diese Diskussion im vollen Umfang einzugehen, was zumindest einen Essay wie den von G. H. Hardy beanspruchen würde, werde ich in diesem kurzen Artikel nur einen Blickwinkel auf dieses Wissen werfen, das oft als unnötig erachtet wird. Den Blickwinkel der Kapazitätsreserve.

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Mut zum Ungefähr

Doch das Problem, dass wir nur die Fakten oder im besten Fall spezifische Regeln und Gesetze lernen, ist nicht nur auf die Struktur unseres Denkapparats zurückzuführen. Abstrakt denken ist immer unangenehmer und anstrengender, als spezifische Regeln zu lernen oder ganz klare Fakten.

Unsere natürliche Tendenz der Faulheit führt uns dazu, dass wir uns tendenziell eher keine Gedanken um Metaregeln oder abstrakte Zusammenhänge machen. Auch evolutionär war es nie wichtig, die großen Zusammenhänge zu verstehen, wenn ein Raubtier kommt dann läuft man weg und wenn man Hunger hat jagt man – mit sehr spezifischen Regeln konnte man immer gut überleben.

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Mathematik – von Formeln zu Kunst

Mathematik wird seit Jahrzehnten auf eine sehr symbolzentrierte und technische Art und Weise unterrichtet. In den letzten Jahren begann man den technischen Aspekten, also dem sturen Rechnen und Lösen von Formeln weniger Aufmerksamkeit zu schenken, dafür verwendet man Computer und Taschenrechner. Etwas mehr Aufmerksamkeit wird seitdem auf ein oberflächliches Verständnis der Konzepte gelegt, man soll Dinge interpretieren, teilweise sogar erklären können.

Was ausbleibt ist die Faszination. Einige glückliche erwischen den richtigen Mathelehrer oder entwickeln durch Zufall ein Interesse an diesem Fach, in der Breite der Gesellschaft hinterlässt die Mathematik nach der Schulzeit aber einen bitteren Nachgeschmack.

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