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Posts in Gesellschaft
Selbstüberschätzung – das Erbe des Erfolgs

Ökonomischer, akademischer und gesellschaftlicher Erfolg wird selbst in sehr offenen Gesellschaften mit einem guten Sozialsystem und Unterstützung für alle Schichten immer noch vererbt. Prestigeträchtige Firmen nehmen eher Bewerber aus prestigeträchtigen Unis und erfolgreiche Unternehmer kommen tendenziell aus erfolgreichen Familien. Für diesen Zustand gibt es verschiedene Erklärungsmodelle reichend von bewusster oder unbewusster Diskriminierung hin zu strukturellen und systematischen Faktoren, die schwer zu identifizieren sind.

Ein wichtiger und oft übersehener Faktor ist das Selbstbewusstsein.

In vier Studien mit insgesamt 152.661 Teilnehmern (S1: 150.949, S2: 433, S3: 1.000, S4: 279) konnten sie, dass vor allem die subjektive Einschätzung des eigenen Status die Selbstüberschätzung entscheidend beeinflusst.

Dabei wurde die Selbstüberschätzung anhand des sogenannten Overplacements gemessen. Man gab den Teilnehmern also bestimmte Aufgaben und befragte sie dahingehend, wie gut sie ihre eigene Leistung gegenüber der Leistung der anderen Teilnehmer einschätzen. Diese subjektive Einschätzung verglich man mit einer objektiven Einordnung der Leistung. Je stärker die Differenz zwischen subjektiver Einschätzung und objektiver Einordnung, desto höher die Selbstüberschätzung.

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Normgleichgewicht – Steuer, Fleisch & Impfen

Wenn ein bestimmtes Verhalten oder ein Gesetz von einer Gesellschaft akzeptiert wird, erntet man schiefe Blicke, wenn man sich anders verhält und hat mit Konsequenzen zu rechnen, wenn man das Gesetz bricht. Insofern stabilisiert sich diese Handlungsweise durch das gesellschaftliche Normverständnis praktisch von selbst.

Wenn das Gesetz aber von der breiten Gesellschaft ignoriert wird, erntet derjenige schiefe Blicke, der sich daran hält.

Der spannende Punkt an beiden Gleichgewichten, sowohl dem positiven als auch dem negativen, ist, dass sie sich selbst verstärken und sehr stabil sind. In der Spieltheorie würde man davon sprechen, dass sie self-enforcing sind. Das macht es so schwer, in Staaten mit einer Kultur von Steuerbetrug zu mehr Steuerehrlichkeit zu kommen.

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Ironie des Fortschritts - 3 Aspekte

Eine Zeit des rasanten Fortschritts ist also vor allem durch weniger Zeit und Energie für Marketing geprägt und vice versa, wenn es mit dem Fortschritt eher schleppend vorangeht.

Alle diese drei Faktoren, und das war eine ziemlich zufällige Auswahl, führen also zu einer verzerrten Wahrnehmung von Fortschritt. Es bleibt uns wieder mal nur eines: eine inhaltliche und faktenbasierte Auseinandersetzung mit den Themen, weil unser Gehirn uns sonst in die Irre denkt.

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Strategische Verstärkung – Journalismus und Plattformen

Die großen sozialen Plattformen berufen sich auf die freie Meinungsäußerung und stellen sich als neutral dar. Nur weil sie aber nicht aktiv nach bestimmten Normen filtern, sind sie noch nicht neutral. Diese Plattformen haben eine ganz klare Richtung – die Richtung des Sensationalismus. Was populär ist, was viral geht, was aufregt, das wird auf diesen Plattformen verstärkt.

Das Recht auf Meinungsfreiheit muss es freilich geben, doch das Recht eine Plattform zu bekommen, die die eigene Nachricht verbreitet, gibt es nicht.

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Notwehr und Sprachgewalt

Wenn plötzlich jeder meint, das Recht zu haben, sich von anderen Meinungen und Aussagen gewalttätig angegriffen zu fühlen, und zu Mitteln der Notwehr greifen zu können, dann kann man es mit sinnvollen Debatten auch gleich lassen.

Es sagt sich leicht, dass Sprache Gewalt ist und das ist in gewissen Fällen auch richtig. Wenn aber die Folgen dieser Gleichsetzung von Sprache und Gewalt derartig drastische Konsequenzen haben, wie wir sie vielerorts erleben, ist es besser, wenn wir Sprache Sprache und Gewalt Gewalt sein lassen.

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Wandel moralischer Standards und Kunst

Man darf Künstler und ihre historischen Werke, die in ganz anderen Zeiten entstanden sind als den unseren, nicht mit heutigen moralischen Standards bewerten. Stark patriarchalische, antisemitische oder xenophobische Ansichten und Äußerungen sind niemals gutzuheißen, darauf hat sich die Gesellschaft im moralischen Konsens geeinigt. Es muss aber klar sein, dass dieser Konsens früher im besten Fall eine Randmeinung war.

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