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Soziale Beziehungen - Wissensredundanz

In einem perfekten Arbeitsmarkt bekommen die kompetentesten Bewerber die besten Positionen. In der Praxis ist dieser perfekte Arbeitsmarkt nicht viel mehr als eine nette Idee.

Wie der chilenische Ökonom César Hidalgo in seinem Buch „Why information grows.“ beschreibt, sind oft mehr als 50% aller Arbeitsplätze in einer Stadt oder einem Unternehmen auf soziale Beziehungen zurückzuführen.

Für soziale Beziehungen selbst spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: soziale Zentren, soziale Ähnlichkeit und Homophilie.

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Tragödie der Wissenschaftskommunikation

Rationalität hat ein großes Problem. Für eine Person kann es vollkommen rational sein, sich irrational zu verhalten.

Bereits 1968 hat der Mikrobiologe Garrett Hardin dieses Paradoxon als Tragödie des Gemeinguts beschrieben.

Wenn sich mehrere Bauern ein Feld teilen, ist es im Interesse jedes Bauern, das Feld etwas intensiver zu bewirtschaften als die anderen. Dadurch bekommt er höhere Erträge und kann den maximalen Profit aus dem Feld schlagen. Wenn aber alle das tun, wird das Feld binnen einer Saison ruiniert sein.

Der Yale-Professor Dan M. Kahan hat dasselbe Phänomen in der Wissenschaft beobachtet.

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Inverses Mentoring & Schattenvorstände

Große und lang etablierte Konzerne haben in der Regel folgende Kernprobleme:

1. Sie sind zu langsam, um mit den Innovationszyklen des Marktes mitzuhalten.

2. Sie haben Schwierigkeiten, junge Talente zu entwickeln und erhalten.

Dabei begünstigt das eine Problem das andere. Talentierte junge Menschen wollen nicht in veralteten Konzernen ohne modernen Kompetenzen arbeiten. Ohne talentierte junge Menschen wird es schwer, moderne Kompetenzen aufzubauen.

Die Leadership-Professorin Jennifer Jordan sieht genau in dem Zusammenhang der beiden Problemstellungen auch den Schlüssel zu ihrer Lösung.

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Retrospektive Scheinheiligkeit

Die absolute Mehrheit unserer Vorfahren wird unseren moralischen Standards in vielerlei Hinsicht nicht gerecht.

Viele Entdecker waren Rassisten. Viele Wissenschaftler waren frauenfeindlich. Viele Künstler waren antisemitisch.

Und dennoch scheint es falsch, unsere Vorfahren auf diese Faktoren zu reduzieren. Es scheint falsch, unsere Vorfahren nach heutigen Standards zu bewerten.

Nassim Taleb bezeichnet eine derartige Bewertung als retrospektive Scheinheiligkeit.

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Slow-Motion Multitasking

Wer Höchstleistungen erbringen will, muss sich von Multitasking fernhalten. Multitasking lenkt ab, verwirrt und ist ineffektiv.

In Anbetracht dieser weit verbreiteten These ist es durchaus erstaunlich, wie viele Top-Performer in Wissenschaft und Wirtschaft Multitasking betreiben.

Die erfolgreichsten Wissenschaftler publizieren im Zuge ihrer Laufbahn zu mehr verschiedenen Themen als weniger erfolgreiche. Viele der herausragendsten Unternehmer können es nicht bei einem einzigen Projekt belassen.

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Personbyte & Firmbyte

Information ist der elementarste Bestandteil unseres Lebens und damit auch der elementarste Aspekt der Wirtschaft. Denn schlussendlich sind die Produkte, die wir produzieren, vor allem Information - die konkreten Atome sind mehr als nebensächlich.

Dementsprechend ist der wichtigste Faktor im Produktionsprozess das nötige Wissen in Form von Humankapital. Bei einfachen Produkten passt dieses Wissen in den Kopf eines einzigen Menschen. Wenn es aber um den Bau eines Autos oder Computers geht, reicht die kognitive Kapazität einer Einzelperson bei Weitem nicht aus.

Der Physiker César Hidalgo beschreibt dieses Phänomen mit dem Begriff des Personbyte. Ein Personbyte ist die Menge an Knowledge und Knowhow, die ein einziger Mensch speichern kann.

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Vorlaufzeitbias - der Diagnosehype

Ich war immer ein großer Freund der Früherkennung. Lieber einen Test mehr als einen Test zu wenig. Die Krankheit lieber vor den Schmerzen diagnostizieren als danach.

Auch die Statistiken scheinen diese intuitive Vorliebe zu bestätigen. So zählt die Prostatakrebsuntersuchung in den USA seit den 1980er Jahren zu einem Routineverfahren. In Großbritannien wird hingegen nur getestet, wenn Symptome auftreten.

Das Resultat: Die Überlebensrate von Prostatakrebs ist in den USA um ein Vielfaches höher als in Großbritannien.

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Vorstellungsbilanz & Kristalle

Information ist der Ursprung des Lebens. Tiere oder Pflanzen sterben nicht, weil ihre Atome sich in Luft auflösen. Sie sterben, weil die Anordnung der Atome sich verändert – die Information verändert sich.

Genauso besteht der Wert eines Lamborghinis nicht in seinen Atomen. Ein geschrotteter Lamborghini hat zu einem großen Teil die gleichen Atome wie einer, der gerade aus der Fabrik kommt. Es ist die Anordnung der Atome, die den Wert bestimmt – es ist die Information.

Sowohl Äpfel als auch Apple-Produkte sind dementsprechend nicht viel mehr als eine Verkörperung von Information. Doch es gibt einen Unterschied zwischen der Information eines iPhones und der Information eines Apfels: Das iPhone verkörpert Information, die unserer Vorstellungskraft entspringt.

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Intellektuelle Integrität & Dunkle Räume

„I concluded that what we call 'intelligence' is as much about virtues such as honesty, integrity, and bravery, as it is about 'raw intellect’.” – Nabeel Qureshi in seinem Essay “How To Understand Things”

Eine elementare Eigenschaft von intelligenten Menschen ist ihr tiefgründiges Verständnis komplexer Thematiken.

Grundlage dafür sind diverse genetisch angelegte Eigenschaften wie eine schnelle Auffassungsgabe, die Fähigkeit logisch zu denken, …

Mindestens ebenso wichtig ist die Geisteshaltung der intellektuellen Integrität. Intellektuelle Integrität bedeutet, eine Antwort erst dann zu akzeptieren, wenn man sie wirklich versteht.

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Komplementärgüter marginalisieren

Vertikale Integration ist gerade im E-Commerce eines der potentesten Buzzwords des letzten Jahrzehnts. Man bringt die ganze Wertschöpfung ins eigene Unternehmen – von der Produktion bis hin zum Verkauf der Güter.

Im Optimalfall führt geschickte vertikale Integration zu einer Monopolstellung, bei der man alle Aspekte der Wertschöpfungskette kontrolliert. Doch vertikale Integration ist aufwendig, führt zu hoher Komplexität und erregt bei Erfolg das Aufsehen der Kartellämter.

Gerade für junge und schlanke Unternehmen ist diese Vorgehensweise in der Regel also keine valide Strategie.

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Betrug & Mord der Courage

Kaum eine menschliche Eigenschaft hat so viele Leben auf dem Gewissen wie die Courage. Genauer gesagt ist es der Mangel an Courage, der nicht nur den Tod von unzähligen Menschen, sondern auch den Tod von revolutionären Ideen und innovativen Gedanken auf dem Konto hat.

“Courage is what it takes to overcome fear. Fear is an emotion appropriate to perceived risk. Thus, to exhibit courage one must both perceive a risk and proceed in spite of it.” – Ivan Sutherland in seinem Essay “Technology and Courage”.

Schlussendlich braucht so gut wie jedes wertvolle Projekt, jede würdige Handlung, jede intelligente Idee einen gewissen Grad an Courage. Denn all diese Dinge sind mit Risiken verbunden und erst die Courage erlaubt uns, trotz der Angst vor diesen Risiken weiterzumachen.

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Fehlschluss der Referenz

Trotz einer kleinen Gruppe an begeisterten Anhängern hat es weder Speed-Reading noch Speed-Listening zum Durchbruch geschafft.

Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Wenn ich mein Lesetempo verdopple, kann ich nicht nur zweimal mehr Bücher lesen – es halbiert sich auch der zeitliche Kostenaufwand eines jeden Buches um 50%.

Bücher, die keine 12 Stunden der eigenen Zeit wert sind, können aber sehr wohl 6 Stunden der eigenen Zeit wert sein. Man vergrößert also die Bandbreite an lesewürdigen Büchern.

Die gleiche Thematik gilt für Podcasts oder Hörbücher. Wer sie mit doppelter Geschwindigkeit hört, kann seinen Wissenszuwachs verdoppeln.

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Schatten der großen Anreize

Wer das Beste aus seinen Mitarbeitern, Kollegen und Dienstleistern herausholen will, der muss sie auch ordentlich bezahlen. Die Chance großer Bonuszahlungen motiviert und erhöht so die Leistungsfähigkeit.

Klingt gut, stimmt aber nicht.

Zwar führen hohe Bonuszahlungen und andere monetäre Anreize im Regelfall zu mehr Motivation, mehr Motivation führt aber nicht zwingend zu besserer Performance.[i]

So besagt das Yerkes-Dodson-Gesetz, dass die kognitive Leistungsfähigkeit bis zu einem gewissen Level an Erregung und Motivation ansteigt. Wenn man dieses Level aber überschreitet, wirkt sich übermäßige Erregung negativ auf die Leistungsfähigkeit aus.

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Selbstzerstörung der Gruppe

Zu Beginn des Computerzeitalters gab es in Sachen Software nur ein Ziel: Die Software muss ein spezifisches Problem lösen. Wie die Software das tat, war mehr als zweitrangig, da schlussendlich ohnehin nur Experten die Maschinen bedienten.

Je mehr der Computer aber in die Hände von normalen Nutzern ohne technischen Hintergrund kam, desto mehr spielte die einfache Nutzbarkeit eine entscheidende Rolle. Heute designet kaum ein Software-Ingenieur seine Programme, ohne auch an die Nutzbarkeit zu denken.[i]

Doch bereits 2003 hat Clay Shirky in seiner Keynote „A Group is its own worst enemy” festgestellt, dass ein ganz neuer Faktor Einzug in die Softwarebranche erhalten hat: Soziale Software.

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Fehlschluss der Prognosen - Variabilität

Prognosen, die die fernere Zukunft betreffen, sind gezwungenermaßen fehlerbehaftet. Die meisten Sachverhalte weisen eine zu hohe Komplexität auf, als dass man sie genau vorhersagen könnte.

Entsprechend liegen Finanzanalysten, Politikwissenschaftler und andere Experten mit ihren Vorhersagen immer wieder ziemlich weit daneben.

Diese Feststellung ist soweit nicht sonderlich hilfreich, da man sowieso nichts daran ändern kann. Immer wenn wir uns über die Zukunft Gedanken machen, liegen wir mit hoher Sicherheit falsch.

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Opportunität & Instandhaltung - Bildung

Eine der großen Schwächen unseres Bildungssystems ist der hohe Grad an Diversifizierung. Wie soll ein Schüler jemals zu langfristigem Wissen gelangen, wenn er für mehr als ein Dutzend Fächer auf einmal lernen muss?

Der Kritikpunkt ist durchaus valide, hängt aber stark vom Blickwinkel ab. Wenn die Schule dazu da ist, wirklich langfristiges Wissen zu erlangen, dann versagt das System.

Gerade in der frühen Bildungsphase geht es aber nicht nur um die Tiefe, nicht nur um das Exploitieren eines möglichst großen Wissensschatzes. Vielmehr ist es unabdingbar, dass junge Menschen einer großen Bandbreite an Inhalten ausgesetzt sind, um die eigenen Interessen zu explorieren.

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Mittelfristige Künstliche Intelligenz

In einigen Jahrzehnten werden wir es womöglich mit einer Künstlichen Intelligenz zu tun haben, die uns Menschen weit überlegen ist.

Für manche KI-Forscher ist diese Möglichkeit die zentrale Problematik unserer Zeit. Wie können wir eine bösartige KI verhindern? Wie können wir verhindern, dass es zu einer Singularität mit unerwünschten Konsequenzen kommt?

Andere Forscher halten diese Bedenken für vollkommen übertrieben. Ihre These: Nur weil ein Problem in der Zukunft möglicherweise auftreten könnte, sollten wir nicht zu viel Zeit darin investieren. Oder, wie Andrew Ng es formulierte: „Ich mache mir auch keine Sorgen über die Überbevölkerung des Mars.“

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Die Revolution, die nicht passierte

Im 14. Jahrhundert war China die klare Weltmacht in Sachen technologischer Innovation.

Auf dem Bereich der Landwirtschaft entwickelten die Chinesen enorm fortgeschrittene Pflug- und Saatmaschinen.

Im späten 11. Jahrhundert produzierte China gut 150.000 Tonnen Eisen – was auf einer pro-Kopf-Basis dem fünf- bis sechsfachen der europäischen Produktion entsprach.

In der Textilindustrie arbeiteten die Chinesen bereits im 13. Jahrhundert mit Maschinen, die in Europa erst 400 Jahre später Einzug erhielten.

Im Grunde war das Land damals reif für eine Industrielle Revolution.

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Paradox: Freie Diskussion & Verhöre

Bei jedem halbwegs seriösen Verhör greift das Prinzip der unabhängigen Einschätzungen. Wenn es also mehrere Zeugen von derselben Tat gibt, werden diese Zeugen getrennt befragt. Im besten Fall, sollen sie sich vor dem Verhör auch nicht untereinander absprechen können.

Das ist aus zwei Gründen vollkommen logisch:

Wenn Zeugen und Aufklärende unterschiedliche Interessen haben, kann durch die Trennung verhindert werden, dass sich die Zeugen gemeinsame Lügen ausmachen.

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Raketenbau und Künstliche Intelligenz

Raketenwissenschaft ist nicht umsonst eine Raketenwissenschaft. Viel komplizierter als die Raketenwissenschaft selbst ist aber der tatsächliche Bau von Raketen.

Elon Musk vergleicht die Konstruktion von Weltraumfahrzeugen mit dem Schreiben einer enorm komplexen Software. Nur kann man die Software in ihrer Gesamtheit nie testen und wenn man sie zum ersten Mal testet, darf sie keine Fehler mehr haben.

Doch jeder der schon einmal ein Stück Software programmiert hat, weiß: Eine Software zu entwickeln, die man nie testen darf und die dennoch von Beginn an ohne Bugs läuft, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

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